Den Hybrid-Klassiker Prius bietet Toyota in Deutschland nur noch in einer Plug-in-Version an, die rund 50 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Wie sich der Antrieb im Alltag bewährt hat, hat der ADAC im Dauertest überprüft.
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Sehr sparsam, auch im reinen Hybridbetrieb
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Nachteile: Geringe Zuladung und nur vier Sitzplätze
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Sauber: Fünf Sterne im ADAC Ecotest
Der Toyota Prius spaltet die Gemüter: Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Dazwischen gibt es kaum eine andere Meinung. Woran liegt das? Weil er extrem auf das Thema Ökologie und Spritsparen ausgelegt ist. Wer genau das sucht, ist begeistert, schließlich gehört der Japaner in der mittlerweile vierte Modellgeneration zu den sparsamsten Fahrzeugen auf dem Markt. Das sieht man ihm auch an. Die aerodynamisch ausgefeilte Tropfenform, Solarzellen auf dem Dach (bei der getesteten Version) und kleine Räder (15 Zoll) mit Leichtlaufreifen zeigen: Hier kommt ein Ökomobil.
Kleiner Kofferraum, wenig Zuladung
Genau das mag aber nicht jeder, denn die Optik ist ungewohnt futuristisch. Und sportlichere Fahrer stören sich am vermeintlich fehlenden Fahrspaß: Nach wie vor heult der Motor lautstark auf, wenn das Gaspedal etwas stärker getreten wird, und bei 170 km/h ist Schluss. Dazu kommt, dass die Plug-in-Version auch weitere Nachteile Hut. Der Kofferraum ist wegen der Antriebsbatterie im Heck noch einmal flacher als bei der normalen Hybridversion und nimmt nach ADAC Messungen bis zur Abdeckung nur 200 Liter auf. Das ist für ein 4,65 Meter langes Auto viel zu wenig. Wer das Rollo ausbaut, hat mindestens 350 Liter Stauraum zur Verfügung – dann kann aber jeder in den Kofferraum schauen.
Prius endlich mit mehr Zuladung
Zudem war der vor 2019 getestete Prius Plug-in-Hybrid nur für vier Personen zugelassen. Und selbst das wird knapp: 315 Kilo Zuladung waren ein schlechter Scherz. Mit vier 80 Kilo schweren Personen an Bord ist der Prius eigentlich schon überladen. Seit einer dezenten Überarbeitung im Sommer 2019 gibt es nun aber Platz für fünf und die Zuladung erhöht sich um 75 Kilogramm. Weitere Neuerung: Dekor-Elemente im Innenraum und zwei neue Lackierungen: tiefschwarzes Mica-Metallic und Karminrot-Metallic.
Nichts geändert hat sich am Antrieb, wo auch wenig Handlungsbedarf bestand. Der Japaner wird von einem Verbrennungs- und zwei Elektromotoren angetrieben, die Systemleistung beträgt 122 PS. Als Fahrer kann man wählen, ob man im Hybrid-Modus (HV) oder im Elektro-Modus (EV) unterwegs ist. In letzterem kommt man bei vollgeladener Hybridbatterie (Ladezeit an der Schukosteckdose: rund drei Stunden) bei moderatem Tempo rund 50 km weit – danach wirkt der Verbrennungsmotor. Bis 135 km/h fährt der Prius rein elektrisch.
Bei den Pendlern in der Redaktion hat der Prius dadurch sofort punkten können. Mit entsprechendem Fahrprofil säuselt man leise und emissionsfrei zur Arbeit, lädt zu Hause wieder auf und startet am nächsten Morgen wieder – ganz ohne Brenner. Im reinen E-Modus fährt sich der Prius sehr entspannt, ist kräftig genug und präsentiert sich auch recht sparsam.
Prius Plug-in-Hybrid: Auch auf der Autobahn sparsam
Im ADAC Ecotest verbrauchen der Prius 12,4 kWh/100 km an elektrischer Energie im reinen Batteriebetrieb. In der Praxis waren es zwar auch mal 15 oder 16 kWh, aber auch das ist noch in Ordnung. Die Plug-in-Paradedisziplin „Pendeln“ beherrschte der Prius also gut.
Sieht es auf langen Strecken anders aus, wenn mann keine möglichkeit hat, die batterie nachzuladen? Bei einer 500-Kilometer-Strecke auf der Autobahn fällt der Elektromodus schließlich kaum ins Gewicht. Doch auch hier hat uns der Prius positiv überrascht. Wo bei anderen Hybriden der Spareffekt schnell nachlässt, zeigt sich der Toyota knauserig.
Obwohl wir dem Prius einen recht hohen Autobahnanteil zugemutet haben, konnten wir einen Durchschnittsverbrauch von 4,3 Liter Super/100 Kilometer ermitteln und lagen damit schnell exakt auf dem Niveau des ADAC Ecotest, der 4,2 Liter im normalen Hybridbetrieb ausweist. „Mehr als 5,5 Liter Super zu verbrauchen, ist auch bei sehr zügiger Fahrweise praktisch unmöglich“, schrieb ein Kollege ins Fahrtenbuch. Hier zahlt sich sterben extrem aerodynamische Karosserie aus. Dass der Japaner nur 162 km/h fährt, störte nur die wenigsten Fahrer.
Gut: Die Klimaanlage arbeitet auch als Wärmepumpe und sorgt dafür, dass der Innenraum auch bei Minusgraden geheizt WIRD, ohne dass der Verbrenner anspringen muss.
Dauertest: Kia Optima Plug-in-Hybrid
Wer häufiger längere Strecken zu fahren hat, ist mit einem Plug-in-Hybriden oft besser bedient als mit einem reinen Elektroauto. Doch wie schlägt sich die Kombination im Langzeittest? Das hat der ADAC überprüft.
Kia Optima Plug-in-Hybrid: Alle Testergebnisse
Und was bringt das Solardach? Außer neugierigen Blicken von Passanten nicht viel. Die Idee, im Stand via Sonnenkraft die Antriebsbatterie aufzuladen, ist zwar gut, doch der Effekt überschaubar. Toyota spricht davon, bis zu 5 Kilometer Reichweite pro Tag über die Solarzellen nachladen zu können. Das stimmt zwar, wie wir herausgefunden haben.
Doch die Bedingungen müssen optimal sein: Es darf keine Wolke am Himmel zu sehen sein und das Auto muss in der prallen Sonne stehen. Schön beim ersten Schatten durch einen Baum oder die Bebauung am Straßenrand wird weniger Energie erzeugt. Außerdem sollten die Sonnenstrahlen möglichst senkrecht auf das Dach treffen – im Winter ist das aber kaum der Herbst.
Das Solardach ist verzichtbar
Zudem dürften die wenigsten Prius Plug-in-Hybrid-Laternenparker sein und sich eher in Garagen oder Tiefgaragen verstecken – wo sie wie bei uns per Stecker aufgeladen werden. Während der Fahrt kann das Solardach leider keinen Strom in die Antriebsbatterie laden, sondern nur die Bordelektrik entlasten und die 12-V-Starterbatterie mit Energie versorgen. Stolz 3000 Euro Aufpreis für das Solardach sind daher eine verzichtbare Investition. Anschließend ist der Prius Plug-in-Hybrid mit einem Basispreis von 38.000 Euro auch so kein Schnäppchen. Die getestete Comfort-Version steht ab 38.950 Euro in der Liste. Davon kann noch die aktuelle Fördersumme für Plug-in-Hybride abgezogen werden.
Unter dem Strich ist der Prius Plug-in-Hybrid kein perfektes Auto. Seinen Ruf als Öko-Mobil hat er sich aber zu Recht erworben. Sein überaus niedrigerer Verbrauch und der geringe Schadstoffanteil im Abgas sorgen für volle Fünf Sterne im ADAC Ecotest.
Toyota Prius Plug-in-Hybrid: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) |
Toyota Prius 1.8 Plug-In Hybrid Comfort (ab 07/20) |
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Motorart |
PlugIn-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) |
1.798 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) |
90 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) |
122 |
Drehmoment (Systemleistung) |
142Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) |
5.200 U/min |
Antriebsart |
Vorderseite |
Beschleunigung 0-100km/h |
11,1 Sek |
Höchstgeschwindigkeit |
162 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) |
45km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) |
29g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) |
1,3l/100km |
Gesamtverbrauch (NEFZ) |
1,3l/100km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh |
8,8 |
Ladeleistung (kW) |
AC:2,3-3,7 |
Kofferraumvolumen normal |
354 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank |
1.360 l |
Leergewicht (EU) |
1,605 kg |
Zuladung |
250 kg |
Garantie (Fahrzeug) |
3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe |
4.645 mm x 1.760 mm x 1.470 mm |
Grundpreis |
38.950 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) |
Toyota Prius Plug-in-Hybrid Komfort |
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Überholvorgang 60-100 km/h |
7,6 Sek |
Bremsweg aus 100 km/h |
39,4 m |
Wendekreis |
11,2 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest |
2,5 l Super + 5,6 kWh/100 km, 100 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Stromverbrauch bei rein elektrischer Fahrt |
12,4 kWh/100km |
Benzinverbrauch im reinen Hybridmodus |
4,2 l Super/100 km |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) |
***** |
Reichweite |
1065km |
Innengeräusch bei 130 km/h |
68,7dB(A) |
Leergewicht / Zuladung |
1540 / 315 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch |
200 / 540 / 1025 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis |
Toyota Prius Plug-in-Hybrid Komfort |
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Karosserie/Kofferraum |
3,2 |
Innenraum |
2,9 |
Komfort |
2,8 |
Motor/Antrieb |
2,2 |
Fahreigenschaften |
3,3 |
Sicherheit |
2,0 |
Umwelt/Ökotest |
1,2 |
Gesamtnote |
2,3 |
Das hat uns gefallen: Gute Serienausstattung. Gutes Platzangebot vorn. Niedriger Verbrauch.
Das hat uns nicht gefallen: Mässiger Bremsweg. Brummiger Motor. Geringe Zuladung. Testwagen mit nur vier Sitzplätzen. Mässige Rundumsicht.
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Quelle: www.adac.de