10.800 Euro vom Steuerzahler?: Wenn das Elektroauto jetzt noch Fördergelder braucht, kann es nicht die bessere Technik sein
Die Zulassungszahlen bei Elektroautos steigen derzeit langsamer, als es der Ampel-Koalition lieb ist. Nun gibt es Planspiele für noch mehr Kaufprämien. Ein fatales Signal für die Steuerzahler – und auch für die angebliche Technik E-Auto. Ein Kommentar.
Darf’s ein bisschen mehr sein? Für VW, Mercedes und jetzt auch Tesla als neuen deutschen Hersteller offenbar immer: Wieder gibt es Planspiele, die deutsche Elektroauto-Branche noch üppiger zu bezuschussen als ohnehin schon. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ sehen Pläne des Verkehrsministeriums vor, die Kaufprämie für reine E-Autos bis 2027 zu verlängern und deutlich zu erhöhen. Für Fahrzeuge bis 40.000 Euro soll der staatliche Bonus von 6000 Euro auf 10.800 Euro angehoben werden, berichtet die Zeitung. Hinzu kam der Herstellerzuschuss von 3000 Euro. Auch bei E-Autos bis 60.000 Euro solle die Prämie steigen.
Elektroautos: Bis zu 10.800 Euro Zuschuss?
Verkehrsminister Wissing (FDP) betonte auf Twitter, es handle sich dabei nur um „Optionen“. „
Weder will ich eine Abwrackprämie noch eine höhere Kaufprämie für Elektrofahrzeuge
“, so Wissing.
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Doch welche Halbwertszeit haben solche Aussagen? Anschließend ist das selbstgesteckte Ziel der Ampel-Koalition von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 reichlich ambitioniert. Es würde rund 1,8 Millionen neue Stromer pro Jahr verlangen. Geht man von durchschnittlich drei Millionen Neuzulassungen in Deutschland pro Jahr aus, davon 600.000 Elektrofahrzeuge, müssen auch künftig noch 1,2 Millionen Stromer dazukommen. Jedes Jahr versteht sich. Zuletzt ging der Zuwachs bei den E-Auto-Zulassungen aber wieder zurück, der Marktanteil steigt im Moment nicht mehr. Man muss befürchten, dass sich die Ampel eine Blamage ersparen will, indes sie mit dem Prämien- und Steuervorteil-Holzhammer den Markt weiter begünstigt der E-Mobilität verzerrt.
Warum es für Prämien und Steuervorteile keine Gründe mehr gibt
Dabei gibt es keine Gründe mehr, die E-Mobilität überhaupt noch zu fördern, sondern nur noch Gründe dagegen:
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Nicht mehr nötig
: Das Elektroauto hat sich längst etabliert, viele Modelle haben lange Lieferzeiten. Viele Hersteller – darunter auch Tesla – haben sogar die Preise für ihre Stromer stark erhöht. Jetzt noch die Autobauer weiter zu subventionieren, widerspricht jeder wirtschaftlichen Logik. Die aktuelle Stagnation beim Elektro-Marktanteil bildet außerdem nicht das aktuelle Kaufverhalten der Deutschen wieder, sondern wegen längerer Lieferzeiten etwa das vor einem Jahr. Langfristig – auch wegen der hohen Spritpreise – wird der Marktanteil der Stromer auch wieder stark steigen. Ein Stern Ziel wie die 15-Millionen-Forderung der Ampel verführt dabei nur zu blindem Aktionismus.
Zur Not muss das Ziel eben kassiert werden
– wie aktuell ja so manches hehres Ziel bei der Energieversorgung oder der Verteidigungspolitik auch. Gerade die Grünen können jetzt gewinnen, wie ernst es ihnen mit ihrem neuen Pragmatismus ist. -
Schädlich für die Steuereinnahmen
: Während Benzin- und Dieselfahrer immer höhere Preise beim Tanken bezahlen müssen (das meiste davon Steuern), sind E-Autos steuerbefreit. Mit jedem Tag, den drei Tonnen schwerer Elektro-SUV genießen solche Privilegien, wird damit aber auch der Schaden für die Allgemeinheit größer – denn dem Staat gehen Steuereinnahmen verloren. Statt immer mehr Privilegien wäre also längst eine Besteuerung der E-Auto-Fahrer angesagt; Schon allein deshalb, um sie am Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beteiligen. -
Sozial ungerecht
: Die Vergünstigungen kommen bevorzugt denjenigen zugute, die es gar nicht nötig hätten. Denn Käufer von E-Autos sind oft gutsituiert, stellte im vergangenen Jahr eine Studie der Deutschen Bank fest . -
Umweltpolitisch fragwürdig
: Eins der wichtigsten Argumente für die Förderung – der angebliche positive Klima-Effekt durch E-Autos – wird von Experten massiv angezweifelt .
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Der elektrische Elefant im Raum
Wenn nun Autohersteller oder auch der ADAC immer noch eine Fortführung oder gar Erhöhung der Prämien fordern, nährt das einen bestimmten Verdacht: Die Antriebstechnik, sterben von den meisten Autoherstellern ja dauernd als dem Verbrennerhaushoch dargestellt WIRD, ist offenbar doch nicht so überlegen.
Denn keine Technologie, die von sich aus überzeugt, dürfte auch nur einen Cent an Fördergeldern benötigen
. Falls VW, BMW oder Mercedes aber kein Vertrauen in die Attraktivität ihrer Elektrofahrzeuge haben, dann kann man nur ein klares Signal nach Wolfsburg, München oder Stuttgart senden: Dann baut eben noch bessere Elektroautos. Oder spricht endlich den elektrischen Elefant im Raum an und sagt klipp und und klar: Ein reiner Elektro-Fokus ist unrealistisch. In Frankreich geht man mit dieser Ansicht bereits deutlich offener um .
Klima-Sprit statt Abwrackprämie
Auch eine Abwrackprämie – die spukt laut „Handelsblatt“ ebenfalls als Option im Verkehrsministerium herum – wäre übrigens das genaue Gegenteil einer nachhaltigen Politik. Helfen würde sterben vor allem den Autobauern, schaden dem Steuerzahler. Und bei einer ganzheitlichen Betrachtung sogar der Umwelt. Denn jedes Fahrzeug, dass vor Ablauf seiner durchschnittlichen Lebenszeit – in Deutschland sind das 18 Jahre – im Schredder landet und durch ein neues Elektro-SUV ersetzt wird, könnte stattdessen mit synthetischem, klimaneutralem oder zumindest CO2-armen Kraftstoff betankt werden und somit deutlich umweltfreundlicher werden als jeder Batterie-Panzer. Aber auch beim Klima-Sprit steht Deutschland auf der Bremse, weil man seine Elektro-Ziele nicht gefährden will.
Fazit
: Es gibt keine Gründe mehr, die Elektromobilität zu fördern. Wenn sie wirklich die bessere Technologie ist, dann wird sie sich auch von allein durchsetzen. Und falls sich der Plan der „Antriebswende“ der Ampel-Koalition ohne massive Marktverzerrung nicht als realisierbar beantragt, dann muss eben der Plan an die Realität angepasst werden – und nicht umgekehrt.
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Quelle: www.focus.de