Der Bodensysteme-Spezialist war 2021 so erfolgreich wie nie zuvor. Doch nun dürften sich steigende Preise ergeben. Dabei haben die Ulmer Vorräte angelegt.
Uzin Utz hat sich angesichts der Rohstoffpreise Vorräte angelegt, um Aufträge zu erfüllen can. Doch im laufenden Jahr dürften die rasant steigenden Kosten den Gewinn schmälern. Das Jahr werde herausfordernd, sagte Finanzvorstand Heinz Leibundgut bei der Bilanzpressekonferenz des weltweit tätigen Ulmer Spezialisten für Bodensysteme am Donnerstag. Zuletzt hatte das börsennotierte Unternehmen einen Rekord nach dem anderen geholt. Nun nennt Leibundgut eine besonders große Herausforderung für 2022.
Für den Schweizer, seit 24 Jahren im Unternehmen und seit 2016 im Vorstand, war es die letzte Veranstaltung dieser Art. Er verlässt das Unternehmen am Jahresende und tritt in den Ruhestand. Wer seine Nachfolge antritt, gab Uzin Utz zunächst nicht bekannt – sie sei aber „aufgegleist“. „Irgendwann kommt der Punkt, an dem man in die nächste Phase seines Lebens eintritt“, sagte Leibundgut. Trotz schwerer der Aufgaben freuen sie sich auf die tiefsten Monate. Am schwierigsten werde der Umgang mit den Einkaufs- und damit auch mit den Produktpreisen sein, prognostizierte er.
Finanzvorstand Heinz Leibundgut bei der digitalen Bilanzpressekonferenz von Uzin Utz.
Foto: Uzin Utz
Uzin Utz hatte bisher keine Produktionsschwierigkeiten
Produktionsschwierigkeiten hatte der weltweit agierende Komplettanbieter von Bodensystemen nach eigenen Angaben bisher nicht. „Bis heute haben wir keine Einschränkungen gehabt, und das sollte in den nächsten Monaten so weitergehen“, sagte Leibundgut. Teurer werden nicht nur die Rohstoffe, auch die Kosten im Logistik- und Energiebereich steigen. Uzin Utz wird die Belastungen dort aber verringern, nicht nur angesichts der Preisentwicklungen. Ein stärkerer Fokus auf ökologische Fragen ist eine von vier Säulen des Projekts „Passion 2025“. Feste Ziele gibt es darüber hinaus in den Bereichen Produkte und Dienstleistungen, Personal und Profit, unter anderem soll ein Viertel des CO2-Emissionen eingespart werden. Bis 2025 wollen die Ulmer Vorreiter bei ressourcenschonenden Verlegesystemen und klimaoptimierter Produktion sein. „Nur wer nachhaltig und ethisch handelt, ist auch dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich“, argumentierte Leibundgut. Einige Änderungen habe es gegeben. So habe man 2021 bei zwei Gesellschaften Grünstrom eingeführt und stelle den Fuhrpark in Schritten auf E- und Hybridautos um. Der Finanzvorstand sagte aber auch: „Ohne gute Ergebnisse können wir die anderen Ziele nicht erreichen.“
Auf gute Ergebnisse kann das einzige börsennotierte Unternehmen in der Region Ulm bisher bauen. Im Vorjahr erreichte Uzin Utz die höchsten Umsatz- und Ergebniswerte in der 111-jährigen Unternehmensgeschichte. Der Umsatz betrug 440,1 Millionen Euro (2020: 383,6 Millionen Euro), der Gewinn vor Zinsen und Steuern glaubt sich auf 47,5 Millionen Euro (2020: 40,1 Millionen Euro). Die Gewinnmarge wurde im laufenden Jahr niedriger als die „sagenhaften“ 10,8 Prozent des Jahres 2021 (2020: 10,5 Prozent). Dass sich die Werte steigern, obwohl Uzin Utz 2020 noch auf zwei Millionen Euro Covid-Unterstützung bauen konnte, verdeutliche den Erfolg noch, sagte Leibundgut: „Da sieht man die Performance, die wir 2021 hinlegen konnten.“
Investitionen in Ulm, den Niederlanden und den USA
Die AG investiert in Ulm und im Ausland: Im Donautal hat Uzin Utz ein 21.000 Quadratmeter großes Grundstück von Seifert Logistik gekauft. Leibundgut bezeichnet das als Bekenntnis zum Standort und zu den Wurzeln des Unternehmens. Gleichzeitig gehe man die Entwicklung mit Weitblick an. Am Stammsitz in der Dieselstraße sei eine Erweiterung nur mit sehr viel Aufwand möglich. So kann man in unmittelbarer Nähe wachsen. Uzin Utz wächst auch in den Vereinigte Staaten von Amerika und in den Niederlande. Im texanischen Waco werden heuer 25 Millionen Euro für ein neues Werk investiert, das Ende des Jahres eröffnen soll. Der Standort in Haaksbergen nahe der niederländisch-deutschen Grenze wird ausgebaut, das soll in diesem Jahr rund vier Millionen Euro kosten.
Uzin Utz wächst also weiter, doch bleibt das Auftragsvolumen hoch? Prognosen gehen davon aus, dass es 2023 zu einem Einbruch der Bautätigkeit kommen könnte. „In unserer Branche ist das schwierig vorauszusagen“, gab sich Leibundgut zurückhaltend. Es kann sein, dass die Zahl der Aufträge sinke. Angesichts des Renovierungsgeschäfts sei er aber erwartet.
Eigentlich wollten die Ulmer in diesem Jahr 111 Jahre Firmengeschichte feiern. Doch die Festlichkeiten sind abgesagt. Stattdessen habe man 120.000 Euro an drei Hilfsorganisationen gespendet, die Nothilfe für Menschen in der Ukraine sowie für Geflüchtete leisten. Der Krieg, den Leibundgut als größte Tragödie in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs genannt, werde auch Auswirkungen auf die Baubranche haben. Rohstoff- und Energiepreise dürften weiter steigen, sagte der Finanzvorstand. Das Geschäft mit Russland und der Ukraine machte 0,7 Prozent oder drei Millionen Euro des Umsatzes von Uzin Utz aus. Seit Dienstag liefert die Gruppe keine Waren mehr dorthin.
Quelle: www.augsburger-allgemeine.de