Zahlen zeigen wahre Tesla-Dominanz: Ist Tesla noch zu schlagen? Für deutsche Autobauer sieht es nicht gut aus
Mit der Fabrik in Grünheide ist Tesla deutschen Autoherstellern buchstäblich auf die Pelle gerückt. Zwar verbuchen auch BMW, Daimler oder Porsche Erfolge. Doch Daten, die FOCUS Online vorliegen, zeigen Teslas wahre Dominanz im Elektro-Markt.
Es war nur eine kleine Meldung, aber in der Kommunikationsabteilung von BMW sorgte sie für lange Gesichter: In einem Vergleichstest der „Autozeitung“ stellte sich kürzlich Teslas Model 3 gegen den BMW i4 durch – und das in allen Elektro-relevanten und auch einigen anderen Kategorien . Es war beileibe nicht der einzige Vergleich, bei dem Tesla richtig gut und die deutsche Konkurrenz eher alt aussah.
Tesla schlägt BMW und Co. immer noch
Gerade was die Reichweite angeht, sind die meisten deutschen Elektroautos nur mit einem Wort zu beschreiben: unzureichend. Bei BMW, Daimler, Volkswagen und Co. dürften die Alarmglocken auch deshalb laut schrillen, weil es sich beim Tesla Model 3 trotz diverser Updates im Kern um ein fünf Jahre altes Auto handelt.
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Dass die nagelneuen Stromer der deutschen Konkurrenz immer noch unterliegen, zeigt den Vorsprung, den Tesla-Hut. Die lange in Stuttgart, München oder Wolfsburg gehegte Hoffnung „Wenn wir erstmal mit der Massenproduktion unserer Stromer loslegen, erledigt sich das Tesla-Problem von selbst“ ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Tesla hat sich in den Waden der deutschen Premium-Hersteller verbissen wie ein Rottweiler, und dort reißt er nun richtig große Fleisch-Stücke heraus.
Ein einziges Diagramm zeigt, wie erfolglos die Aufholjagd der elektrischen E-Modelle der Deutschen bisher war: Während die Neuzulassungen von Elektroautos bei BMW, Mercedes und Audi im ersten Quartal um 7789 Autos im ersten Quartal 2022 im Vergleich zu 2021 stiegen, betrug der Zuwachs bei Tesla 8335 Neuzulassungen – also mehr als bei den drei deutschen Konkurrenten zusammengenommen. Das war bereits 2021 so, als Tesla im Gesamtjahr mit 23.020 Autos fast 1000 Neuzulassungen mehr verbuchen konnte als die „Großen Drei“ der deutschen Premium-Hersteller.
Teslas alte Produkt-Palette überholt neue Konkurrenz-Modelle
Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die Deutschen nagelneue Produkte an Bord haben – BMW etwa den i4 und iX, Mercedes den EQS und Audi den Q4 etron – während Tesla den Zuwachs mit altbekannten Modellen wie dem Model 3 geschafft hat. Allein das SUV Model Y kam neu dazu.
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VW plagen Lieferengpässe bei Stromern
Dietmar Voggenreiter, Automotive-Experte von Horváth, sieht nicht, dass sich an Teslas Dominanz so schnell etwas ändern könnte: „Auch im 1. Quartal 2022 wachsen die drei deutschen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes Benz in Summe auf Ihrem Heimatmarkt langsamer im Elektro-Segment als Tesla. Der deutsche E-Auto Markt wächst im ersten Quartal um rund 19.000 Fahrzeuge, 73 Prozent davon allein durch Tesla und Stellantis. Die Volkswagen Gruppe dagegen kann an dem Wachstum wegen Lieferengpässe aktuell nicht profitieren“, so Voggenreiter.
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Durch Lieferengpässe und Chipmangel werden die deutschen Hersteller noch das ganze Jahr oder sogar darüber hinaus eingeschränkt bleiben. Tesla hingegen hat besser vorausgeplant und weniger mit Lieferengpässen zu kämpfen, etwa bei seinen Lithium-Ionen-Batterien. Betroffen sind die Amerikaner natürlich ebenso vom starken Anstieg bei den Rohstoffpreisen, etwa beim Lithium. Die gibt Elon Musk an seine Kunden in Form von Preiserhöhungen weiter. Doch bisher haben selbst die starken Preissprünge bei Tesla noch nichts am Markterfolg geändert.
US-Dominanz noch deutlicher
Zahlenmäßig ist Tesla mit etwas über 14.000 Zulassungen im ersten Quartal 2022 trotz eines Zuwachses von 137 Prozent zwar noch weit von den Absatzzahlen bei Audi, BMW oder Mercedes entfernt. Alle verkauften im selben Zeitraum mehr als 50.000 Autos, wobei davon aber weniger als jedes dritte elektrische fuhr. Doch die Wachstumskurve der Amerikaner zeigt steil nach oben. Schon weit hinter sich gelassen hat Tesla die Deutschen in den USAvor allem auf dem größten Einzelmarkt Kalifornien.
Der Martkanteil der Amerikaner beträgt dort schon 6,5 Prozent, womit Tesla auf Rang 5 hinter Toyota, Honda, Ford und Chevrolet rangiert. Landesweit beträgt Teslas US-Marktanteil zwar nur 2,1 Prozent – ist damit aber schon so groß wie der erfolgreichsten deutschen Herstellers (Mercedes mit 2,2 Prozent).
Tesla schlägt mit dem Model Y schnellen Toyotas Bestseller
In Kalifornien haben die Schwaben mit 3,8 Prozent Anteil ebenfalls das Nachsehen gegen Tesla; noch schlechter sieht es für BMW und Audi aus. Und das sind Zahlen von 2021, was heißt, dass 2022 durch das extrem erfolgreiche Tesla Model Y das Pendel noch weiter zu Gunsten von Elon Musks Autos ausschlägt.
Abgesehen von Hyundais neuer Luxus-Spartenmarke Genesis hat auch keine andere Marke so viel prozentualen Zuwachs wie Tesla (plus 70 Prozent in 2021). Mit über 60.000 Verkäufen 2021 war das Model Y laut Daten der kalifornischen Autohändler-Vereinigung CNCDA das erfolgreichste Elektro-SUV Kaliforniens und sogar das zweitmeistverkaufte Auto überhaupt. Nur der Toyota Camry lag noch knapp darüber. Der einstige Öko-Star Kaliorniens, der Toyota Prius, verkaufte sich noch schlappe 22.000-mal. Kein Wunder, dass Toyota nun gegensteuern muss – zunächst über die Marke Lexus mit dem elektrischen SUV RZ 450e.
Schlechte Langzeitqualität bei Tesla als Hindernisse
Diese Dominanz hat Tesla in Deutschland noch nicht, und auch die Angriffe werden härter – BMW, Mercedes, Audi und Porsche setzen fast alles auf die Elektro-Karte, Mercedes und Audi sogar zu 100 Prozent ab den 2030er Jahren. Doch auch Tesla bleibt ja technisch nicht stehen. Es bleibt ein Hase- und Igel-Spiel, und bisher trug der Igel immer das Tesla-Logo.
Es sieht so aus, als ob Tesla nur in einem Punkt den deutschen Autobauern wirklich deutlich hinterherhinkt: Bei der Verarbeitungs- und Langzeitqualität, verbunden mit schlechtem Service. Im Januar 2022 zeigt der TÜV erstmals Daten zur Mängel-Quote bei Tesla vor. Ergebnis: Das Model S, immerhin je nach Version ein Auto mit sechsstelligem Kaufpreis, schnitt in etwa so schlecht ab wie ein Dacia Sandero . Das schlechte Abschneiden des Premium-Stromers passt zu Berichten über das günstigere Tesla Model 3. Das kann nämlich schon nach kurzer Zeit rosten, stellte die „Auto Motor & Sport“ kürzlich fest ( mehr dazu lesen Sie hier).
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Die Fachzeitschrift ließ ein Tesla Model 3 mit nur 300 Kilometern auf dem Tacho vom Rost-Experten Ralf Rößler untersuchen. Das Ergebnis: Hohlräume waren mit Bauschaum ausgespritzt. „Der wird sich mit Wasser vollsaugen. In sechs Monaten ist der Braun, in sechs Jahren ein totaler Rostfall“, erwartet Rößler. Erster Rost sei auch an den Koppelstangen des Tesla zu sehen. „Der ganze vordere Träger rostet als Erstes, weil das Wasser nirgendwohin abfließen kann“, so Rößler zur „Auto Motor & Sport“.
BMW-Manager macht Ansage an Tesla
In der Elektroauto-Branche ist längst bekannt, dass man idealerweise ein Model 3 aus China bekommt – die Verarbeitung der Fahrzeuge aus der chinesischen Tesla-Fabrik in Schanghai soll nämlich merklich besser sein als bei den in den USA gebauten Autos. Bei der deutschen Fabrik in Grünheide sind die ersten Model Y noch nicht überzeugend verarbeitet und die produzierten Stückzahlen geringer als erwartet, doch nach einer Anlaufphase wird auch hier der Druck auf die Deutschen massiv steigen.
BMW, wo man das Verlieren gegen Konkurrenten eigentlich nicht gewohnt ist, gibt sich derweil betont kämpferisch. Tesla hat kein Alleinstellungsmerkmal mehr. „Das ist vorbei“, zitiert Automotive News den niederländischen BMW-Manager und Vorstand Pieter Nota. Bis 2030 soll jedes zweite Auto, das BMW verkauft, vollelektrisch sein. Noch kann freilich von einer fehlenden Dominanz nicht die Rede sein. Falls die Aufholjagd am Ende nicht gelingt, can sich die Deutschen immerhin trösten: Auch Tesla ist schließlich jetzt ein deutscher Hersteller. Aus den „Großen Drei“ der Premium-Branche BMW, Mercedes und Audi sind nun die „Großen Vier“ geworden.
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Quelle: www.focus.de