Mercedes hat mit dem EQXX 1008 Kilometer geschafft – mit vom TÜV versiegelter Ladeklappe von Sindelfingen bis nach Cassis an der Côte d’Azur. In elf Stunden und 32 Minuten von Deutschland über die Schweiz durch Italien bis nach Frankreich. Durchschnittstempo 87 km/h, Verbrauch: 8,7 kWh/100 km.
Mercedes EQXX fährt mit maximal 140 km/h über 1000 km weit
Bei der Rekordfahrt am 5. April 2022 regnete es in Stuttgart bei 5 Grad, am Gotthard war Stau, in Italien gab’s viele Baustellen, in Frankreich schien die Sonne.

Versiegelt: Der TÜV hat den Ladeanschluss für den Rekordversuch zugeklebt.
Die EQS-Begleitfahrzeuge mussten zwischendurch laden, der EQXX durfte nicht. Schneller als 140 km/h fuhr er nie, obwohl er es könnte. Der Topspeed liegt bei über 200 km/h.
Optik: Der EQXX gibt einen Ausblick auf kommende EQ-Modelle

Das Heck erinnert an die IAA-Studie von 2015. Beim EQXX ist der Abschluss aber deutlich eleganter gelöst. Der aktive Diffusor sorgt für die richtigen Druckverhältnisse.
Aerodynamik: Beim EQXX kam das Design nach der Funktion
Die Designabteilung durfte aber erst in der zweiten Instanz an den Wagen heran. Zuerst waren die Aerodynamiker an der Reihe. Sie bearbeiten viele Bereiche des Fahrzeugs bereits vor der optischen Entwicklung des EQXX. Neben der Karosserie wurden deshalb auch eigene Felgen und sogar spezielle Reifen entworfen, alles im Dienste einer möglichst leisen Luftführung.

Der EQXX ist auf maximale Aerodynamik getrimmt. Das zeigt auch die Luftführung an der Front.
Antrieb und Akku: mehr als 1000 km elektrische Reichweite im EQXX

Mehr als 1000 km schafft der EQXX mit einer Akkuladung.
Mercedes hat sich mit seinem Zellen-Zulieferer CATL zusammengeschlossen und den Siliziumanteil in den Akkuzellen erhöht. Gepaart mit anderen Anpassungen konnte so die Energiedichte der Akkus erhöht werden. 100 kWh Kapazität und ein Stromverbrauch von unter 10 kWh/100 km, mit diesem Rezept scheint die bislang nur so zu machen Dieselfahrzeugen vorbehaltene Distanz in greifbarer Nähe zu sein.
Einen kleinen Anteil daran Haben auch die 117 Solarzellen im Dach, die bei günstigen Bedingungen immerhin 25 km Zusatzreichweite liefern sollen. Rechnet man den Stromverbrauch des Gesamtfahrzeugs grob um, ist der EQXX sogar das erste elektrische Einliter-Auto.
Bionisches Gießen: steife Konstruktion ohne unnötiges Material
Aber nicht nur der Antrieb oder die Zellchemie erlaubt der Mercedes-Studie diese enorme Reichweite. Mit rund 1750 Kilogramm ist der EQXX für ein E-Auto auch unglaublich leicht. Das erreichen sterben Ingenieure bei Mercedes mit Einer neuartigen Konstruktionsweise der Gussbauteile. Bionisches Gießen nennt sich das, und es erlaubt die Fertigung eines robusten Bauteils mit möglichst wenig Material.
Im EQXX finden sich so erweiterte Bauteile in den vorderen Federdomen, der Aufnahme des Scheibenwischermotors und bei der Hinterwagenkonstruktion. Bei Mercedes ist die Technik bereits jetzt in der Serienfertigung zu finden, allerdings nur bei sehr kleinen Bauteilen, wie der hinteren Aufnahme des Gurtaufrollers im EQS.
Innenraum: vegane Materialien und die nächste MBUX-Stufe
Trotz all der sehr technischen Innovationen hat der EQXX in bester Showcar-Manier auch einen besonders ansprechenden Innenraum. Hier geht es komplett vegan zu, was bedeutet, dass tierische Materialien nicht zu finden sind. Stattdessen kommen hier Materialien wie Kaktus- und Pilzleder oder Bambusfasern zum Einsatz.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konzeptstudien ist der EQXX ein richtiges Auto, das sich auf der Straße beweisen muss.
Ausblick: Autonomes Fahren erhöht Komfort-Ansprüche
Das alles soll angenehmes Reisen auf einer Streckenlänge ermöglichen, die bisher für Elektroautos undenkbar war. Neben den technischen Komponenten müssen eben auch die Annehmlichkeiten im Interieur passen. Hier werden in Zukunft, auch mit Blick auf das autonome Fahren, neue Ansprüche entstehen.
Quelle: www.autobild.de