Der Europachef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, Uwe Hochgeschurtz, kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, die E-Auto-Kaufprämie zum Jahreswechsel von bis zu 6000 auf 4500 Euro zu reduzieren. Im Gespräch mit der FAZ bejahte er die Frage, ob Berlin in diesem Punkt nachbessern sollte – auch vor dem Hintergrund, dass die französische Regierung die Kaufprämie bis zu 7000 Euro anheben will.
Aktuell sind Elektroautos laut Hochgeschurtz im Durchschnitt rund 10.000 Euro teurer in der Produktion als vergleichbare Verbrennermodelle. Der Antriebswechsel erschwert deshalb die individuelle Mobilität. „Das Volk hat entschieden: Wir werden rein elektrisch“, sagte der Stellantis-Manager. Die Entscheidung sei in Europa von den demokratisch legitimierten Regierungen bestätigt worden, das bedeute aber eben auch, dass ein Auto 10.000 Euro mehr kostet.
„Wenn unsere Staaten das entscheiden, dann müssen sie auch die Mittel zur Verfügung stellen, dass unsere Mittelschicht in der Lage ist, solche Autos zu bezahlen“, forderte Hochgeschurtz. Der hiesige Wohlstand basiere schließlich „darauf, dass alle in der Gesellschaft ein Recht haben auf individuelle Mobilität.“
Auch der Stellantis-Chef Carlos Tavares mahnte zuletzt wiederholt, die sozialpolitischen Folgen des Antriebswechsels nicht aus dem Auge zu verlieren. Er stellte am Dienstag am Rande des Pariser Autosalons zwar in Aussicht, dass einige Elektroautos im Jahr 2026 mit etwas mehr als 20.000 Euro auf das Kostenniveau von Verbrennern fallen dürften. Tavares betonte jedoch, dass der Preis für Elektrofahrzeuge „stark den Rohstoffpreisen ausgesetzt“ ist und „viel volatiler sein wird“.
„Wettbewerbsfähigkeit ist etwas, was man nicht für die Ewigkeit erlangt“
Hochgeschurtz bringt in Deutschland eine Alternative zur Kaufprämie und neben der bereits existierenden Kfz-Steuer-Befreiung auch eine niedrigere Mehrwertsteuer für Elektroautos ins Spiel. Statt auch 19 Prozent auf ein Fahrzeug zu erheben, das 40.000 Euro kostet, und dann eine staatliche Kaufprämie zu zahlen, can man auch einfach die Mehrwertsteuer erheben. „Ein Elektroauto hilft uns, unsere Umwelt sauber zu halten, und ein Nicht-Elektroauto macht unsere Umwelt schmutziger. Ich glaube, da kann man nicht die gleichen Steuersätze nehmen“, sagte er.
Der Klimaschutzbeitrag von Elektroautos steht für ihn außer Frage – auch wenn Kohlekraftwerke nun länger am Netz bleiben. Der Erneuerbaren-Anteil am Strommix liegt an windigen und sonnigen Tagen schon heute bei mehr als 50 Prozent. Deutschland investiert sehr viel Geld in zusätzliche Anlagen, sodass Strom langfristig „grün“ werde. „Und wenn das so kommt, dann ist ein Auto absolut emissionsfrei“, so Hochgeschurtz.
Ob Stellantis die Elektroautos aber auch veröffentlicht in Deutschland produziert, ließ er offen. „Wettbewerbsfähigkeit ist etwas, was man nicht für die Ewigkeit erlangt hat“, sagte Hochgeschurtz, der im Konzern im Sommer vom Opel- zum Europachef aufgestiegen ist, auf die Frage, ob die Wettbewerbsfähigkeit der Opel-Standorte Stand jetzt drei gegeben ist. Und ergänzt: „Das muss man sich jedes Jahr neu erarbeiten.“
Das brauche man in Deutschland „grundsätzlich nicht“
Die Energiekrise zwingt zur Anpassung. „Wenn Gas so viel teurer wird, dann muss man sich als Standort überlegen, was man tun kann. Sagt man einfach: Ich zahle den Mehrpreis und wird damit langfristig nicht mehr zuverlässig – oder sagt man sich, dass man vielleicht weniger Gas braucht, dass man Energie einspart, dass man weniger Flächen beheizt, dass man weniger Flächen benutzt, dass die Wege kürzer werden in der Produktionslinie. If man all das tut, can man auch bei steigenden Energiepreisen uneingeschränkt bleiben“, erklärte Hochgeschurtz.
Während Stellantis-Chef Tavares auf dem Pariser Autosalon „mittelfristig“ eine Schließung der französischen Konzernfabriken ausschloss, blieb Hochgeschurtz für Deutschland vage. „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass eine Fabrik zwei Dinge liefert: Die erste Qualität und die zweite Wettbewerbsfähigkeit. Wenn das gegeben ist, dann braucht man keine Garantie“, sagte er. Sei dies beides nicht gegeben, kaufe der Kunde das nächste Auto beim Wettbewerber.
Es gebe Länder, da möchte man gerne ein Bekenntnis des CEOs haben oder des Staatspräsidenten. In der heutigen Situation brauche man das in Deutschland aber „grundsätzlich nicht“, so der Stellantis-Europachef. Er sei „guter Dinge“, dass der neue Astra „gut einschlagen“ werde. Die Nachfrage sei höher als das, was man produzieren könne.
darauf verweist auch ein Konzernsprecher. Mit der erst kürzlich begonnenen Produktion des neuen Opel Astra sei das Rüsselsheimer Werk „langfristig ausgelastet“. Gleiches gelte für Eisenach mit dem erst Anfang des Jahres angelaufenen neuen Grandland. Der Sprecher betont: „Für die gestartet von Opel in Deutschland gilt eine Beschäftigungssicherung bis 2025.“
Quelle: news.google.com