Wie alltagstauglich ist das Elektroauto? Vor allem: Wie langstreckentauglich ist es? Wir haben es getestet und sind mit einem E-Auto nach Amsterdam gefahren. Ein aufschlussreicher Versuch.
Mobilität ist auch eine Frage der Wahl. Wenn man beispielsweise von Wien nach Amsterdam reisen will, kann man das mit dem Flugzeug machen, mit der Bahn oder mit dem Auto. Weil aber das Fliegen auf Kurzstrecken (was in diesem Herbst freilich relativ ist) unter dem Trendbegriff „Flugscham“ verpönt ist, bleiben nur der Zug oder das Auto. Um bei der Reiseplanung flexibler sein zu können, musste es in unserem Fall ein Auto sein – umwelt- und klimafreundlich aber ein elektrisches, damit uns niemand kritisieren kann. Womit aber manche an unserem Geisteszustand zweifeln.
Ein Elektroauto sei ideal für Stadt und Umland, nicht aber für die Langstrecke, lautet die allgemeine Meinung. Sogar VW-Konzernchef Herbert Diess hat schlechte Erfahrungen bei seinem Langstreckentest im Sommer 2021 gemacht. Weniger mit dem Auto (einem VW ID.3 Pro S), mehr mit der Ladesituation. Auf dem Online-Netzwerk LinkedIn kritisierte er, dass es „zu wenig Ladepunkte“ gebe und teilweise keine Infrastruktur für entspanntes Warten, während das Auto lädt.
Dies reiste vom Bodensee an den Gardasee, etwa 480 Kilometer weit. Im Vergleich zu unserem Langstreckentest geradezu lächerlich. Denn die Route führt von Wien über Heidelberg, Brüssel, Gent und Brügge nach Amsterdam und von dort aus direkt zurück nach Wien. Insgesamt 2659 Kilometer. Das ist eine andere Herausforderung, Herr Diess!
Ein Kollege ist neulich mit einem der aktuell besten Elektroautos, dem Mercedes EQS mit 107-kWh-Batterie und schnellen 700 Kilometern WLTP-Reichweite, recht problemlos von Salzburg nach Grosseto in der Toskana gefahren. Mit diesem Auto muss man freilich gar nicht nach Amsterdam fahren, um den Preis seines Testautos (171.636 Euro) kann man sich dort schnell schon eine Wohnung kaufen.
Quelle: www.diepresse.com