Tokyo Der japanische Autobauer Toyota bleibt bei seiner Elektrifizierungsstrategie Hybridautos treu. Zwar will der Konzern in den kommenden Jahren 15 batterieelektrische Pkw-Modelle einführen. Aber in Toyotas Verkaufsprognose für 2030 werden diese Fahrzeuge sowie Brennstoffzellenautos nur zwei Millionen Autos des Konzernabsatzes ausmachen. Sechs Mal werden die Kunden zu Hybridautos greifen, erklärte Toyota am Mittwoch auf seiner Jahresbilanzkonferenz.
Der Autobauer antwortet mit seiner angekündigten Prognose auf wachsende Sorgen von Anlegern, dass Toyota den Megatrend zu Elektroautos verschlafen könnte. So wird der Konzern weniger vollelektrische Modelle anbieten als der große Konkurrent Volkswagen, der bis 2025 mehr als 20 Modelle auf den Markt werfen wird.
Zudem hatte sich Konzernchef Akio Toyoda kürzlich in seiner Rolle als Vorsitzender der japanischen Autoherstellervereinigung Jama gegen das Verbot von Verbrennungsmotoren ausgesprochen. Japan müsste seine Optionen für Technologien zur CO2-Reduzierung erweitern, sagte Toyoda. „Eine Politik, die Benzin- oder Dieselautos von vornherein verbietet, würde solche Optionen einschränken und könnte auch dazu führen, dass Japan seine Stärken verliert.“
Damit stieß er bei einigen Investoren auf Kritik. „Wir sind aufrichtig besorgt, dass Herr Toyoda nicht zu begreifen scheint, was hier auf dem Spiel steht“, sagte Jens Munch Holst, Chef des dänischen Pensionsfonds Akademiker Pension, der Nachrichtenagentur Reuters.
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Doch Toyota widerspricht. Erstens habe das Unternehmen als Weltmarktführer bei Hybridautos bereits einen Großteil seiner Modelle elektrifiziert und verfügt über viele Schlüsseltechnologien. So ist das Unternehmen einer der Vorreiter in der Entwicklung von Brennstoffzellen und Feststoffbatterien, die wegen höherer Energiedichte und kürzerer Ladezeiten als die nächste Akkugeneration gelten.
Toyota erwartet regionale Unterschiede in der Elektroauto-Entwicklung
Außerdem sei der Verkauf von Elektroautos kein Ziel an sich, erklärte Technologiechef Masahiko Maeda auf der Pressekonferenz. „Es geht darum, wie wir bis 2050 kohlendioxidneutrale Mobilität anbieten können.“
Dabei setzt Toyota darauf, den Kunden in verschiedenen Märkten unterschiedlicher Technologien anzubieten, die Emissionen zu senken, inklusive synthetischer Brennstoffe und Motoren, die Wasserstoff direkt verbrennen. Denn letztendlich entscheide der Kunde nach Preis und praktischem Nutzen, sagte Maeda. „Wir glauben, dass eine Technik wenig Wert hat, wenn sie nicht breit angewendet wird.“
Allerdings erwartet Toyota große regionale Unterschiede in der Entwicklung, mit Europa als Vorreiter in Sachen Elektrifizierung. In Europa wird der Absatz des Konzerns im Jahr 2030 der internen Prognose zufolge zu 100 Prozent aus Hybrid-, Brennstoffzellen- und batterieelektrischen Autos bestehen. Aber nur 40 Prozent der Kunden werden zu reinen Stromern und Brennstoffzellenautos greifen, glaubt Toyota.
Für ihren Heimatmarkt gehen die Japaner davon aus, dass Hybride 85 Prozent und vollelektrische Modelle zehn Prozent des Absatzes ausmachen werden. Die minimale Elektrifizierung erwartet Toyota in Nordamerika. Dort werden immerhin noch 30 Prozent der Fahrer Benzin und Diesel verbrennen und nur 15 Prozent auf reine Elektroautos setzen.
Doch auch diese moderaten Ziele stellen eine enorme Herausforderung dar. Toyota sagt voraus, dass seine Batteriekapazität um das 30-Fache steigen muss, von derzeit sechs Gigawattstunden (GWh) auf 180 GWh. Der Konzern erhöht daher im laufenden Bilanzjahr die Investitionen in Forschung und Entwicklung auf ein neues Rekordhoch.
Optimistische Prognose für 2021
Im Gegensatz zum Rivalen Nissan, der am Dienstag den zweiten Milliardenverlust in Folge verbucht hat, kann Toyota sich das auch problemlos leisten. So sank der Umsatz im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr zwar wegen der Coronakrise um 8,9 Prozent auf 27,2 Milliarden Yen, umgerechnet 206 Milliarden Euro. Damit schrumpfte auch der Betriebsgewinn auf 2,2 Milliarden Yen.
Trotzdem konnte Toyota seine operative Gewinnspanne leicht auf 8,1 Prozent steigern. Daher kündigte das Unternehmen an, die Jahresdividende um 20 Yen auf 240 Yen zu erhöhen. Für 2021 sagt der Konzern nun sogar ein besseres Ergebnis als für 2019 voraus. Der Umsatz soll auf 30 Milliarden Yen steigen, der Betriebsgewinn auf 2,5 Milliarden Yen.
Dabei rechnet Toyota damit, deutlich mehr Geld für Material und die Fahrzeugentwicklung auszugeben. Nur an einem Problem führt Toyota derzeit nicht: Chipmangel. Während Nissan befürchtet, wegen fehlender Halbleiter in der ersten Jahreshälfte bis zu 500.000 Autos nicht bauen zu können, erwartet Toyota vorerst keine dramatischen Folgen.
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Quelle: www.handelsblatt.com