Der große deutsche Automobilzulieferer Continental hat vor drei Jahren sein Antriebsgeschäft in das neue Unternehmen Vitesco Technologies ausgegliedert. 2021 stimmten die Aktionäre der Abspaltung der Tochtergesellschaft zu. Im Vorstellungsgespräch mit dem Handelsblatt sprach Vitesco-Chef Andreas Wolf über den aktuellen Stand beim Geschäft mit Verbrennertechnik und seine Erwartungen für die Elektromobilität.
„Wir machen sehr gute Fortschritte beim Ausphasen unserer rein verbrennerspezifischen Technologien“, sagte Wolf. Die Verluste in diesem Bereich habe man 2021 weitgehend abstellen können. Gleichzeitig habe man das Geschäft mit Komponenten zur Elektrifizierung durch neue Aufträge ausgebaut und der Rentabilität näher gebracht. Teile des Verbrennungsgeschäfts zu verkaufen, ist für Vitesco keine Option, denn diese Produkte hätten kein langfristiges Marktwachstum, erklärte Wolf. „Wir fahren das Geschäft herunter, wie angekündigt, und folglich die Kosten.“
Die Investitionen und Aktivitäten im Brennerbereich reduzieren Vitesco auf ein Mindestmaß. Es würden keine neuen Modellgenerationen mehr von Einspritzpumpen oder Turboladern entwickelt. Man habe für diese Bereiche auch keine Vertriebsmannschaft, um neue Aufträge zu akquirieren. Die Elektrifizierungssparte, auf der künftig der Fokus liegt, entwickele sich weiter positiv, berichtete Wolf. In drei bis fünf Jahren werde das Unternehmen bereits ein Drittel des Umsatzes nur mit Elektrifizierungskomponenten machen. Im Jahr 2030 soll der Anteil bei mehr als zwei Dritteln liegen. Bei Vitesco gehe man davon aus, bei der E-Mobilität 2025 die Profitabilitätsschwelle zu überschreiten.
Ende 2020 hatte Vitesco laut dem Unternehmenschef etwa 14 Milliarden Euro an Elektrifizierungsaufträgen. 2021 habe man das Auftragsvolumen nochmals deutlich steigern können. Das Auftragsvolumen für Elektrifizierungskomponenten hat sich allein im vierten Quartal 2021 auf mehr als zwei Milliarden Euro summiert. Vitesco hat erst kürzlich einen Auftrag im Umfang von mehr als einer Milliarde Euro von einem großen amerikanischen Autohersteller erhalten. Der Zulieferer arbeitet auch an dem neuen Elektroauto-Projekt „Trinity“ von Volkswagen mit.
Die Elektromobilität boomt, das liegt aber noch hauptsächlich an Fördermaßnahmen. In Deutschland etwa gibt es bis zu 9000 Euro für Elektroautos, auch Plug-in-Hybride werden umfangreich subventioniert. Wolf glaubt nicht, dass der Markt für die E-Mobilität nachhaltig an Subventionen hängt. „Es hat daher aus unserer Sicht keinen Einfluss auf unser Ergebnis, ob nun Prämien bezahlt werden oder nicht“, sagte er.
Auf den von der Autobranche bemängelten langsamen Ausbau der Ladeinfrastruktur angesprochen sagte der Vitesco-Chef, dass man bei dem Zulieferer insgesamt nur wenige Faktoren, die sich negativ auf die Entwicklung sehen könnten. Es sei eher eine Frage, wie schnell der Markt wachsen wird. Für die Kunden sind bei Elektroautos laut Wolf vor allem die Reichweite und Ladezeiten wichtig. Es mache einen großen Unterschied, ob man für das Aufladen von 10 auf 80 Prozent weniger als 20 Minuten oder mehr als 40 Minuten benötigt. Vitesco gehe von einem steigenden Anteil von 800-Volt-Systemen aus, die besonders schnelles Stromzapfen erlauben.
Quelle: ecomento.de