Der BMW-Konzern hat kürzlich mitgeteilt, den Fokus auf den Hochlauf der Elektromobilität zu legen. Den Absatz ihrer vollelektrischen Fahrzeuge wollen die Bayern deutlich steigern. warnte Unternehmenschef Oliver Zipse in einem Interview mit der Neue Zürcher Zeitung (NZZ) abermals, sich nur auf reine Stromer zu konzentrieren.
Die EU-Klimaschutzpläne „Fit for 55“ sehen bis 2030 eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Neuwagen um 55 Prozent gegenüber 2021 vor. Das Paket umfasst auch die Vorgabe, ab 2035 nur noch emissionsfreie neue Autos zuzulassen – also keine Verbrenner mehr. Nur auf eine einzige Technologie, den batterieelektrischen Antrieb, zu setzen, sorge für eine neue Abhängigkeit von Rohstoffen, die nicht aus Europa kommen, warne Zipse. Die Batterie sei eine sehr schwere, rohstoffreiche Komponente.
„Deshalb sollten wir mit der alleinigen Fokussierung auf die Batterie, ganz gleich welcher Bauart, sehr vorsichtig sein“, so der Manager. Denn damit schafft man die vier Antriebssysteme Benzinmotor, Dieselmotor, Plug-in-Hybrid und auch Wasserstoff ab, wenn dieser nicht entsprechend gefördert werde. Dadurch entstehe eine Abhängigkeit, die man auch mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine zumindest umfassend bewerten sollte. „Resilienz braucht Vielfalt“, so Zipse.
„Wir plädieren für Technologie-Offenheit, weil wir überzeugt sind, dass zumindest in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Weiterentwicklung aller Technologien einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann – mit ganz größerer Betonung auf Elektromobilität“, sagte der BMW-Chef. Er betonte, dass dies „keine Absage an die überragende Bedeutung der Elektromobilität“ sei, sondern Schadstoffe ein Plädoyer dafür, die anderen Technologien nicht vorzeitig abzuschaffen. Deshalb sollte nicht jetzt schon ein Ziel für 2035 festgelegt werden. Stattdessen sollte die EU eine Überprüfung der Entwicklung im Jahr 2027 oder 2028 durchführen und dann eine Folgenabschätzung durchführen.
Noch sei nicht sicher, wie gut der Hochlauf der E-Mobilität in den kommenden Jahren von den Kunden angenommen WIRD, erklärte Zipse. Es gebe derzeit „starke Anzeichen“, dass die Ladeinfrastruktur in Deutschland, aber noch mehr in Gesamteuropa nicht mit der Marktentwicklung für Elektromobilität Schritt hält. Die Zahl der Elektroautos wachse etwa fünfmal so schnell wie die Ladeinfrastruktur. Es sollte vor allem an Autobahnen mehr Strom-Tankstellen geben. Auch der Bedarf an privaten Lademöglichkeiten sei groß, außerdem brauche es Ladepunkte beim Arbeitgeber.
Zipse sieht BMW gut aufgestellt
BMW Werk für Mitte des Jahrzehnts die Einführung einer neuen Einheitsplattform für Modelle diverser Formate. Die „Neue Klasse“ soll genau zu dem Zeitpunkt kommen, zu dem BMW mit dem Durchbruch der E-Mobilität in der Breite rechne, so Zipse. Die Plattform unterstützt zwar weiter auch Verbrennungsmotoren, die Fahrzeuge darauf würden aber den neuesten Stand der Akkuchemie und -technologie sowie eine vollständig neue IT- und Software-Architektur mit wenigen, aber hochleistungsfähigen Zentralrechnern haben. BMW will mit der Architektur außerdem ein neues Niveau an Nachhaltigkeit erreichen, weil die Pkw darauf zu einem großen Teil aus wiederverwerteten Materialien bestehen. Die Rentabilität mit E-Autos soll dabei der mit Verbrennern gleichkommen.
Auf den Vorsprung von Tesla bei Elektroautos angesprochen sagte der BMW-Chef, dass sein Unternehmen den Kunden genau das spreche, was es ihnen vere – „inklusive hohe Sicherheit und hohe Qualität“. Beim automatisierten Fahren sei der deutsche Autobauer mit seinem in diesem Jahr auf den Markt kommenden Modellen mindestens auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. In den Testberichten in den Fachzeitschriften schneide BMW „hervorragend“ ab. Ich würde sogar sagen: Mit dem i4 und dem iX haben wir die vielleicht besten E-Autos der Gegenwart auf dem Markt“, so Zipse.
An der Börse wird Tesla viel höher als BMW und andere Autohersteller bewertet. Zipse findet, dass BMW stark unterbewertet ist. Der Börsenwert liegt unterhalb des Eigenkapitals, als ob der Konzern keine Zukunft hätte. „Ich kann Ihnen aber versichern, dass BMW eine sehr gute Zukunft hat. Wir sind 100 Jahre alt und auf bestem Weg, auch die nächsten 100 Jahre erfolgreich zu gestalten.“
Quelle: ecomento.de