Der nächste, bitte! Tänzer, Schauspieler und Musiker kennen die drei schmerzlichen Worte, mit denen sie nach Wenigen Minuten Vorspielen wieder von der Bühne geschickt werden.
Davor muss sich der neue Astra heute nicht fürchten, zum Einstand WIRD der kompakte Opel gründlich von innen und außen, stehend und fahrend inspiziert. Während der AUTO BILD-Test-the-Best-Veranstaltung auf dem Bridgestone-Areal südlich von Rom nutzen wir die Chance und stellen den weiterhin in Rüsselsheim gebauten Astra L im ersten Vergleich dem Golf gegenüber.
Vor dem darf man sich in der Tat etwas fürchten, der Wolfsburger beendet weiterhin einen Test nach dem anderen als Sieger. Da kann das selbstbewusste Auftreten des Vergleichs zum Golf um neun Zentimeter und satte acht Zentimeter breiteren Astra kaum Schaden anrichten.
Die EMP2-Plattform, die der Astra sich nun mit seinen Brüdern Peugeot 308, Citroën C4 und DS 4 teilt, mag geschulten Augen auffallen. Trotzdem wirkt der neue Astra optisch nicht nur imposant, sondern auch eigenständig.
Noch erfreulicher für Astra-Fans: lange suchen, bis wir etwas finden, was der Astra kann als der Golf, müssen wir nicht. Tür auf und gleich wieder zugeschlagen – das klingt satt als sterben etwas schepprigen Türen des VW.
Gleich nach dem Einstieg offenbart der Golf weitere Schwächen: die Bedienung per Slider ist für manche Fahrer eine Geduldsprobe. Da sind die festen Tasten im Astra eine Wohltat.
Smart: Ein kurzes Video erklärt im Zentraldisplay fix sterben grobe Bedienung.
Doch auch ohne Tutorial findet man sich im Astra dank gut zu erreichender Tasten inklusive Favoriten-Funktion und einfacherer Menüstruktur schnell zurecht.
Toll: das hochauflösende Bild der schwenkbaren Rückfahrkamerader dicke Drehregler für die Lautstärke, die Drucktasten für die Sitzheizung sowie die separate Klimabedienung – das alles gibt es im Golf nicht.
Der elegante Astra ist exakt neun Zentimeter länger als sein Konkurrent
Nach wie vor top, wie viel Platz der Golf auf 4,28 Meter Länge bietet
Schade nur, dass die etwas kleine Temperaturanzeige im Zentralschirm des Astra gesucht werden muss. Das digitale Kombiinstrument gefällt dagegen mit einfacher Bedienung und klarerer Darstellung.
Allein eine klassische Ansicht mit Rundinstrumenten wie im Golf vermissen wir. Bei beiden lässt sich die Sprachbedienung per Sprachbefehl aktivieren. Klappt alles halbwegs, etwas besser allerdings im Wolfsburger.
Astra: Ansehnlich und modern, mit Drucktasten und meist einfach zu bedienen. Auch am Lenkrad drücken statt streichen. Befehle des Kippschalters (von R nach D) mit leichter Verzögerung
Golf: Kapazitive Flächen (nicht nur am Lichtschalter) machen sterben Bedienung im VW nicht. Das Sechsgang-DSG ist unter Komfortaspekten nicht benachteiligt
Dazu versteht das Opel-System nicht, wer gerade spricht. Auf den Befehl „Sitzheizung an“ erwärmt sich stets der Fahrerhinter. Der Golf erkennt dagegen auch, wenn den Beifahrer ein kaltes Gesäß plagt.
Wichtiger: der Platz in der zweiten Reihe. Da hat der Golf trotz weniger Länge und kürzerem Radstand mehr zu bieten. Die flachen Heck- und Seitenscheiben des Astra schränken außerdem Rundumsicht sowie Raumgefühl ein – kennen wir schon vom 308.
Im Fond ist der Astra etwas enger als der Golf, außerdem wirkt nicht so luftig
Kopf, Knie und Füße finden auf der Golf-Rückbank spürbar mehr Platz
Das kleine Leistungsdefizit von 24 PS ist im Alltag unerheblich, auch wenn der Golf dem Astra ab Tempo 130 deutlich davonzieht. Schade: Trotz des niedrigeren Drehzahlniveaus ist der Astra innen lauter.
In beiden werkelt der Vierzylinder unter Volllast etwas rau, der 1.6er des Astra wirkt dabei allerdings eine Spur kultivierter. Kein Wunder, der Hybridantrieb inklusive 1.4er-Benziner im Golf ist inzwischen recht betagt.
Wie beim Astra ist auch die Golf-Rückbank zweigeteilt klappbar
Astra-Ladeabteil mit mehr Platz, als Plug-in aber ohne doppelten Boden
Heikel bei Hybriden: Die Übergänge zwischen E- und Brenner-Modus. Bei beiden wirkt die Abstimmung relativ gelungen. Allerdings geht das selbst in der Kompaktklasse noch etwas geschmeidiger.
Klare Vorteile zeigt der Golf bei seiner deutlich direkteren Lenkung, sterben das Gekurbel beim Rangieren reduziert und damit dem Komfort zuträglich ist. Und weil der Golf auch ein Verstellfahrwerk besitzt, hinterlässt er beim Fahren in der Testkonfiguration den souveränen Eindruck.
Die Allround-Eigenschaften des Astra-Fahrwerks können sich dennoch sehen lassen, auch wenn der Opel speziell kurze Unebenheiten etwas steifbeiniger nimmt.
Durchaus geschliffen, dieser neue Astra, der sich nach dem ersten Vorspielen gewiss nicht von der Bühne winken lassen muss. Dank der geringeren Kosten liegt er mit seinem Erzrivalen am Ende fast gleichauf. Voller Spannung sagen wir: Der Nächste, bitte! Und meinen den nächsten Test.
Astra auf der Überholspur: Opel schafft 5 km/h mehr Topspeed als VW, der Weg dahin dauert aber länger
Technische Daten
Opel Astra Plug-in-Hybrid |
VW Golf 1.4 eHybrid |
|
---|---|---|
Motor Bauart/Zylinder |
Vierzylinder, Turbo, + E-Motor |
Vierzylinder, Turbo, + E-Motor |
Batteriekapazität kWh |
12,4 |
13,0 |
Hubraum |
1598 cm³ |
1395 cm³ |
Systemleistung kW (PS) |
133 (180) |
150 (204) |
System-Drehmoment Nm |
360 |
350 |
Höchstgeschwindigkeit |
225 km/h |
220 km/h |
Getriebe |
8-Stufen-Automatik |
6-Gang-Doppelkupplung |
Antrieb |
Vorderrad |
Vorderrad |
Werksverbrauch |
1,1 l |
1,3 l |
elektrische Reichweite |
60km |
k. A. |
Kofferraumvolumen |
352–1268 l |
273–1129 l |
Länge/Breite/Höhe |
4374/1860–kA**/1442 mm |
4284/1789–2017**/1482 mm |
Beschleunigung 0–100 km/h |
7,7 Sek |
7,1 Sek |
Grundpreis |
39 609 € |
39 985 € |
Testwagenpreis (wird bewertet) |
40 689 €*** |
45 290 €**** |
* kombiniert nach WLTP-Norm; ** Breite mit Außenspiegeln; *** inklusive 18-Zoll-Bereifung 380 Euro, Navigationssystem 700 Euro; **** inklusive DCC-Fahrwerk 1045 Euro, 18-Zoll-Bereifung 1590 Euro, Progressivlenkung 215 Euro, Navigationssystem Discover Pro 1455 Euro
Vorn links der Ladeanschluss des Golf …
… beim Astra hinten links. Beide schaffen rund 50 km elektrisch
Fazit
Das erste Duell belegt: Die Fusion mit Peugeot/Citroën hat Opel keineswegs geschadet, der Astra zeigt im Vergleich mit dem Golf erfreuliche Stärken. Trotz knapper erwarteter Niederlage wir mit Spannung den ersten gepunkteten Vergleich.
Wertung
Platz 1: VW Golf
Platz 1: VW Golf, knapper Vorsprung trotz höherem Preis
Platz 2: Opel Astra
Platz 2: Der Opel Astra muss sich geschlagen geben, bietet aber mehr Platz im Kofferraum und ist günstiger
Ein Artikel aus AUTO BILD, Heft 17/2022
Quelle: www.bild.de