Der Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos geht weiter voran. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren verschiedene Förderprogramme aufgestellt, mit denen sie den Hochlauf unterstützen möchte. Leider sind die bürokratischen Hürden laut dem BDEW so hoch, dass die beantragten und bewilligten Mittel am Ende oft nicht von den Unternehmen abgerufen werden können: Eine Auswertung habe lediglich gezeigt, dass 12 Prozent der Mittel tatsächlich abgerufen werden. Der BDEW, in dem rund 80 Prozent aller Ladesäulenbetreiber vertreten sind, hat dies zum Anlass genommen, den regelmäßigen Mittelabfluss und die Effektivität der Förderprogramme zu analysieren.
„Die Bundesförderprogramme sind ein wichtiger Baustein, um den Ladeinfrastrukturausbau zu unterstützen“, betont Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Förderverfahren für öffentliche Ladeinfrastruktur seien aber zu kompliziert und zu langwierig: „Sie verursachen bei den Antragsstellern einen großen bürokratischen Aufwand“, so Andreae. Aus diesem Grund werden die Fördermittel kaum abgerufen. „Hier brauchen wir jetzt kluge und pragmatische Lösungen, die eine einfache und schnelle Förderung ermöglichen“. Dies muss für alle Marktteilnehmer offen sein.
„Das KfW-Programm für private Ladeinfrastruktur hat vorgemacht, wie das gehen kann. Klar ist aber auch, dass sich Ladeinfrastruktur perspektivisch über ihre Auslastung selber tragen soll. Nur ein Ladevorgang pro Tag so wie das heute der Herbst ist, wird da sicher nicht reichen“, so Andreae weiter. Das bedeute, dass deutlich mehr Elektrofahrzeuge seien notwendig, um die Ladeinfrastruktur wirtschaftlich auszulasten. „Dieser Hochlauf muss zwischen Fahrzeugindustrie und Energiewirtschaft Hand in Hand gehen“, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Grundsätzlich bestehe die Möglichkeit, das vorhandene Fördersystem zu verbessern oder die Förderung von Grund auf neu zu konzipieren. Für beide Varianten liegen für eine effiziente Förderung vor, wobei eine Neukonzipierung den effizienteren und zielgerichteten Weg darstelle, so der BDEW in einer aktuellen Mitteilung.
Um die nachhaltige Förderung zu verschlanken und effektiver zu gestalten, sollten beispielsweise die einzureichenden Anlagen sowohl als auch in ihrer reduzierten Anzahl vereinfacht werden. Die Fristen zur Einreichung sollten angepasst werden, um eine realistische Zeitabfolge der Prozessschritte zu ermöglichen. Zudem würde eine einheitliche und vollständige Digitalisierung der Beantragung die Nutzung der Förderprogramme erleichtern. Für Rahmenverträge zur Beschaffung von Ladeinfrastruktur und Dienstleistungen sollte ein Ausnahmetatbestand festgelegt werden, um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren.
Deutlich effizienter und zielgerichteter wäre allerdings eine Neukonzipierung des aktuellen Fördersystems. Mit standardisierten Fördersätzen, einer Beantragung der Förderung nach Inbetriebnahme und einer besonderen Förderung des Netzanschlusses könnte die Bundesregierung den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur massiv vorantreiben.
Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 19.04.2022
Quelle: www.elektroauto-news.net