Audi-Chef Markus Duesmann hat ein wohl kommendes Ende der deutschen Kaufprämie für Plug-in-Hybrid-Autos zum Jahresende begrüßt. Zugleich kritisierte er die von der Bundesregierung geplante Steuersenkung auf Otto- und Dieselkraftstoff und forderte von der Politik eine klare Unterstützung für reine E-Pkw.
„Wir müssen als deutsche Automobilindustrie unsere Kräfte auf elektrische Antriebe für die individuelle Mobilität bündeln – gerade weil so hohe Investitionen in die Ladeinfrastruktur notwendig sind. Für diese Technologieklarheit setze ich mich entschieden ein. Daher befürworte ich auch, dass die Kaufprämie für Plug-in-Hybride schon Ende dieses Jahres auslaufen soll“, sagte Duesmann auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel in Gmund am Tegernsee.
Die Bundesregierung hat angekündigt, die Stromer-Kaufprämie „Umweltbonus“ ab 2023 neu auszurichten. Der staatliche Zuschuss für Elektroautos von derzeit bis zu 6000 Euro soll reduziert werden. Die bisher bis 4500 Euro betragende Förderung von Plug-in-Hybriden könnte im nächsten Jahr ganz wegfallen. Das ist früher als geplant und im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung eigentlich anders festgehalten. Der Verband der Automobilhersteller (VDA) hatte die Pläne heftig kritisiert.
Nachdem grüner Strom auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben werde, muss man ihn optimal nutzen. „Und die effizienteste Nutzung im Verkehr ist der Elektroantrieb“, so der Audi-Chef. „Wenn wir grünen Wasserstoff als Energieträger für unsere Fahrzeuge nutzen, fehlt er bei der Defossilisierung in anderen Bereichen, beispielsweise in der Stahlindustrie.“ Lokale Energien würden Deutschland unabhängiger von Energieimporten machen. Es braucht deshalb ein schnelleres Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien und einen schnelleren Ausbau der Windenergie, neben der Photovoltaik.
Die Abkehr vom Verbrennungsmotor ist laut Duesmann eine „Riesenchance“ für Europa. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, Weltmarktführer für E-Mobilität und für neue Technologien, für Defossilisierung zu werden“, sagte er. Von der Politik erwarte er dafür Technologieklarheit und Zielklarheit. Er betonte, dass der rasche Aufbau eines flächendeckenden Ladenetzes für die Verbreitung des batterieelektrischen Antriebs entscheidend sei. Der parallele Aufbau von Wasserstofftankstellen sei wegen der hohen Kosten unmöglich.
„Die künstliche Senkung der Kraftstoffpreise unterstützt nicht unsere eigentlichen Ziele, fossile Kraftstoffe einzusparen“, betonte der Manager. Die Politik soll andere Möglichkeiten zur Entlastung der Bürger finden. Europa sollte vorangehen und 2040 vollständig auf fossile Energie verzichten, auch wenn der europäische CO₂-Ausstoß weit kleiner sei als der Chinas oder der USA. „Wenn wir in Europa klare Entscheidungen treffen werden, werden die anderen auf der Welt uns folgen“, glaubt Duesmann.
Audi hat vor, nach 2033 weltweit nur noch Elektroautos zu bauen und will damit mittelfristig die gleichen Gewinnmargen erwirtschaften wie heute mit Verbrennern. Schon ab 2026 sollen neue Modelle für den Weltmarkt nur noch als Voll-Stromer kommen.
„Gesamtsystem Elektromobilität muss begeistern“
Audi-Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann unterstrich in Gmund am Tegernsee ebenfalls die Notwendigkeit des beschleunigten Ausbaus der Ladeinfrastruktur und erneuerbarer Energien für die nachhaltige Verkehrswende. Das „Gesamtsystem Elektromobilität“ unbedingt begeistern – „vom Fahrzeug bis hin zum Ökosystem“. Die anfängliche Entscheidung Audis für nachhaltige, elektrische Mobilität wurde durch die hohe Kundennachfrage bestätigt. „Dieses Momentum nehmen wir weiter mit und bauen unser elektrisches Portfolio konsequent aus“, sagte Wortmann.
Es gelte, die Herausforderungen der Zukunft als Chancen zu erkennen, nicht als Bedrohung, so die Managerin. „Nur mit einem kostenlosen Blick können wir die Transformation gestalten und gemeinsam einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten.“
Trotz der aktuellen Krisen behalte Audi die Zukunftsfähigkeit fest im Blick und verfolge „einen profitablen Wachstumspfad mit einem klaren Fokus auf Elektromobilität“.
„Wir müssen Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft übernehmen – also unsere natürlichen Lebensgrundlagen bewahren, den Klimawandel stoppen, moderne Arbeitsplätze schaffen und Technologien nutzen, die unsere Gesellschaft humaner und resilienter machen. Ein solcher Vorsprung ist dringlicher denn je“, mahnte Wortmann.
Quelle: ecomento.de