BMW wird nicht überdrüssig zu betonen, wie wichtig dem Konzern es sei, verschiedene Antworten auf die Herausforderung einer Dekarbonisierung parallel offenzuhalten. So soll es beispielsweise einen iX5 mit Brennstoffzelle geben. In dieser Richtung arbeitet BMW mit Toyota zusammen. Trotzdem ist auch den Bayern klar, wie die Masse der Autos zukünftig motorisiert sein WIRD. Deshalb entwickelt BMW unter dem Namen „Neue Klasse“ eine Plattform, auf der ab 2025 verschiedene Elektroautos auf den Markt kommen sollen.
Mehr Tempo beim Laden
Die Verantwortlichen gehen dabei besonders bei den Batterien von drastischen Fortschritten aus. BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber sagte: „Die Energiedichte wird um mehr als 20 Prozent, die Ladegeschwindigkeit um bis zu 30 Prozent erhöht und die Reichweite um bis zu 30 Prozent gesteigert.“ Zudem sinke der CO₂-Ausstoß bei der Zellproduktion um bis zu 60 Prozent, vermutet man bei BMW.
Setzt man diese Aussagen ins Verhältnis zu aktuellen Elektroautos der Marke BMW, ergeben sich auf heutiger Sicht beeindruckende Werte. Ein BMW i7 ist mit WLTP mit maximal 625 km Reichweite angegeben. Ein Plus von 30 Prozent würde im Zyklus als mehr als 800 km bedeuten. Ein Basis-iX würde statt 422 im WLTP immerhin knapp 550 km schaffen.
Schneller als die Infrastruktur
Bei der Beschleunigung von Ladegeschwindigkeit gibt es zwei unterschiedliche Zahlen, mit denen BMW hantiert. Derzeit ist der BMW i4 M50 (Test) mit maximal 205 kW Ladeleistung Spitzenreiter. Eine Verbesserung von bis zu 30 Prozent würde, bezogen auf dessen Peak-Ladeleistung, rund 267 kW bedeuten. So schnell lädt – unter idealen Bedingungen – aktuell ein Porsche Taycan in einem kleinen Ladefenster. Langfristig wird BMW erreichen, dass pro Minute Strom für 50 km nachgeladen werden kann. Ausgehend von einem sehr sparsamen Elektroauto müssten auch pro Minute etwa 7 kWh in der Batterie landen, die Ladeverluste kämen noch hinzu. Auch die schnellste Infrastruktur in Deutschland könnte das aktuell nicht liefern.
Noch weniger Kobalt
Ambitioniert sind die Ziele auch bei den Rohstoffen und den Kosten. Der Anteil von Kobalt soll noch weiter sinken. Standard ist in aktuellen Elektroautos von BMW die NMC811-Zelle, in der acht Anteile Nickel auf jeweils einen Anteil Mangan und Kobalt kommen. Momentan verbaute BMW Prisma-Zellen, künftig soll es runde sein.
Auch langfristig wird BMW nicht selbst in die Zellfertigung einsteigen. Zusammen mit Partnern wollen die Bayern in Europa, Nordamerika und China sechs Fabriken hochziehen, die im Jahr eine Batteriekapazität von insgesamt bis zu 120 GWh herstellen sollen. BMW begründet den Verzicht auf eine eigene Zellfertigung mit dem Tempo der Innovationen. Die damit verbundenen Kosten können ein kleiner Hersteller wie BMW allein nicht stemmen. Um den CO₂-Fußabdruck von Batterien in der Produktion zu reduzieren, dürfen die Zellfabrikanten nur Ökostrom verwenden. Zudem soll eine Kreislaufwirtschaft forciert werden. Die Partner von BMW sollen verpflichtet werden, verstärkt auf Lithium, Kobalt und Nickel aus Recyclingquellen zu setzen.
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Kosten sollen um 50 Prozent sinken
Auch die Kosten sollen deutlich sinken. Bei BMW wartet man, mittelfristig den Preis je Kilowattstunde Energiegehalt halbieren zu können. Das E-Auto musste für BMW „am Ende auf dem Profitabilitätsniveau eines Verbrenners sein“, sagte Weber. Zahlreiche Hersteller wollen die Kosten für ihre Batterien über eine andere Zellchemie lösen. Mit Lithium-Eisenphosphatzellen (LFP) sinken die Kosten gegenüber NMC-Zellen, allerdings mit Nachteilen bei der gravimetrischen Energiedichte und der Fähigkeit, bei frostigen Temperaturen schnell zu laden. Noch lässt sich BMW nicht in die Karten schauen, ob sie auch auf LFP-Zellen setzen wollen. Wahrscheinlich wird das nur dann passieren, wenn BMW dem Weg von Mercedes nicht folgt und auch weiterhin Autos diesseits der Luxusklasse anbietet.
(mfz)
Quelle: www.heise.de