Fahrbericht MG4 Electric: Chinas Billig-Tesla für Deutschland im ersten Test
Seit einigen Jahren stellt die vom China-Konzern SAIC übernommene britische Marke MG wieder Pkw her, neben Benzinern auch E-Modelle. Der neue Stromer MG4 kann überzeugen und hat vor allem einen Vorteil: Er ist erheblich günstiger als die Konkurrenz.
Jetzt kommt sie auch wirklich, die chinesische Welle auf dem europäischen Automarkt! Firmen wie BYD, Nio, Lynk & Co, Polestar und nun auch MG rollen eine Groß-Offensive neuer Modelle aus. Vor allem Elektroautos sind darunter, denn dort sitzen die Chinesen bekanntlich an der Quelle. Die meisten Batterien werden in China hergestellt, Rohstoffe sind reichlich vorhanden und ohne den Knebel der EU-Klimaziele kann China auch noch ganz ungeniert jedes Jahr Millionen Tonnen Kohle verbrennen um seine Industrie mit günstiger Energie zu pushen.
So ist denn der erste Vorteil, den der neue Kompakt-Stromer MG4 hat, ein ganz simpler: Die Chinesen können das Auto kurzfristig liefern. Wer noch in diesem Jahr bestellt, dem garantiert der deutsche Importeur außerdem die volle Hersteller-Prämie beim Elektro-Zuschuss. Damit kostet der MG4 in der Basisversion dann weniger als 23.000 Euro, was in diesem Segment eine echte Ansage ist. Was kann der Wagen? Der erste Fahreindruck.
MG4: Karosserie und Innenraum
Der 4,3 Meter lange MG hat vom Logo ausgeschlossen natürlich nichts mehr mit den offiziellen Kult-Roadstern und Sportwagen zu tun. Ein Hingucker ist er trotzdem – sowohl die einprägsame Frontpartie als auch das breite Heck mit dem zweigeteilten Dachspoiler. Auch die zweifarbigen Felgen im Turbinen-Design gefallen. Neben VW ID3 oder Hyundai Kona fällt der MG4 jedenfalls auf, er wirkt ähnlich frisch wie ein Cupra Born oder ein neuer Kia Niro. Der MG ist in vier Farben zu haben (Weiß, Rot, Orange, Blau).
Beim Platzangebot ist der MG 4 guter Durchschnitt, mit akzeptabler Kniefreiheit und guter Kopffreiheit im Fond und einem 363 Liter großen Kofferraum (1117 Liter bei umgelegter Rückbank). Das Cockpit wirkt solide verarbeitet, wenn auch nicht so hochwertig wie beispielsweise ein Kia Niro; wie bei VW WIRD viel Hartplastik verwendet. Auch an der Rückbank sieht man den Sparstift. Die konturlose Bank bietet wenig Seitenhalt und die Rücksitze sind zwar im Verhältnis 40:60 geteilt umklappbar, es fehlt aber eine Mittelarmlehne für die Fond-Passagiere.
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Was dem MG4 ebenfalls abgeht, ist ein Frunk (Front-Stauraum unter der Klappe). Da der Elektromotor im Heck sitzt, hätte man vorn neben den Nebenaggregaten und Flüssigkeitsbehältern sicher noch Platz dafür gefunden. Die beiden Ladekabel des Wagens kommen immerhin außer Sicht im Kofferraum unter der Abdeckung unter.
Gut kommt bei uns das Cockpit weg: Große Ablagen und Staufächer, eine durchdachte Mischung aus Touchscreen- und konventioneller Schalter-Bedienung und eine rein digitale, aber klare Instrumentierung machen den MG4 zu Auto, in das man ohne Eingewöhnung einfach einsteigt und losfährt.
Bedienung und Infotainment des MG4
Ein Drehregler sortiert die Fahrstufen, neben der elektronischen Parkbremse kann man durch Tippen auf den Regler das Auto auch selbst in den Park-Modus schalten. Das Infotainment-System mit verschiedenen virtuellen Kacheln, die man auf- und zuklappt, erinnert stark an das BMW-System. Zum Navigieren nutzt man die bordeigene Navigation (die erst in der Top-Version „Luxury“ des MG serienmäßig ist) oder übertragt einfach die eigene Smartphone-Navigation auf den Monitor. Beides funktionierte während der Testfahrt einwandfrei.
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Der MG hat je nach Ausstattung einen Abstandsregeltempomat an Bord und einen Spurwechselassistenten, der auch sehr forsch durch Bremseingriff das Auto in die Spur zurückdrückt.
Negativ fällt bei der Bedienung auf, dass man die Rekuperationsstufen (auch die Intensität der Bremsenergie-Rückgewinnung) nicht während der Fahrt mit eigenen Hebeln oder Schaltern beeinflussen kann, sondern nur verschiedene durch die Wahl der Fahrmodi oder durch eine Einstellung im Fahrzeugmenü.
Fahrwerk und Fahrverhalten
Der MG 4 wiegt 1,6 Tonnen, liegt mit seiner breiten Spur und dem niedrigen Schwerpunkt stabil auf der Straße. Querfugen und Schlaglöcher federt das Auto trotz Mehrlenker-Hinterachse manchmal etwas hölzern, hier fehlt den Chinesen noch das Feintuning für europäische Ansprüche. Das gilt auch für die Lenkung. Allerdings merkt man bereits, dass zum Handling eines VW, Hyundai oder Opel den Chinesen nicht mehr viel Entwicklungsarbeit fehlt. Kein Wunder, stecken unterm Blech schließlich oft die gleichen Zulieferkomponenten: Der Auto-Gigant SAIC ist nicht nur die Mutter von MG, sondern auch Joint-Venture-Partner von Volkswagen in China.
MG4 Electric: Antrieb und Fahrverhalten
Ähnlich wie der VW ID3 hat der MG4 Heckantrieb; Eine stärkere Allrad-Version könnte es ab 2023 geben. Überzeugen kann das Elektroauto mit seinen 150 kW Maximalleistung aber auch als Hecktriebler. Gute Traktion, viel Durchzug beim Überholen und ein Flotter, aber nicht übertriebener Anzug beim Losfahren erfreuen den Piloten. In 7,9 Sekunden beschleunigt der Wagen auf Tempo 100. Auf der Autobahn ist bei Tempo 160 Schluss, wobei dann auch die Windgeräusch-Kulisse deutlich vernehmbar ist.
Konkurrenz für Kia, Skoda und VW: Chinas neuer Kompaktwagen im Test
Die Reichweite gibt MG4 mit bis zu 450 Kilometern an, der Akku fasst 64 Kilowattstunden. Nach ersten Testfahrten erscheint uns eine Praxisreichweite von 400 Kilometern realistisch. Genaues, auch zum Ladeverhalten auf der Langstrecke, müssen aber vollständige Verbrauchstests zeigen.
Ein großer Pluspunkt des China-Stromers ist die Schnellladefähigkeit über den CCS-Anschluss mit bis zu 135 Kilowatt. Hier sind viele Konkurrenten deutlich langsamer. Mit Wechselstrom an der heimischen Wallbox sind beim einphasigen Laden nur 3,7 Kilowatt drin und 6,6 an öffentlichen Ladesäulen (Basis-Akku), mit dem dreiphasigen Lader sind jeweils bis zu 11 Kilowatt.
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Preis und Ausstattung
Der Basispreis von 22.420 Euro (Modell „Standard“) nach Abzug der Förderung (ohne Förderung 31.990 Euro) ist mit Vorsicht zu betrachten, denn der gilt nur für ein Modell mit kleinerer Batterie (Lithium-Eisenphosphat-Akku, 51 kWh) und magerer Ausstattung . Da dürften vor allem Flottenkunden mit knappem Budget zuschlagen.
Interessant wird es ab der mittleren Ausstattungsstufe „Comfort“. Ab dann sind der 64 kWh große Nickel-Kobalt-Mangan-Akku, die volle Schnellladefähigkeit und auch eine zufriedenstellende Ausstattung an Bord. 26.420 Euro kostet der MG4 Comfort nach Abzug des staatlichen Umwelt- und Hersteller-Bonus. Das ist eine echte Kampfansage, denn Stromer wie der VW ID3, aber auch ein Kia Niro EV oder Ford Mustang Mach-E sind gerade nach den letzten Preissteigerungs-Runde erheblich teurer als die chinesische Konkurrenz.
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Auf Batterie und Antrieb gewährt MG sieben Jahre Garantie (bis 150.000 Kilometer), zur Inspektion in die Werkstatt muss der Wagen alle 24.000 Kilometer oder einmal im Jahr. Der Service läuft über Mehrmarken-Händler, mit denen MG Verträge abgeschlossen hat.
Fazit
Unterm Strich bietet der MG4 ausschließlich vom wirklich sehenswerten Design und der respektablen Ladegeschwindigkeit zwar nichts, was nicht auch die Elektro-Modelle von Hyundai, Kia, VW, Opel und Co. auf der Pfanne haben. Doch die – zumindest laut Herstellerangaben – sehr schnelle Lieferfähigkeit und vor allem der im Vergleich sehr attraktiven Preis könnte MG zu einem respektablen EU-Start verhelfen. In Großbritannien ist die Marke schon seit Jahren als moderner Nachfolger des klassischen MG bekannt. Die Modellpalette will die Chinesen jedenfalls schnell ausbauen, Gerüchten zufolge soll sogar ein Cabrio in der Pipeline sein. Das wäre dann eine schöne Hommage an die schriftlichen Ursprünge.
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Quelle: news.google.com