Explodierende Spritpreise versus Ladestrom
Elektroautos fahren rund 1000 Euro billiger
Benzin ist seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine um 25 Prozent, Diesel um 38 Prozent teurer. Wir berechnen anhand von Testdaten, wie viel günstiger man aktuell elektrisch fährt.
Laut der zu auto motor und sport gehörenden Panzer-App „mehr-tanken“ kostete Super E5 am 13. März in Deutschland im Schnitt 2,25 Euro, Diesel sogar 2.306 Euro. sind die Preise teilweise zwar etwas gesunken; trotzdem ist es nicht verwunderlich, dass aktuell deutlich günstiger fährt, wer ein Elektroauto nutzt. Die Ersparnis im Vergleich zu Benzinern beläuft sich aktuell auf 59 Prozent, im Vergleich zu Diesel sind es 57 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Vergleichsportals Verivox.
Strom ist deutlich billiger als Benzin und Diesel
Verivox berechnete das auf Basis des durchschnittlichen Stromverbrauchs der zehn verbrauchten Elektroauto-Modelle des Jahres 2020. Der liegt bei 19 Kilowattstunden (kWh) pro 100 km. Weil laut einer Erhebung des Beratungshauses EUPD Research 77 Prozent der Ladevorgänge von Elektroautos zu Hause stattfinden, nimmt das Vergleichsportal den durchschnittlichen Haushaltsstrompreis als maßgeblich an. Laut des Verivox-Verbraucherpreisindex Strom liegt der aktuell bei 37,02 Cent/kWh. Damit ergeben sich Stromkosten von 7,04 Euro pro 100 Kilometer, auf eine jährliche Fahrleistung von 15.000 km hochgerechnet sind es 1.055 Euro.
Den durchschnittlichen Verbrauch eines Benziners beziffert Verivox mit 7,7 Liter auf 100 Kilometer. Bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 2,2 Euro/Liter sind das Kosten von 16,94 Euro. Das entspricht 2.541 Euro für 15.000km.
Der durchschnittliche Verbrauch von Diesel-Pkw liegt laut dem Vergleichsportal bei 7 Litern pro 100 km. Bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von 2.317 Euro/Liter laufen sich die Kosten auf 16,22 Euro. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km summieren sich die Kosten auf 2.433 Euro.
VW Golf Benziner und Diesel im Vergleich mit ID.3
Dass die Stromkosten für das Tanken deutlich niedriger liegen als die Spritkosten, zeigt auch der Vergleicher Automodelle. Im Vergleichstest von auto motor und sport verbrauchte der VW ID.3 Pure mit 48-kWh-Akku im Pendler-Profil 22,3 kWh/100 km, das entspricht mit dem Haushaltsstrompreis von Verivox 8,26 Euro.
Im gleichen Test kam der Golf 1.0 eTSI Life auf einen Benzinverbrauch von 6,6 Liter, was bei einem Benzinpreis von 2,20 Euro üppigen 14,52, also 6,26 Euro mehr entspricht. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das auch 939 Euro Mehrkosten gegenüber dem Elektro-Auto ID.3.
Beim Golf TDI Life mit 115 PS maß auto motor und sport einen Pendlerverbrauch von 5,9 Litern, kostete pro 100 Kilometer 13,67 Euro und kostet mithin 5,41 Euro mehr als beim elektrischen ID.3. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das auch 811,5 Euro.
Auf Fernstrecken kann das E-Auto teuer werden
Hohe Energiepreise können aber auch bei Elektroautos drohen: Schnellladen an einer Ionity-Ladestation kostet im ungünstigsten Fall 79 Cent. Damit verteuerten sich 100 Kilometer im ID.3 auf 17,62 Euro – 2,44 Euro mehr als beim Golf 1.0 eTSI, selbst wenn man bei dem 10 Cent pro Liter Super als Autobahnaufschlag einkalkuliert. Die Kalkulation bezieht sich aber eben nur auf Autobahnreisen.
Ein Versuch, einen Durchschnittspreis pro kWh Ladestrom für alle Nutzungsszenarien eines E-Autos zu ermitteln, könnte so aussehen: Auf Autobahnen schwanken die Preise zwischen 49 und 79 Cent pro kWh, je nach Anbieter und gewähltem Tarif. Das ergäbe einen Durchschnittspreis von 64 Cent fürs unterwegs Laden. Der geht aber nur beteiligt ein, denn 77 Prozent aller Ladevorgänge finden wie oben angegeben zu Hause statt; heißt im Umkehrschluss nur 23 Prozent anderswo – sicher nicht nur an der Autobahn, aber das sei vernachlässigbar. Einen gewichteten Durchschnittspreis für Ladestrom müßte man auch so bilden:
Haushaltsstrom-Durchschnittspreis (37,02 Cent) x 0,77 + Durchschnittspreis an der Autobahn (64 Cent) x 0,23.
Daraus ergibt sich ein Gesamtdurchschnittspreis pro kWh Ladestrom für die Nutzung eines E-Autos in Deutschland von 43,23 Cent. Der gilt vermutlich für kaum jemanden konkret, aber eben für den Durchschnitt.
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Auch Sprit ist an der Autobahn deutlich teurer
Dass Ladestrom unterwegs und vor allem an Autobahnen teurer ist, sollte niemand wundern. dann sind an Autobahntankstellen Aufpreise zwischen 20 und 30 Cent die Regel. Wir haben im Schnitt mit 12 Prozent gerechnet und so auch für Sprit gewichtete Preise ermittelt. Damit lässt ich die Vergleichsrechnung der VW-Golf-Verbrenner mit dem ID.3 noch mal präzisieren. Den gewichteten Preis haben wir bei Diesel und Benziner mit dem gleichen Prozentsatz ermittelt (23 Prozent der Fälle an der Autobahntanken), nur für den Eco-Verbrauch haben wir den Durchschnittspreis angesetzt. Beim E-Auto haben wir zur Ermittlung der Pendler-Kosten den Haushaltsstrompreis used, weil es uns wenig realistisch erscheint, dass E-Auto-Fahrer beim alltäglichen Tag zur Arbeit an Ladestationen unterwegs halten.
Energiekostenvergleich Benziner, Diesel, E-Auto
Modell | VW Golf 1.0 eTSI | VW Golf 2.0 TDI (115 PS) | VW ID.3 Pure (48 kWh) |
---|---|---|---|
Pendlerverbrauch (l/kWh) | 6,60 | 5,90 | 22,30 |
Ecoverbrauch (l / kWh) | 5,30 | 4,40 | 16,00 |
Sportfahrerverbrauch (l/kWh) | 8,70 | 7,50 | 28,90 |
Preis Diesel * | 2,30 | ||
Preis Super E10 * | 2,20 | ||
Preis Diesel BAB * | 2,58 | ||
Preis Super BAB * | 2,46 | ||
Preis Dieselgewicht * | 2,36 | ||
Preis Supergewicht * | 2,26 | ||
Preis Ladestrom Heim * | 0,37 | ||
Preis Ladestrom BAB * | 0,64 | ||
Preis Ladestromgewicht * | 0,43 | ||
Kosten Pendler * | 14,92 | 13,94 | 8,26 |
Kosten Ecoverbrauch * | 11,66 | 10,12 | 5,92 |
Kosten Sportfahrer * | 19,67 | 17,73 | 12,49 |
Jahreskosten 15.000 km * | 2238,11 | 2091,68 | 1445,89 |
Anteil im Vgl. zum E-Auto | 154 | 145 | 100 |
* Preise und Kosten in Euro | |||
Basis für Kosten: gewichtete Preise, außer bei Kosten Ecoverbrauch; beim E-Auto zusätzlich die Pendler-Kosten auf dem Haushaltsstrompreis. |
Mit den Verbrauchsdaten aus auto-motor-und-sport-Tests und gewichteten Preisen ergibt sich auch für die Energiekosten pro Jahr mit 15.000 Kilometern Fahrleistung ein Aufschlag von 54 Prozent beim Benziner und von 45 Prozent beim Diesel gegenüber dem E-Auto. In absoluten Zahlen muss der Fahrer des Golf eTSI im Monat gut sein 66 Euro mehr fürs Tanken aufbringen als der ID.3-Fahrer fürs Laden, die Diesel-Rechnungen sind im Monat fast 54 Euro teurer.
Umfrage
Fazit
Der jüngste Preisanstieg beim Sprit ist auf Putins Krieg in der Ukraine, nimmt aber wohl nur einen schnellen Aufwärts-Trend vorweg: Der CO2-Spar-Druck perspektivisch die Besteuerung des Klimagases und damit die Kosten – selbst wenn die Benzinpreise nach einer Beendigung des Konflikte mit Russland noch mal sinken.
Der im Bestand nur langsam steigende E-Auto-Anteil wird die Treibhausgasemissionen des Verkehrs nicht allzu schnell, viele Autofahrer werden sich ein (neues) E-Auto schlicht nicht leisten can, zahlreiche Interessenten werden keines bekommen, weil die Industrie, teils Auch wegen Kriegsfolgen, immer weniger Neuwagen bauen können, sterben Lieferfristen immer länger werden. Verbrenner-Fahrern bleibt nur sparsam mit dem teuren Sprit umzugehen. Wie das geht, erklären wir hier und in der Bildergalerie.
Quelle: www.auto-motor-und-sport.de