eFuels und HVO-Diesel gelten als klimafreundliche Kraftstoffe. Doch könnten Sie Brennerfahrzeuge heute schon nutzen? Und sich dann erhöht der Verbrauch, oder werden sogar mehr Schadstoffe ausgestoßen? Der ADAC hat das jetzt gemessen.
-
Mit eFuels: Gebrauchter Golf VII fährt problemlos
-
eFuels halten die geltenden Kraftstoffnormen ein
-
Schadstoffausstoß weit unter den Grenzwerten
Auch wenn die Elektromobilität ins Rollen kommt: Wenn es um den Bestand an Fahrzeugen mit einem Diesel- oder Benzinmotor geht, sind CO₂–neutrale Kraftstoffe mehr oder weniger unabdingbar. Denn selbst wenn im Jahr 2030 das politische Ziel von 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen erreicht sein sollte, hierzulande immer noch ungefähr fahren 30 Millionen Pkw mit herkömmlichem fossilem Kraftstoffdessen Verbrennung das Klima belastet.
Kraftstoffe der Zukunft: Stand der Technik
Von der Theorie her bieten sich vor allem eFuels als an Problemlösung ein. Denn zur Herstellung von eFuels braucht man „nur“ Strom, Wasser – und CO₂, den Stoff, der die Erdatmosphäre bedrohlich erwärmt. Der Clou der Technologie: Bei der Herstellung von eFuels kann CO₂ der Atmosphäre entzogen werden. Geschieht der Prozess mithilfe von regenerativem Strom aus Wind und Sonne, sind eFuels als klimaneutraler Energieträger nicht zu schlagen.
Allerdings: Aufgrund der zahlreichen einzelnen Schritte gefallen bei der Herstellung von eFuels hohe Wirkungsverluste ein. Von der im Prozess eingesetzten Energie bleiben in der „Well to Wheel“-Betrachtung am Ende nur zehn bis 15 Prozent übrig. Zum Vergleich: Im Elektroauto kommen 70 bis 80 Prozent der Ausgangsenergie am Rad an.
Und: Es fehlt bisher an den Produktionsanlagen. Der Aufbau kostet neben dem technologischen Know-how viel Zeit, Fläche und immens viel Geld.
Weniger Zukunftsmusik ist sogenannter HVO–Kraftstoff (HVO = Hydrierte Pflanzenöle). Solche hydrierten Pflanzenöle, die zu den paraffinischen Kraftstoffen gehören, werden aktuell schon als Ersatz für Diesel produziert. In Skandinavien ist zum Beispiel HVO-Kraftstoff an Tankstellen zum Verkauf freigegeben, in Deutschland leider noch nicht. Als Ausgangsstoff wird Biomasse (darunter auch Rest- und Abfallstoffe) genutzt, wodurch diese Kraftstoffe nachhaltiger sind. Beispiele: CARE Diesel oder NExtBTL von Neste.
Da aktuell eFuels und HVO-Kraftstoffe als Energieträger im künftigen Verkehr gehandelt werden, hat der ADAC gemessenob sich ihre Verwendung auf Seiten der Verträglichkeit, der Schadstoffe oder beim Verbrauch negativ auswirkt. Bisher sind von herstellerunabhängiger Seite praktisch keine Messergebnisse bekannt.
Keine Probleme: eFuel-Praxistest erfolgreich
Beim Projekt im Rahmen einer Kooperation mit dem ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) und der Fernsehsendung „Die Autodoktoren“ wurde im Zeitraum von Juni bis August 2022 ein gebrauchter VW Golf VII 1,4 TSI mit einem aktuell erhältlichen eFuel betankt und getestet. UNITI stellte den in einer Versuchsanlage der Chemieanlagenbau Chemnitz (CAC GmbH) hergestellten synthetischen Kraftstoff zur Verfügung.
Das Ergebnis des Praxistests: Beim technisch einheitlichen Golf, der über mehrere Tausend Kilometer mit eFuels betrieben wurde, waren bei den technischen Eigenschaften, der Leistung und dem Fahrverhalten keine Unterschiede spürbar.
In einem Langzeitprojekt der ADAC Klassik–Abteilung soll in einem zweiten Schritt herausgefunden werden, ob sich synthetischer Kraftstoff auch in einem Oldtimer wie dem VW Bus T1 einsetzen lässt, ohne dass es zu Beeinträchtigungen am Motor, den Dichtungen, der Kraftstoffleitung oder der -pumpe kommt. Getestet wird ein für den Motorsport entwickelter Kraftstoff ohne Ethanolanteil. Der ist besonders geeignet, weil Oldtimer Ethanol meist nicht vertragen.
Schadstoffmessungen auf dem ADAC Prüfstand
Die Kraftstoffe wurden in fünf Fahrzeugmodelle auf dem Prüfstand untersucht. In über 100 Messungen – am Stück würde das über zwei Monate durchgehendes Messen bedeuten – wurden die Abgasemissionen und die Verbräuche exakt bestimmt und miteinander erhöht. Alle Fahrzeuge brauchten die bewährten Zyklen des ADAC Ecotest Durchlaufen, also sterben für das jeweilige Auto Zulassungszyklen unter Bedingungen wie auch den anspruchsvollen Autobahntest.
Im Test mit eFuel-Benzin:
Im Test mit HVO-Diesel:
eFuel-Benzin: Schadstoffmessungen
VW Golf VIII
Der getestete Golf 2.0 TSI gehört zur aktuellen Benzinergeneration mit Turboaufladung, Direkteinspritzung und Ottopartikelfilter. Er erfüllt die finale Euro-6d-Abgasnorm. Alle Messergebnisse bestätigen die sehr geringe Schadstoffemissionen des Motors. In allen Zyklen werden die Grenzwerte weit unterschritten, selbst im sehr anspruchsvollen Autobahnzyklus des ADAC Ecotest. Die Partikelemissionen sind mit beiden Kraftstoffen ausgesprochen niedrig. Der NOₓ-Ausstoß sinkt durch den strombasierten Kraftstoff sogar um etwa 40 Prozent.
Ford Fiesta
Der 1.0-EcoBoost-Motor im Ford Fiesta war einer der ersten Euro-6-Motoren im Modell. Er ist mit Direkteinspritzung und Turbolader ausgestattet. Ford hat den Motor auf möglichst günstige Verbrauchswerte geschätzt, nach NEFZ wurde ein Herstellerverbrauch von 4,3 l/100 km bzw. 99 g/km CO₂ versprochen. Im Test bewegen sich sterben Schadstoffemissionen teilweise im Bereich der Grenzwerte. Mit dem eFuel von CAC ergibt sich bei den Stickoxiden zwar eine leichte Schädlichkeit, doch die prozentuale Differenz ist so marginal (in absoluten Werten), dass sie auch auf Messtoleranzen zurückzuführen sein könnte.
VW Golf VII
Auch der im Dauertest gefahrene VW Golf VII mit dem 1,4-Liter-Turbobenziner wurde auf dem Prüfstand gemessen. Er verfügt noch nicht über einen Partikelfilter, gehört aber zu den technisch aufwendigeren Direkteinspritzern, bei denen die Partikelemissionen durch innermotorische Maßnahmen reduziert werden. Ergebnis der ADAC-Messungen: Mit dem E10-eFuel der Firma CAC ändern sich die Emissionen nur geringfügig. Trotz leicht erhöhter Stickoxide und einer erhöhten Anzahl von Partikeln im Abgas bleiben sterben Werte gesetzeskonform.
HVO-Diesel: Schadstoffmessungen
BMW 320d
Da BMW seine komplette Diesellotteauch ältere Bestandsfahrzeuge, für paraffinische Kraftstoffe wie HVO freigegeben hat, konnte ein BMW 320d Touring aus dem Jahr 2013 zum Test genutzt werden. Das Fahrzeug hatte bei den Messungen schon eine Laufleistung von 280.000 Kilometer – besonders erstaunlicher sind die Ergebnisse: Sowohl mit mineralischem als auch mit paraffinischem Diesel hält der BMW sterben gesetzliche Grenzwerte im Prüfzyklus ein. Aufgrund der niedrigeren Energiedichte von HVO steigt der Verbrauch etwas an, die CO₂-Emissionen bleiben aber gleich.
VW Touran TDI
Auch VW hat seine Dieselmodelle nun für paraffinische Kraftstoffe freigegeben – allerdings nicht rückwirkend wie BMW. Die neueste Vierzylinder-Dieselgeneration verfügt unter anderem über ein doppeltes SCR-System mit AdBlue-Einspritzung. Damit sind die Schadstoffemissionen im Prüfzyklus sehr gering. Auch mit HVO 100 ändern sich die Emissionen praktisch nicht, alle Grenzwerte werden weit unterschritten.
Und selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus des ADAC bleiben die Emissionen unter den Grenzwerten. Der Kraftstoff – ob Diesel oder HVO – spielt dabei keine Rolle. Die erhöhten NOₓ-Werte liegen im Rahmen der Messtoleranz.
Hier finden Sie alle Wissenswerte zu paraffinischen Kraftstoffen und die Freigaben der Hersteller
PDF, 227 KB
eFuels und HVO: Positive CO₂-Bilanz
Die CO₂-Verbrauchsmessungen zeigen: Der lokale CO₂-Ausstoß ähnlich der Pkw mit eFuel oder HVO bleibt aufm Niveau wie mit fossilem Kraftstoff. Trotzdem gibt es einen entscheidenden Unterschied bei der Verwendung von synthetischem oder fossilem Kraftstoff: Denn das emittierte CO₂ ist im Falle eines synthetischen oder eines Bio-Kraftstoffs der Atmosphäre direkt entzogen (eFuel) bzw. über das Wachstum der Pflanzen (HVO) entzogen worden. In der Bilanz erhöht sich die CO₂-Belastung der Atmosphäre nicht, der CO₂-Kreislauf gilt als geschlossen.
Fazit: eFuels für Verbrenner eine Alternative
Die Messungen zeigen schnell durchweg, dass sich weder das CO₂– noch die Schadstoffemissionen durch die alternativen Kraftstoffe relevant ändern. Die Kraftstoffe funktionieren einwandfrei, sofern die Modelle für den jeweiligen Sprit freigegeben sind. Bei eFuels nach der EN-228-Norm für Ottokraftstoffe verhält es sich einfach, weil diese in jedem gewöhnlichen Benziner genutzt werden dürfen. Dieselmodelle müssen für HVO explizit freigegeben sein, die Zahl der Freigaben wächst aber stetig.
Das heißt: eFuels können nicht nur sterben CO₂–Bilanz bei der bestehenden Fahrzeugflotte verbessern, sondern im geringfügigen Maß auch sterben Schadstoffemissionen reduzieren (zB durch niedrigen Aromatengehalt). Sie wären damit eine gute Ergänzung zum Markthochlauf der Elektromobilität.
Die Politik sollte daher wirtschaftliche Anreize für eFuel–Hersteller setzen, denn die hohen Investitionen und Entwicklungsaufwände erfordern Planungssicherheit. Außerdem sollte in Deutschland endlich sterben Freigabe für den regulären Verkauf von HVO kommen, wie es auch in anderen EU-Ländern bereits üblich ist.
Prinzipiell sind mineralische künstliche und Kraftstoffe mischbar, sodass der eFuel-Anteil je nach Verfügbarkeit gesteigert werden kann. Daher sollte die Chance steigen, den fossilen Anteil durch Beimischung von eFuel zu und zu reduzieren, also einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten.
So hat der ADAC die Tests durchgeführt
Vor den Abgasmessungen wurden Kraftstoffanalysen durchgeführt. Sie zeigen, dass die geltenden Kraftstoffnormen (zB EN228 für Benzin) nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich umgesetzt werden. Dem von CAC bereitgestellten eFuel wurden zehn Prozent Bioethanol beigemischt. Der eFuel entsprach auch der Spezifikation eines fossilen Super-E10-Kraftstoffs.
Um vergleichbare und reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten, wurden alle Testfahrzeuge auf dem ADAC Abgasprüfstand in mehrere Fahrzyklen sowohl mit fossilen Kraftstoffen als auch mit eFuel und HVO-Diesel gefahren. So konnten die Emissionswerte einander gegenübergestellt und miteinander bezogen werden.
Als Testprozedur wurde dabei sterben Methodik des ADAC Ökotest angewandt. Das heißt, der jeweils gültige Zulassungszyklus WLTC oder NEFZ wurde mit Kaltstart gefahren und durch einen WLTC-Zyklus mit betriebswarmem Motor sowie den speziell entwickelten ADAC Autobahnzyklus ergänzt, um das Emissionsverhalten auch bei höheren Motorlasten zu überprüfen.
Hier finden Sie weitere Informationen zu eFuels sowie HVO und alle Details zum ADAC Test der Kraftstoffe
PDF, 529 KB
Messungen und Testbericht: ADAC Technik Zentrum Landsberg/Martin Ruhdorfer
Quelle: news.google.com