Die Elektromobilität ist ein zentrales Element, um die Klimaziele und einen geringeren Verbrauch fossiler Energieträger im Verkehr zu erreichen. Mit Blick auf den eigenen Umstieg haben Privathaushalte in Deutschland insbesondere Bedenken bezüglich der Ladeinfrastruktur, wie eine Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers durch KfW Research zeigt. Vor diesem Hintergrund sieht man, dass der Fahrzeugbestand zuletzt deutlich stärker gewachsen ist als die Lademöglichkeiten, so die KfW in einer aktuellen Mitteilung.
„In den letzten beiden Jahren ist der Bestand an Elektroautos dreimal stärker gewachsen als die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte. Setzt sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden“, so Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Ladeinfrastruktur muss nun mit der dynamischen Entwicklung bei den Elektroautos Schritt halten, um den Umstieg auf die Elektromobilität attraktiv zu machen.“ Denn nur wenn die wachsenden Ladebedarfe erfüllt werden, können stärkere Anreize zum Umstieg auf die Elektrotechnologie gegeben und damit die gesetzten Klimaziele für den Verkehrssektor erreicht werden.
In Deutschland erfolgte bisher ein tendenziell gleichmäßiger Ausbau der öffentlichen Ladepunkte. Hier bestehe allerdings die Gefahr, dass insbesondere Ladepunkte in dünn besiedelten Regionen nicht kostendeckend angeboten werden können, da diese verhältnismäßig wenig genutzt werden. In Ballungsgebieten seien dagegen bei einem weiteren Anstieg der Elektroautos höhere Nutzungsraten zu erwarten. Öffentliche Ladepunkte werden daher insbesondere in dicht besiedelten Bestand benötigt, so die KfW.
In regionalen Regionen können dagegen verstärkt private Ladepunkte genutzt werden. Dies erklärt sich unter anderem aus der Verfügbarkeit privater Stellplatzmöglichkeiten, wie die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers 2021 zeigen. So geben in kreisfreien Großstädten rund 19 Prozent der Haushalte mit Auto an, einen maßgeblichen eigenen Stellplatz nutzen zu können, während der Wert in ländlicheren Regionen mit 34 Prozent fast doppelt so hoch lag.
In allen Regionen Deutschlands ist der Wunsch nach mehr öffentlichen Lademöglichkeiten jedoch hoch. Im KfW-Energiewendebarometer gibt man mehr als 50 Prozent der Haushalte an, sich die Anschaffung eines Elektroautos aufgrund der unzureichenden öffentlichen Ladeinfrastruktur nicht vorstellen zu können. In kreisfreien Großstädten ist dies mit rund 56 Prozent sogar der meistgenannte Grund. Der Staat musste deshalb den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur weiter vorantreiben, so die KfW. Dabei aber auch das Zusammenspiel mit privater Ladeinfrastruktur und die Überleitung zu einer stärkeren Markt- bzw. bedarfsbasierte Bereitstellung der Ladeinfrastruktur im Blick behalten.
„Aktuelle Forschungsergebnisse und die Antworten der Haushalte im KfW-Energiewendebarometer zeigen, dass der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur eine zentrale Stellschraube für die flächendeckende Akzeptanz und Nutzung der Elektromobilität ist. Alle staatlichen Ebenen müssen deshalb am Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur arbeiten – unter Berücksichtigung von Substitutionsmöglichkeiten durch private Ladepunkte. Dabei die Balance zwischen den Bedürfnissen der Elektroautonutzer auf der einen und der notwendigen Rentabilität bzw.. Kosteneffizienz auf der anderen elektrischen Seite zu finden, wird dafür entscheidend sein, das ehrgeizige Ziel von 15 Millionen betriebenen Fahrzeugen bis 2030 auch tatsächlich zu erreichen“, so Dr. Fritzi Köhler-Geib.
Quelle: KfW – Pressemitteilung vom 20.04.2022
Quelle: www.elektroauto-news.net