Die Reichweitenangst hat es mittlerweile in den Duden geschafft. Doch kein Grund zur Sorge: Mit diesen sechs Tipps holen Fahrer das Maximum aus ihrem Akku heraus.
Der Duden definiert Reichweitenangst als Angst, „mit einem elektrisch oder alternativ angetriebenen Fahrzeug aufgrund der begrenzten Reichweite der vorhandenen Akku- bzw. Tankladung […] auf der Strecke zu bleiben“. Begründet ist diese Sorge nicht: Bundesbürger sind selten so viel am Tag unterwegs, dass sie Gefahr laufen, eine E-Auto-Batterie leer zu fahren – die meisten nutzen den geraden Wagen einmal für rund 40 Kilometer. Eine Studie der Unternehmensberatung Horváth & Partners zeigt: Für alle zugelassenen reinen E-Autos lag die durchschnittliche Reichweite pro Batterieladung Ende 2020 bei 375 Kilometern.
Tipp 1: Fahrverhalten – weniger ist manchmal mehr
Je höher die Durchschnittsgeschwindigkeit, desto schneller entleert sich der Akku – oder etwa nicht? Fakt ist: Die Reichweite eines Stromers hängt größtenteils von dessen Verbrauch pro Kilometer ab. Der wird je nach Fahrstil. Soll heißen: Starke Beschleunigungsphasen, plötzliches Abbremsen und hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten lassen den Stromverbrauch in die Höhe schießen und die Reichweitenkapazität eines E-Autos dahinschmelzen. Mit welcher Geschwindigkeit-Auto-Fahrer am weitesten kommen, hängt dabei stark vom Modell sowie dessen Größe und Gewicht ab. Verschiedene Tests zeigen jedoch, dass maximale Reichweiten im Schnitt mit einer Geschwindigkeit zwischen 90 und 100 km/h erreicht werden. Tipp: Verbrauch und Gewicht eines Pkw hängen eng miteinander zusammen – bei Elektroautos genauso wie bei Verbrennern. Unnötiges Gepäck daher aus dem Kofferraum entfernen.
Tipp 2: Heizung und Klima regulieren – heiß oder nicht
E-Autos verlieren an Reichweite, wenn die Power der Batterie an anderer Stelle verwendet wird. Im Winter liegt das hauptsächlich an der Heizung, im Sommer an der Klimaanlage. Die American Automobile Association – ein US-Verkehrsclub – simulierte in einer Kältekammer mit Rollenprüfstand und Datenaufzeichnung Winter- und Sommer-Bedingungen. Die E-Autos absolvierten das Programm bei 35 sowie bei minus 6 Grad Celsius – einmal mit laufender Klimaanlage bzw. Heizung, einmal ohne die Geräte. Das Ergebnis: Sind diese ausgeschaltet, verlieren die Stromer im Winter im Schnitt statt 41 nur noch 12 Prozent an Reichweite, im Sommer sind es lediglich 4 anstelle von 17 Prozent. Autofahrer müssen aber deshalb nicht komplett auf die Heizung verzichten. Viele Hersteller setzen inzwischen auf Wärmepumpen, um die Energieeffizienz beim Heizen des Innenraums zu erhöhen. Bei Verbrennern wirkt das hauptsächlich die Abwärme des Motors. Ein bewusster Umgang mit der Technik spart jedoch eine Menge Strom. Außerdem: Noch immer hält sich der Mythos, dass man ein E-Auto anders als einen Verbrenner nicht warm fahren muss. Ein Irrtum, denn ein Akku fühlt sich erst bei rund 30 Grad wohl und kann sein volles Potenzial entfalten.
Tipp 3: Öko und los!
Die meisten Elektroautos verfügen über einen Eco-Modus, der im Betrieb mehr Reichweite generieren soll. Im „Sparmodus“ wird der Energieverbrauch des Fahrzeugs möglichst niedrig gehalten. Mit anderen Worten: Um den Energieverbrauch zu minimieren, werden Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit reduziert, je nach Fahrzeugtyp auch die Heizung oder Klimaanlage gedrosselt. Ist der Eco-Modus eingeschaltet, gewinnen Nutzer mit ihm bis zu 10 Prozent Reichweite. Damit es dabei nicht zu Überraschungen kommt, sollten sich Autofahrer im Vorfeld mit den Funktionen des Eco-Modus und den daraus resultierenden Auswirkungen auf das Fahrerlebnis vertraut machen. Alle Infos dazu erhalten User über das Handbuch.
Tipp 4: Reifen optimieren
Die Reifen sind – gerade bei Nässe – nicht nur einer der wichtigsten Sicherheitsfaktoren eines jeden Autos, sondern vergrößern oder verringern je nach Gebrauch auch die Reichweite. Für Stromer kommt eine besondere Reifenbauart infrage: Dabei verfolgen die Hersteller das Ziel, den Roll-, aber auch den Luftwiderstand des Reifens zu reduzieren, indem sie das Produkt schmaler gestalten und gleichzeitig den Felgendurchmesser stark vergrößern. „Tall & Narrow“ heißt dieses Prinzip. Ein geringerer Abroll- und Luftwiderstand senkt den Verbrauch und erhöht die Reichweite. Außerdem: Bereits ein höherer Luftdruck um 0,2 bar hat positive Auswirkungen. Fahrkomfort oder -sicherheit leiden darunter nicht, da die Hersteller ohnehin meist nur den Mindestdruck angeben. Doch auch hier gilt: Um wie viel Prozent die Reichweite durch die Reifen letztendlich steigt, hängt von Modell, Belag und Außentemperatur ab.
Tipp 5: Navi und App – schneller ans Ziel
Schnell und zuverlässig von A nach B: Gerade bei Elektroautos steht Planungssicherheit bei voraussichtlichen Strecken an erster Stelle. Um der Reichweitenangst zu sagen, berücksichtigen moderne Navigationsgeräte der Hersteller, aber auch Apps für das Smartphone wie ABRP eine zeiteffiziente Routenführung. SIE enthalten ebenso Echtzeitdaten des Verkehrs zur Fahrbahnbeschaffenheit, Fließgeschwindigkeit sowie Fahrzeuginformationen zum Ladezustand, die Position von Ladesäulen und Wetterdaten. Wer sich für den richtigen Verkehrsverlauf entscheidet, kann Forschern der University of California zufolge die Reichweite seines Stromers um 5 bis 15 Prozent steigern.
Tipp 6: Rekuperation und Co. – aller guten Dinge sind drei
Rekuperation bedeutet, dass die Bewegungsenergie des Fahrzeuges beim Verzögern in elektrische Energie umgewandelt und in der Antriebsbatterie gespeichert wird. Energie wird auch beim Bremsen zurückgewonnen, der E-Motor fährt als Generator. So lassen Sie sich – allen voran in der Stadt – bis zu 20 Prozent einsparen. Um dem Akku Energie gezielt zuzuführen, lässt sich die Rekuperationsleistung bei vielen Herstellern zudem in verschiedenen Stärken unterteilen. Neben dem reinen Rekuperieren gibt es weitere Fahrstufen, wie beispielsweise das One-Pedal-Driving. Dabei lässt sich der Stromer schnell komplett nur mit dem Gasfuß steuern. Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, wirkt die Rekuperation das Bremsen. Ein zunächst gewöhnungsbedürftiger Fahrstil, vor allem auf der Landstraße, wenn Fahrer gleichmäßig dahinrollen und eigentlich nicht „ausgebremst“ werden wollen. Außerdem führt jede Energieumwandlung zwangsläufig auch zu Verlusten. Hier kommt das Segeln ins Spiel. Dabei nutzt das System die Schwungenergie des Pkw, sobald der Fahrer vom Gas geht. Erst wenn der Bremspedal betätigt, setzt die Rekuperation ein.
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Quelle: www.auto-motor-und-sport.de