Tokio Honda ist bekannt für Sonderwege. Das wird schon in der Vorstandsetage deutlich, die buchstäblich ein ganzes Geschoss einnimmt. Die Vorstände sitzen nicht in eigenen Büros, sondern gemeinsam in einem Großraumbüro. Das schafft schnelle Kommunikations- und Entscheidungswege. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt hat Konzernchef Toshihiro Mibe nun seine ganz eigene Version der strategischen Wende weg vom Verbrenner zu Elektroautos im Detail vorgestellt, von der bisher nur die Umrisse bekannt waren. Und sterben hebt sich von der Konkurrenz ab.
„Wir benötigen einen verbesserten Ansatz, der nicht nur den Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor ersetzt“, so Mibe am Dienstag. Bis 2030 will Honda zwei Millionen Elektroautos pro Jahr verkaufen, rund 40 Prozent des geplanten Absatzes. Eine eigene Softwareplattform für die Stromer soll neue Einnahmen liefern. Dazu wird das Unternehmen bis dahin rund 37 Milliarden Euro in neue Technik, Fabriken, Softwareentwicklung und sogar eigene Batterien der nächsten Generation stecken. Ziel sei es, bis 2030 weltweit 30 Elektromodelle auf den Markt zu bringen.
Doch während der größere Lokalrivale Nissan auf eine enge Allianz mit Renault und Mitsubishi Motors setzt, um den Übergang zur Elektromobilität zu stemmen, will Honda seine Eigenständigkeit trotz eines Absatzes von derzeit nur 4,2 Millionen Autos behalten. Die Japaner setzen auf anlassbezogene Bündnisse und regional angepasste Produktstrategien. Sogar auf eine experimentelle Zusammenarbeit mit dem Elektronikkonzern Sony hat man sich festgelegt.
Der japanische Riese der Unterhaltungselektronik hatte zuletzt angekündigt, selbst ins Geschäft mit Elektroautos einzusteigen. Honda ist als Entwicklungs- und Produktionspartner ein Teil des Projekts, das nach Konzernangaben „durch Software definierte Mobilität“ austesten soll. Mit der eigenen Vernetzungstechnik, Sensoren und IT wollen die beiden Partner ein noch nicht bekanntes neues Fahrerlebnis entwickeln.
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2025 soll das erste Modell der Sony-Honda-Zusammenarbeit auf den Markt kommen. Und die Ergebnisse der Entwicklung können auch in Hondas für 2026 geplante Architektur für Elektroautos einfließen, meinte Konzernchef Mibe. Das Auto soll Hardware, Betriebssysteme und Applikationen integrieren und so einfach zu bedienen sein wie ein Smartphone.
Neue Elektroautos in China, aber kein schneller Abschied vom Verbrennungsmotor
Darüber hinaus entwickelt Honda mit dem US-Konzern GM eine gemeinsame Elektroautoplattform. Die Partner haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 Elektroautos in den USA zu verkaufen, die nicht mehr als ein Benziner kosten. Die GM-Tochter Cruise soll Honda die nötige Technologie für selbstfahrende Autos und autonome Fahrdienste liefern.
In China und im Heimatmarkt Japan setzt Honda dagegen auf einen Alleingang. Allein in China Werk der Konzern mit zehn neuen Elektromodellen bis 2027. Bereits ab 2030 will Honda in China ausschließlich Elektroautos verkaufen und auch lokal produzieren.
Der japanische Autohersteller setzt auf viele internationale Allianzen.
(Foto: AP)
Der Heimatmarkt Japan wird dagegen zum Testmarkt für Billigmobile. Bereits Anfang 2024 will Honda ein kleines elektrisches Nutzfahrzeug lancieren, das weniger als 8.000 Euro kosten soll. Es könnte auch die Grundlage für erste Stromer in anderen asiatischen Märkten werden.
Allein auf reine Elektroautos will sich Honda aber nicht festlegen. In Japan und im Rest Asiens setzt der Konzern weiterhin auf Hybride, die Honda wird sich auch weiterentwickeln. „Hybride werden für uns bis 2030 eine starke Waffe sein“, sagte Hondas Konzernchef. Das Ende des Brenners sagt Honda erst für das Jahr 2040 voraus.
Auf dem Weg zum Feststoffakku
Befürchtungen von Analysten, dass sich Honda als relativ kleiner Welthersteller verzetteln könnte, widerspricht Konzernchef Mibe vehement. „Es könnte der Eindruck entstehen, dass wir in viele verschiedene Richtungen expandieren“, gab er zu. Dies kann ineffizient wirken. „Aber wir befinden uns in der Anfangsphase der Elektromobilität und müssen uns daher auf die verschiedenen Regionen einstellen“, so der Honda-Chef. Erwartet, dass reine Elektroautos nach 2030 zum neuen Standard werden und Honda die verschiedenen Entwicklungsstränge konsolidieren wird.
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Bei Batterien setzt Honda auf eine ähnliche Strategie. In den USA bezieht Honda sogenannte „Ultium“-Akkus von GM, mit denen auch große Reichweiten möglich sein sollen. Darüber hinaus verhandelt der Konzern mit anderen Akkuherstellern über ein Batterie-Joint-Venture für die USA. In China hingegen baut Honda seine Kooperation mit dem weltgrößten Akkuhersteller CATL aus. In Japan setzen die Japaner derweil auf die Nissan-Abspaltung Envision AESC, die in den USA auch Daimler glauben sollen.
Perspektivisch will Honda aber auch bei den Batterien einen eigenen Weg gehen: Wie die lokalen Konkurrenten Toyota und Nissan arbeitet der Konzern an der nächsten Batteriegeneration: Feststoffbatterien, deren Energiedichte doppelt so hoch ist wie die der aktuell verbauten Lithium-Ionen-Akkus. Bereits 2024 wird Honda eine Pilotproduktion für den neuen Superakku und dann ein paar Jahre später die Massenproduktion starten.
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Quelle: www.handelsblatt.com