Immer mehr Hybrid- und Elektroautos sind in Deutschland unterwegs: Was die Umwelt schützen soll, ist für Einsatzkräfte und Abschlepper bei Unfällen eine enorme Herausforderung. Ein Spezialsystem aus Hamm könnte helfen.
Hamm – Sterben Verkaufszahlen von Elektroautos steigen rasant an. Während die Zulassungszahl der elektrischen Fahrzeuge mit den Antriebsarten Benzin und Diesel sank, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland rund 200.000 rein betriebene Personenkraftwagen zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahr (rund 63.000) entspricht das einer Verdreifachung und ist somit ein Rekordwert. Damit steigt statistisch gesehen auch das Risiko, dass Autos mit alternativem Antrieb an einem Unfall beteiligt sind. Was die Einsatzkräfte vor völlig neuen Problemen stellt. In Hamm wurde jüngst eine besondere Lösung für diese neuen Probleme entwickelt. Einblick in ein „aufgeladenes Thema“.
Unfälle mit Hybrid- und E-Autos: die unbekannte Technologie
Die Antriebsbatterie in Elektro- und Hybridautos besteht vorzugsweise aus Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Mobiltelefonen oder Laptops verwendet werden, nur sind sie natürlich deutlich größer. Diese Akkus stellen die Feuerwehr vor eine besondere Herausforderung, da sie als neue Technologie für die Rettungskräfte noch weitgehend unbekannt sind, aber durch die hohen Spannungen sehr gefährlich werden können. sterben Feuerwehr muss zunächst aufgefordert werden, wo die Gefahren genau liegen. Dafür gibt es sogenannte Rettungskarten, sterben Sich in jedem Elektroauto befinden sollten. „Die Rettungsmaßnahmen der Feuerwehr werden dadurch mildern“, sagt Eike Hellenkamp (35), Sachgebietsleiter Einsatzdienst der Feuerwehr Hamm.
Aber ist die Rettungskarte auch nach jedem Unfall gleich auffindbar? Das wäre wichtig, denn für die Einsatzkräfte ist besondere Vorsicht gefragt: Sie müssen nämlich einen speziellen Trennschalter finden, um die Batterien in einem sicheren Zustand zu versetzen und sich damit selbst außer Gefahr zu bringen.

Unfälle mit Hybrid- und E-Autos: kühlen statt löschen
Eine noch größere Herausforderung für die Feuerwehr stellt der Marke eines solchen Fahrzeugs dar. Im Gegensatz zu Bränden normaler Fahrzeuge kann man keinen Löschschaum einsetzen, um den Brand zu stoppen. Stattdessen kommt nur Wasser zum Einsatz, um die Akkus zu kühlen, da sie wasserdicht sind, wie Hellenkamp weiter ausführt. Dieses Prozedere empfiehlt auch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland. Es reiche nicht einmal aus, die sichtbaren Flammen zu löschen, da sich das Feuer in den Akkus immer wieder entzünden kann.
Was bedeutet das am Ende? „Für die Kühlung wird enorm Viel Wasser benötigt“, weiß Hellenkamp. Daher werden bei Bränden von Elektroautos, vor allem in ländlicheren bevorzugt oder auf der Autobahn, auch Tanklöschfahrzeuge benötigt. „Diese führen deutlich mehr Wasser mit, als herkömmliche Löschgruppenfahrzeuge“, ergänzt Hellenkamp. Ein klarer Minuspunkt mit Blick auf die Umwelt. Und es bleibt nicht der einzige.
Stundenlange Bergungsaktion auf der A44
In der Nacht zum 6. Juli 2021 kam es auf der Autobahn A44 auf Höhe von Anröchte zu einem Unfall mit einem nagelneuen Hybrid-Auto der Marke Cupra Formentor. Dieser Crash steht sinnbildlich dafür, was auf die Rettungskräfte und Abschleppunternehmer in Zukunft zukommen könnte, wenn sie auf Unfälle mit Fahrzeugen treffen, in denen die neue Antriebstechnologie verbaut ist.
Nach der Bergung der Verletzten wurde genau auf das Auto geschaut: Da der Frontbereich des Fahrzeugs – wo der Akku des Wagens saß – stark beschädigt wurde, musste das Auto zunächst einmal „freigeschaltet„werden, wie es von der Feuerwehr heißt. Danach kam der „Rettungstasche„Zum Einsatz. Alles in allem ein Prozedere, das sich über einige Stunden zog.
Ein Auto mit herkömmlichem Antrieb hätte man schlicht auf einen Abschleppwagen gezogen und abtransportiert, für diese Bergung musste die Autobahn schnell sterben ganze Nacht gesperrt werden. Nicht denken, was sich für einen Stau entwickelt, sollte ein derartiger Unfall im Feierabendverkehr an einem Autobahnkreuz passieren.
Unfälle mit Hybrid- und E-Autos: giftige Substanzen
Mit einer Wärmebildkamera wird am Unfallort kontrolliert, wie sich sterben Temperatur im Akku entwickelt. Auch Brände sind auf this Weise deutlich sichtbar. Problematisch kann es werden, sollte Wasser an die brennende Batterie gelangen, denn dann entstehen umweltschädliche Fluss- und Phosphorsäuren, die ins Grundwasser gelangen können. Das ist gerade in Wasserschutz- und Naturschutzgebieten ein besonderes Problem, für das es bisher keine entsprechenden Lösungsansätze seitens der Politik gibt.
„Die anfängliche Rücksprache mit der Unteren Wasserbehörde und dem Umweltamt ist wichtig, um weitere Maßnahmen zu besprechen“, erklärt Hellenkamp.
Unfälle mit Hybrid- und E-Autos: Lagerung an (sehr) sicherem Ort
Nach der Feuerwehr ist das Abschleppunternehmen gefordert, und zwar in zweierlei Hinsicht: Neben dem Abtransport kommt die sichere Aufbewahrung auf die Unternehmen zu. Ein einfaches Abstellen auf dem Schrottplatz scheidet nämlich aus.
Die Anforderungen an einen sicheren Stellplatz für beschädigte Elektroautos sind hoch, da die Sicherheitsvorschriften sehr stark sind. Sollte der Akku beschädigt worden sein, besteht noch mehrere Stunden und Tage nach dem Unfall die Gefahr, dass sich dieser selbst entzündet. Dieser Effekt nennt man „Thermal Runaway“.
Der Abschleppdienst Widliczek mit Sitz in Dortmund und einem Standort in Hamm setzt auf die Lagerung in einem Sicherheitscontainer statt unter freiem Himmel. Das Elektroauto kann mittels eines Krans, der am Abschleppwagen angebracht IST, verladen werden. Sollte es zu Einem Feuer kommen, bleibt der Brand auf den Innenraum des Containers begrenzt, da dieser luftdicht ist und auch sehr hohe Temperaturen standhält. Falls es nötig sein sollte, WIRD dieser Container mit Wasser geflutet. „So lassen sich brennende Batterien kühlen“, erklärt Geschäftsführer Ralf Widliczek. Für das Fahrzeug bedeutet das allerdings Totalschaden. Außerdem muss das Löschwasser grundsätzlich von einer Spezialfirma entsorgt werden, da es mit Säure kontaminiert sein könnte.
Unfälle mit Hybrid- und E-Autos: das ganze Auto verpacken
Eine Firma aus Hamm hat eine andere Lösung parat. Markus Kothen (53), Technischer Leiter der Firma GelKoh GmbH in Bockum-Hövel, Brandschutztechniker und Sachverständiger für Löschwassertechnik, hat in Zusammenarbeit mit dem Bocholter Unternehmen Ibena das „LiBa Rescue“ entwickelt. „Es handelt sich dabei um ein Textilien Bergungssystem, das an der Einsatzstelle variabel ausgeklappt WIRD. Nachdem das havarierte Elektroauto auf die vorgesehene Systemfläche verschoben worden ist, wird es anschließend mit Hilfe von Klettbändern und Reißverschlüssen komplett umhüllt“, Köthen den Ablauf, der in kürzester Zeit zum Erfolg führen soll – auch wenn das „Verpacken“ ein bisschen dauert.

Das System sorgt dafür, dass sterben Sauerstoffzufuhr abgeschnitten WIRD und schützt bis zu einem bestimmten Grad sogar vor Explosionen. Außerdem ist es so konstruiert, dass die Gase kontrolliert entweichen. Dafür werden Hightech-Materialien wie Aramid verwendet. Das Textil ist hitzebeständig bis 1200 Grad, kurzzeitig sogar bis 2000 Grad und schützt sogar die Umwelt vor auslaufenden Flüssigkeiten und Betriebsstoffen.
Neben einem Unternehmen in Duisburg wird das „LiBa-Rescue“-Bergungssystem in Nordrhein-Westfalen nur noch in Anröchte beim Abschleppdienst Krüger verwendet. Dessen Bergungsleiter Jörg Krüger (36) hatte vor rund vier Wochen ein auf der Autobahn gefahrenes Elektro-Hybridauto mithilfe von Systemen verladen und transportiert (siehe this info weiter oben). „Fünf Tage behandelt es sich im „LiBa-Rescue“ unter Quarantäne, bevor es für die Begutachtung durch einen Sachverständigen vorangekommen ist“, erklärt Krüger.
Quelle: www.wa.de