Die Palette an Elektroautos wird immer größer und damit auch die Vergleichsmöglichkeiten. Der Škoda Enyaq war im VW-Konzern einer der ersten Stromer. Bis heute immer wieder nachgeschärft, soll er der erstarkenden Konkurrenz das Wasser reichen. Aber kann er das wirklich?
Mit dem Enyaq iV hatte Škoda im Jahr 2020 den damals schönsten Stromer des VW-Konzerns auf die Räder gestellt. Ganz der Tradition der Tschechen folgend ist der Crossover mit 4,65 Metern Länge ein wahres Raumwunder. Platz wie in einer Luxuslimousine auf allen Plätzen und einen Kofferraum mit 585 Litern Stauraum lassen vermuten, dass dieses Elektroauto definitiv für die Langstrecke ausgelegt ist. Noch dazu, wenn man sich als Kunde für die Sportline-Ausführung in Form des iV 80x entscheidet.
Im Reichweitenvergleich mit der Konkurrenz muss der Škoda Enyaq iV 80x Sportline klein beigeben.
(Foto: Holger Preiß)
Nicht nur, dass hier zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse für den Vortrieb sorgen, es liegen in der Summe auch noch 195 kW und ein maximales Drehmoment von 425 Newtonmetern. Die Hauptarbeit verrichtet allerdings der 150 kW starke Motor an der Hinterachse. Hier werden aber immer noch 310 Newtonmeter auf die Achse gedrückt. Während am Heck ein Synchronmotor arbeitet, unterstützt vorne bei Bedarf ein 80 kW starker Asynchronmotor mit Pulswechselrichter und weiteren 162 Newtonmetern. Die Kraft, um das alles zu betreiben, stammt aus einem 82 kWh starken Akku.
Das sollte dann auch für einen recht sportlichen Antritt und eine entsprechende Endgeschwindigkeit sorgen, wie man sie inzwischen auch von Polestar 2, Volvo C40, Kia EV6, Hyundai Ioniq 5 oder Mercedes EQE kennt. Aber weit gefehlt. Weder Höchstgeschwindigkeit noch die Reichweite kommen an die genannten Mitbewerber ran. Na gut, beim Ampelstart ist der iV 80x mit 6,9 Sekunden noch mit dabei, aber schon bei der Höchstgeschwindigkeit wird er mit 160 km/h von der Konkurrenz gnadenlos abgehängt.
Das gilt nicht für die Dynamik. Mit seiner präzisen Lenkung und der Tieferlegung des Fahrwerks macht der Enyaq iV 80x Sportline eine recht dynamische Figur. Jedenfalls, so lange der Asphalt glatt und die Kurven nicht zu eng sind. Andernfalls schiebt die Masse der Batterie ganz mächtig und das Federwerk kann das Gewicht dann nicht mehr so richtig halten.
Überraschend geringe Reichweite

Der Arbeitsplatz des Fahrers im Škoda Enyaq ist schlicht, übersichtlich und sehr gut verarbeitet.
(Foto: Holger Preiß)
Nun will sich der Autor hier gar nicht am Geschwindigkeitsrausch aufhängen, obgleich es schon schön ist, wenn auch über der 160 noch etwas Druck übrig ist. Aber egal, die Diskussion geht ja ohnehin immer weiter zu einem Tempolimit und die Frage, die jetzt unweigerlich folgen muss, ist: Wo kann man denn noch so schnell fahren? Schließen wir auch das Kapitel Geschwindigkeit und widmen uns dem Thema Reichweite. Laut Datenblatt kann der iV 80x hier mit 460 Kilometern locker mithalten.
Bedauerlicherweise nicht in der Realität. Im Test wies die Reichweitenanzeige bei einem zu 100 Prozent geladenem Akku je nach Außentemperatur zwischen 306 und 338 Kilometer aus. Und mehr wurden es auch nicht. Zumal der Fahrer mit dieser Diskrepanz im Hinterkopf natürlich sehr genau auf die angezeigte Reichweite schielte und sich nicht dem Gefühl entziehen konnte, dass die Kilometer im Takt von 100 gefahrenen Metern abgezogen wurden. Wer den Enyaq iV 80x auch wie einen Benziner bewegt und sich wenig Gedanken um eine sehr vorsichtige Bedienung des Gaspedals macht, WIRD am Ende nicht mal die ausgewiesene Strecke bewältigen können.

Wer eine 150-kW-Ladestation im Umkreis von zehn Kilometern findet, wird sie mit dem Škoda Enyaq iV 80x Sportline aufgenommen besuchen.
(Foto: Holger Preiß)
Wer die Strecke verlängern will, muss entweder sterben Schaltwippen am Lenkrad benutzen, um eine höhere Rekuperation zu erreichen, oder den Gangwahlhebel auf B stellen. Dann nämlich und nur dann ist ein One-Pedal-Drive möglich. Andernfalls wird die Automatik, sobald das Gaspedal bewegt wird, wieder die Höhe über die Energierückführung bekommen und sich dabei an den GPS-Daten orientieren. Das heißt, vor Kreuzung, Ampel, Kreisverkehr oder Geschwindigkeitsbegrenzung wird darum gebeten, dass der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt, damit mehr Roll- und Bremsenergie in den Akku zurückgeführt werden kann. Spürbare Auswirkungen auf die Reichweite hatte das alles im Test nicht.
Wo sind die Ladestationen?
Nun mag das alles kein Problem sein, denn das Ladenetz WIRD dichter und das Navigationssystem zeigt ja alle Stromtankstellen an. Aber mitnichten. Für das nähere Lebensumfeld des Autors waren es lediglich die für eine 82-kWh-Batterie unerträglich langsamen 22- oder 11-kW-Ladestationen. Hier kann man den iV 80x dann getrost für vier bis acht Stunden andocken.

Die Sportsitze machen ihren Namen im Škoda Enyaq iV 80x Sportline alle Ehre. Auch im Fond sitzt man ausgesprochen bequem.
(Foto: Holger Preiß)
Schneller geht es an einer 150 kW-Ladesäule, denn der Tscheche ist inzwischen befähigt, mit bis zu 125 kW zu laden. Um einen noch mit 10 Prozent gefüllten Akku wieder auf 80 Prozent zu bringen braucht es dann auch nur 38 Minuten. Aber wie soll man solche Supercharger finden, wenn das Navi ihre Standorte nicht verrät? Jetzt könnte Skoda natürlich sagen, dass die Stationen so neu sind, dass sie noch nicht ins System eingespeist sind. Sorry, schlechte Ausrede, der Volvo C40, der vor dem Tschechen bei ntv.de zum Test antreten musste, kannte sie bereits.
Es gibt aber auch schöne Seiten
Nun mag das ganze Gemecker hier eben nur für Menschen gelten, die keine interne Ladestation haben. Doch verzögert dann, wenn eine längere Reise geplant ist, könnten sich die Kritikpunkte dann auch für Wallbox-Besitzer schmerzlich bemerkbar machen. Wen das am Ende alles nicht stört, der bekommt mit dem Enyaq iV 80x ein wirklich schönes und sehr gut verarbeitetes Fahrzeug, das mit der kompletten Armada an Sicherheits- und Assistenzsystemen aufwartet. Der Tscheche warnt vor drohenden Kollisionen mit Fahrzeugen, Radfahrern oder Fußgängern und greift auch vehement ein, bevor es zu spät ist.
Serienmäßig erfreut der Enyaq iV ohnehin mit LED-Scheinwerfern an Front und Heck. Optional gibt es die Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer, die es erlauben, mit Fernlicht zu fahren, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Wer will, bekommt über das Head-up-Display mit Augmented Reality auch noch ein gestochen scharfes Bild in die Windschutzscheibe projiziert. Neu ist auch der Ausweichassistent, der bei drohenden Kollisionen schützen soll, oder der erweiterte Reiseassistent, der selbst in der Stadt die Querführung übernehmen kann. Blöd nur, wenn er das auf völlig freier Straße im Stadtverkehr macht.
können an den Assistenten keine Kritik geübt werden. Die Verkehrszeichenerkennung arbeitet präziser, ebenso die Tempoanpassung. Abstandsradar und Stauassistent machen einen großartigen Job und der Parkassistent war bei VW schon immer eine Schau. Zumal der jetzt auch trainiert werden kann, sich auch Dauerparkplätze merkt und den Wagen dann noch souveräner einschiebt.
Datenblatt |
Škoda Enyaq iV 80x |
Abmessungen LxBxH | 4,65/ 1,88/ 1,60 m |
Radstand | 2,77 m |
Leergewicht (Messung) | 2195 kg |
Sitzplätze | 5 |
Kofferraumvolumen vorn / Rücksitze umgelegt | 585 – 1710 Liter |
Motor | 2 Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse |
Getriebe | 1-stufiges Reduktionsgetriebe |
Systemleistung | 195 kW / 265 PS |
max. Drehmoment | 425Nm |
Batteriekapazität | 82 kWh (Nutzbare 77 kWh) |
Ladeleistung Bordlader (kW) | 11kW |
Maximale DC-Ladeleistung | 125 kW |
Ladedauer Wallbox /11-kW-Ladestation | 8 Std. 15 Min |
Ladedauer 125-kW-Schnellladestation | 33 min (40 bis 320 km) |
Reichweite Hersteller (WLTP) kombiniert Winter | 340 – 460 Kilometer |
Reichweite im Test | 260km |
Antrieb | Allradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h (abgeregelt) |
Beschleunigung 0 – 100 km/h | 6,9 Sek |
Testverbrauch | kWh/100km |
Effizienzklasse | A+ |
CO₂-Emissionen | 0g/km |
Grundpreis | 47.000 Euro (Frontantrieb) |
Testwagenpreis | 59.440 Euro |
Fazit: Mit dem Škoda Enyaq iV 80x kauft man einen äußerst attraktiven Stromer. Allerdings sind weder die im Test ermittelte Reichweite noch die Schnellladefähigkeit Benchmark. Da hat die Konkurrenz leider mehr zu bieten. Was den Tschechen dann aber wieder stark macht, ist seine Größe und die vielen kleinen pfiffigen Ideen, für die Menschen die Autos von Skoda so mag. Aber auch im Preisvergleich belegt der Enyaq iV 80x keinen Spitzenplatz. Mit 59.440 Euro ist er schnell so teuer wie ein Volvo C40 Recharge Pure Electric Twin, der ab 62.000 Euro zu haben ist. Bei beiden Fahrzeugen ist die Umweltprämie hier noch nicht mitgerechnet.
Quelle: www.n-tv.de