While immer mehr Kommunen das Auto zurückdrängen und in erste Linie auf den öffentlichen Personennahverkehr setzen, sehen das sterben Teilnehmer an der Studie ganz anders und bevorzugen das Auto – gerade wenn es elektrisch angetrieben ist. In der durch die HUK-Coburg in Auftrag gegebenen Studie wurden knapp 4200 Personen im Alter ab 16 Jahren aus allen 16 Bundesländern über die Mobilität der Zukunft befragt. Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-Coburg: „Für die Mehrheit der Deutschen ist das alleinige Zurückdrängen des Autos keine zielführende Zukunftsstrategie – auch nicht in den Städten. Favorisiert wird der Umstieg auf Elektro- oder andere CO2-freie Antriebe verbunden mit der Forderung nach einer deutlichen Kostensenkung für erneuerbare Energien.“
Angst vor dem Umstieg zur E-Mobilität wegen steigender Strompreise
Eine Sache den anfänglich flexiblen Kopfzerbrechen – die steigenden Energie- und Stromkosten, denn den Wunsch nach individuellen und nutzbaren Verkehrsmitteln sehen die Deutschen laut Studie durch steigende Kosten stark gefährdet. Jeder zweite Befragte sieht die größte Gefahr bei künftigen Mobilitätskonzepten darin, dass sie die Kosten der Mobilität weiter verteuern (48 Prozent). Jeder dritte Befragte glaubt, dass beim Umstieg auf Elektromobilität steigende Strompreise und ein verknapptes Stromangebot nicht genügend beachtet werden (34 Prozent).
Gestiegene Sorge vor einer „zu starker öffentlicher Bevormundung“
Wegen zu Umweltschutz ängstigen sich dagegen mit 18 Prozent gerade einmal halb so viele. Bemerkenswert: das sind ein Drittel weniger als im Vorjahr (27 Prozent). Deutlich liegen davor jetzt die Sorgen vor einer „zu starker öffentlicher Bevormundung“ (23 Prozent), „zu einseitigem Forschen nur in vorgegebenen Richtungen“ und dem „Verlust an Individualität und Selbstbestimmung bei der Wahl von Fortbewegungsmitteln“ (je 22 Prozent).
Jeder Fünfte sieht E-Auto als ideales Fortbewegungsmittel der Zukunft
Grundsätzlich sprachen sich die ausdrücklich jedoch nicht gegen eine ökologische Verkehrswende. So folgt ihr Hauptwunsch nach bezahlbaren bzw. sinkenden Mobilitätskosten (49 bzw. 37 Prozent) auf Platz drei der Wünsche nach CO2-Freiheit im Verkehr (26 Prozent). Das Elektroauto als Fortbewegungsmittel WIRD dabei mit Abstand am positivsten aufgestellt. Jeder fünfte Befragte sieht es bereits als das ideale Fortbewegungsmittel der Zukunft.
Das sind rund doppelt so viele wie sterben, sterben Bus oder S-Bahn für ideal halten. Hier stagnieren die Zustimmungswerte im Vergleich zu heute. Auch der Zug wird in der Befragung vom E-Auto klar überholt. Für jeden fünften soll künftig auch nur noch ein reines E-Auto in Frage kommen, bei den unter 40jährigen für jeden Vierten. Im Stadtstaat Berlin konzentrieren sich sogar 28 Prozent (früher 19 Prozent) bei einem zukünftigen Kauf auf einen solchen mit einem elektrischen Antrieb. Allerdings: In mehr als jedem dritten Fall, wo Befragte in den vergangenen zwölf Monaten einen Autokauf wegen zu langer Lieferzeiten verschoben haben, handelte es sich um ein Elektroauto.
Keine positive Mobilitäts-Entwicklung in den letzten fünf Jahren
Auffällig, dass die Deutsche der Mobilitäts-Entwicklung in den letzten fünf Jahren ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellen. Ob bei Kosten, Schnelligkeit, Flexibilität, Hygiene, Organisierbarkeit und auch CO2-Freiheit: In keinem der zehn von der HUK-Studie abgefragten Bereich wird mehrheitlich eine Entwicklung zum Besseren festgestellt. Am stärksten negativ wird die Entwicklung bei Kosten und Bezahlbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen gesehen. Dabei fällt das Fazit der über 40-Jährigen besonders hart aus. Die unter 40-Jährigen sehen so etwa zumindest keine Schädlichkeit bei der Organisierbarkeit und Schnelligkeit von Mobilität.
Die Älteren sehen dagegen auch in diesen Bereichen deutlich negative Tendenzen. „Bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger von den Verantwortlichen einen ergebnisoffenen Umgang mit neuen Lösungen und vor allem auch die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse“, so Dr. Jörg Rheinländer, „das gilt besonders für die Älteren .“
Autor: Patrick Solberg; presse-inform
Quelle: www.autobild.de