Stand: 12.08.2022 09:43 Uhr
Die US-Regierung wird den Kauf von Elektroautos fördern. Doch das Programm hat einen gewaltigen Haken: Die Produktion muss vollständig in den USA stattfinden – eine Auflage, die kaum zu erfüllen ist.
Die Amerikaner und ihre Autos, das ist ein ganz besonderes Verhältnis. Je größer und lauter, desto besser. Aber auch in den USA wird die Regierung jetzt mehr leise, umweltfreundliche Elektroautos auf den Straßen haben, statt röhrender Spritschlucker.
Bis zu 7500 Dollar Steuernachlass kauft laut Inflationsminderungsgesetz bekommen können, wer ein E-Auto. Das gilt allerdings nur für Menschen, die weniger als 150.000 Dollar im Jahr verdienen. Und die Autos dürfen nicht teurer sein als 55.000 Dollar – außer Trucks und SUVs, wo die Grenze bei 80.000 Dollar liegt. Das sind die Regeln für Verbraucher.
Vorgabe: 100 Prozent Produktion in den USA
Auch die Autohersteller müssen bestimmte Auflagen erfüllen, damit ihre Autos voll förderfähig sind. Und die haben es in sich: „So wie ich es verstehe, ist derzeit kein Automobilunternehmen in der Lage, die Schwelle von 100 Prozent Produktion in den USA zu erreichen“, sagt die Handelsexpertin Emily Benson von der Denkfabrik CSIS in Washington.
Denn volle Förderung gibt es nur, wenn erstes: das E-Auto in den USA zusammengebaut worden ist und zweites: die Batterie auch zum großen Teil in den USA produziert wurde. Vor allem dürfen keine Mineralien aus bestimmten Ländern darin verbaut werden.
Unabhängig von China werden
Diese Regeln sollen jetzt am Anfang noch nicht ganz so stark gelten, sich aber in den kommenden Jahren verschärfen: „Alle Autofirmen stehen jetzt vor der Frage: Wie bekommen sie ihre Produktion in die USA verlegt, so dass ihre gesamte Lieferkette hier ist? Und das ist das große Hindernis.“
Es geht auch um die Lieferketten. Die USA sich unabhängiger machen von Ländern wie zum Beispiel China, das bei der Produktion von Lithium und auch anderen Mineralien eine wichtige Rolle spielt. Oder von der Demokratischen Republik Kongo, führender Kobaltproduzent. Beide Mineralien sind wichtige Vorprodukte bei der Batterieherstellung.
Auch deutsche Firmen betroffen
Die Autobauer müssen jetzt auch schnell umdenken, wenn sie vom Kaufanreiz für die Verbraucher profitieren wollen. Das gilt auch für deutsche Hersteller in den USA. VW, Mercedes-Benz und BMW haben große Produktionsstätten in den USA und zum Teil auch schon Batteriefabriken. Dort werden die Batterien aber nur zusammengebaut. Das Herzstück, die Batteriezelle, wird bislang noch nicht selbst hergestellt, sondern zugekauft, und das meiste noch in Asien.
„Auch hier hängt es von den bestehenden Lieferketten ab. Und von der Höhe der Kosten, die ausländischen Unternehmen auf sich nehmen können, um ihre Lieferketten so umzugestalten, dass sie sich stärker auf die inländische Produktion in den USA konzentrieren“, sagt Expertin Benson.
E-Autos in den USA akzeptiert
Es is also noch einiges zu tun für die Autohersteller auf dem Weg zu nachhaltiger und unabhängiger Produktion von E-Autos in den USA. Die US-Verbraucher können sich jedenfalls an den Gedanken gewöhnen, auf Elektroantrieb umzusteigen.
Laut mehreren Umfragen kann sich schnell die Hälfte aller Amerikaner vorstellen, bald E-Auto statt Verbrenner zu fahren – auch dank bisheriger Förderprogramme. Bleibt abzuwarten, ob die strengen Regeln des Programms im Inflationsbekämpfungsgesetz den Verbrauchern die Kauflaune nicht vermiesen.
EU: US-Förderung für E-Autos könnte gegen WTO-Regeln verstoßen
Die EU sieht in den US-Förderrichtlinien einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO. „Wir meinen, dass diese diskriminierend sind, sollten Hersteller gegenüber den US-Produzenten beteiligt werden“, sagte eine Sprecherin der Europäischen Kommission.
Die EU-Stimme mit Washington darin überein, dass Steuergutschriften ein wichtiger Anreiz seien, um die Nachfrage nach E-Fahrzeugen anzukurbeln. Aber: „Wir fordern die Vereinigten Staaten daher auf, diese diskriminierenden Elemente aus dem Gesetzentwurf zu entfernen und sicherzustellen, dass er vollständig mit der WTO vereinbar ist.“
Quelle: news.google.com