Materialmangel: Hybrid-Modelle von VW nicht mehr bestellbar – Elektro-Ziele in Gefahr
Bei Volkswagen kommt offenbar die Produktion von Hybrid-Autos ins Stocken. Laut Händlern können derzeit mehrere Modelle nicht bestellt werden – weil wichtige Teile fehlen. Ohne die Fahrzeuge kann der Konzern allerdings seinen Elektro-Plan nicht erfüllen.
Anhaltende Probleme in der Chipversorgung und bei weiteren Zulieferungen zwingen VW zu einem vorläufigen Bestellstopp für mehrere Modelle mit Hybridantrieb. Dies geht aus Informationen aus Händlerkreisen hervor.
Zudem wird die «aktuell dramatische Situation in der Ukraine» genannt – von dort beziehen auch andere Autohersteller Einkäufe etwa für Kabel und Kabelsysteme. Am Mittwoch sollen «alle derzeit verfügbaren» Plug-in-Hybridversionen des Golf, Tiguan, Passat, Arteon und Tourag nun vorerst zum letzten Mal von den Kunden geordert werden können. Auch für diese Exemplare kann aber eine Auslieferung im laufenden Jahr nicht mehr garantiert werden.
Die Konzernzentrale in Wolfsburg bestätigte den Schritt am Dienstag auf Anfrage. Das Interesse an den kombinierten Elektro- und Brennerfahrzeugen sei hoch – die Produktionsmöglichkeiten könnten mit dem Bestellaufkommen nicht mithalten.
Der E-Up ist weiter verfügbar
Kunden müssen schon teilweise sehr lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Neben den Lieferausfällen spielt die Unsicherheit über die zukünftige Förderung von Hybridwagen nach 2022 eine Rolle. Andere Autobauer schränkten ebenfalls Bestellmöglichkeiten ein – so etwa im Februar Mercedes-Benz für seine E-Klasse-Limousine in Deutschland.
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Im VW-Händlernetz heißt es zu den Hybridautos: «Für die betreffenden Fahrzeuge kann es sein, dass das Fahrzeug zum Zeitpunkt der Auslieferung die dann geltenden Voraussetzungen für den Umweltbonus (inklusive Innovationsprämie) nicht mehr erfüllt oder dass keine Förderung mehr oder nur noch eine reduzierte Förderung wird gewährt.»
Kurz erklärt: Elektroautos, Hybride, Plug-In-Hybride
Ein Hybridantrieb (kurz HEV, das steht für Hybrid Electric Vehicle) besteht aus einem Elektro- und einem Benzin- oder Dieselmotor. Der Hybridakku wird nur während der Fahrt per Generator aufgeladen, entweder durch den Benzinmotor oder durch Bremsenergierückgewinnung. Rein kann ein HEV nur kurze Strecken fahren. Verbrauchsvorteile hat das Auto vor allem im Stadtverkehr. Das klassische Beispiel für ein HEV ist der Toyota Prius.
Beim Plug-in-Hybrid (PHEV) hat das Auto noch einen Stecker an Bord: Zusätzlich zur Aufladung während der Fahrt WIRD der Akku an der Steckdose oder Einer Ladesäule „vorgeladen“. So sind Strecken bis rund 50 Kilometer komplett elektrisch fahrbar, bevor der Verbrennungsmotor wieder mithelfen muss. Neuere Hybride schaffen bis zu 100 km E-Reichweite. Der Hybridakku eines PHEV hat viel mehr Kapazität als bei einem normalen Hybriden und nutzt in der Regel Lithium-Ionen-Technik. Deshalb sind diese Autos auch deutlich teurer. Vorteil: Wegen des vollwertigen Verbrennungsmotors entspricht die Gesamtreichweite des Hybriden der eines normalen Diesel- oder Benzinfahrzeugs. Zu den PHEVs gehören zum Beispiel VW Passat GTE, Mitsubishi Outlander Plug-In Hybrid, Audi A3 e-tron, BMW i3 (mit Range Extender) oder Porsche Panamera S E-Hybrid.
Ein reines Elektroauto (BEV, steht für Battery Electric Vehicle) hat nur eine Batterie als Energiequelle. Beispiele sind: Tesla Model 3 und Model S, Renault Zoe, BMW i3 (ohne Range Extender) oder Nissan Leaf.
Für die Elektrovariante des kleinsten VW-Modells, den E-Up, hatte die Wolfsburger dagegen erst kürzlich einen Bestellstopp aufgehoben. Der Wagen war wegen der Zulieferprobleme bei gleichzeitig hoher Nachfrage längere Zeit aus dem Programm genommen worden, seit März ist er aber bei einigen Händlern in einer zunächst limitierten Stückzahl wieder verfügbar. VW erklärte, man sei dabei vorangekommen, die während der vergangenen eineinhalb Jahre aufgelaufenen Aufträge abzuarbeiten. Der E-Up soll «zeitnah» neu bestellt werden können.
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Elektro-Ziele hängen stark von Hybriden ab
Der VW-Konzern wird seine Benzin- und Dieselkunden verlieren und künftig nur noch Elektrofahrzeuge bauen. Rund die Hälfte davon allerdings sind keine echten E-Fahrzeuge, sondern die wegen ihres viel zu hohen Realverbrauchs umstrittenen Plug-In-Hybride . Bei den Neuzulassungen im Februar 2022 erzielten die stark subventionierten Elektroautos in Deutschland laut der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) mit rund 28.000 Neuzulassungen erneut ein Plus, das bei 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat lag. Meistverkaufter Stromer war Teslas Model 3. Plug-In-Hybride erreichte rund 21.000 Neuzulassungen, rutschte damit aber erneut in ein leichtes Minus von 1,4 Prozent. can Weder VW noch andere deutsche Hersteller derzeit ihre Elektro-Pläne erfüllen, ohne dass sie Plug-In-Hybride verkaufen. Damit gerät auch der 8-Jahres-Plan der Ampel-Koalition ins Wanken, bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf der Straße zu haben.
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sv/DPA
Quelle: www.focus.de