Batteriezellen, die direkt im Chassis sitzen, sollen viele Vorteile bringen. Leapmotor aus China kündigt jetzt so ein Modell an – noch vor Tesla.
Der chinesische Autohersteller Leapmotor kündigt mit dem C01 eine elektrische Mittelklasse-Limousine an. Und diese Limousine hat es in sich: Sie soll das weltweit erste CTC-Serienmodell sein. CTC steht für Cell to Chassis und bedeutet, dass die Batteriezellen nicht in einem separaten Akkukasten untergebracht sind, sondern platz- und gewichtssparend direkt im Chassis. Auch Tesla arbeitet an dieser Technologie – aber das erste Serienmodell haben jetzt offenbar die Chinesen.
Mehr Stabilität
Der Leapmotor C01 basiert auf der firmeneigenen C-Plattform. Er ist etwa fünf Meter lang und beschleunigt nach Werksangaben in drei Sekunden von null auf 100 km/h. Seine Reichweite gibt Leapmotor mit 700 Kilometer nach dem nicht mehr zeitgemäßen NEFZ an – die Batteriemodule haben einen Energiegehalt von insgesamt 90 Kilowattstunden. Die Zellen sitzen weiterhin in verschiedenen Modulen, das große Batteriegehäuse fällt aber weg. Der chinesische Hersteller betont, dass die CTC-Technik auch zu einer erhöhten Crashsicherheit und Stabilität sowie zu einem besseren Handling führen soll.
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Der Leapmotor C01 soll in drei Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen.
CTC und CTP im Trend
Der Wegfall von Gehäuse-Bauteilen ist bei der Entwicklung von Elektroautos aktuell ein Trend. Der chinesische Autohersteller BYD und der chinesische Akkuproduzent CATL arbeiten an einer Cell-to-Pack-Technologie (CTP), die mit der Cell-to-Chassis-Technik vergleichbar ist. Bei CTP entfallen die einzelnen Module, die Zellen kommen direkt ins Batteriegehäuse. Die Temperierung und Steuerung der Zellen erfolgt dann über im Batteriegehäuse sitzende Komponenten – bisher waren diese Bauteile in den einzelnen Modulen untergebracht.
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In der Frontansicht des C01 verspricht Leapmotors Vorsprung durch Technik: Das Fahrzeug ist das weltweit erste Serienfahrzeug mit Cell-to-Chassis-Technologie.
Zellen weiterhin zwischen den Achsen
Der Unterbringungsort der Zellen im Chassis ist beim Leapmotor C01 alles andere als exotisch: Wie bei der überwiegenden Mehrheit der Elektroautos sind die Energiespeicher auch hier zwischen den Fahrzeugachsen untergebracht – dies ist wegen seiner niedrigen Einbauhöhe und der hohen Crashsicherheit ein idealer Platz für empfindliche Bauteile wie eben Batteriezellen. Weitere Details zu seiner CTC-Technologie verrät der Hersteller noch nicht.
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Der Leapmotor C01 ist eine fünf Meter lange rein elektrisch angetriebene Mittelklasse-Limousine.
Weitreichende Verbreitung möglich
Den C01 möchte Leapmotor noch im zweiten Quartal 2022 auf den Markt bringen – er könnte gemeinsam mit seiner SUV-Variante C11 auch in Europa auf den Markt kommen. Und die Technik könnte sich schnell weiterverbreiten: Der 2015 gegründete Hersteller Leapmotor ist im Mai 2020 eine weitreichende Entwicklungskooperation mit dem staatlichen chinesischen Autohersteller FAW eingegangen, womit wohl auch alle FAW-Marken (Dongfeng, Hongqi, FAW, Bestune und die Lkw-Marke Jiefang) die neue CTC-Technik nutzen can. Möglicherweise hat auch FAW-Volkswagen als zur FAW-Gruppe gehörender Konzern Zugriff auf die Technologie und über die Tianjin FAW Toyota Motor Company ist der Hersteller außerdem mit Toyota verbandelt.
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Der Energiegehalt der Batteriezellen soll für eine fernreisefähige Reichweite von 700 Kilometern reichen – gemessen allerdings nach dem nicht mehr zeitgemäßen NEFZ. Nach dem modernen WLTP-Zyklus wäre die Reichweite etwas niedriger, aber insgesamt wahrscheinlich immer noch hoch.
CATL: 40 Prozent weniger Teile bei CTP
Konkrete Werte bei den Vorteilen von CTP und CTC benennt der Akkuhersteller CATL: Bei Cell to Package steigt die Volumen-Nutzungsrate um 20 bis 30 Prozent beim Einsatz von 40 Prozent weniger Teilen und einer zunehmenden Produktions-Effizienz. Für die jetzt von Leapmotor eingesetzte Cell-to-Chassis-Technik verspricht CATL eine deutlich erhöhte Energiedichte bei einer optimierten Balance zwischen Sicherheit und Zuverlässigkeit. Eines der Geheimnisse von CTC soll eine Nano-Nieten-Technologie auf Zellebene sein.
Antriebstechnik im Vergleich: Alles spricht fürs E-Auto
HIU / Prof. Maximilian Fichtner
Akku-Entwicklung weiter auf gutem Weg
Auch Maximilian Fichtner sieht die Entwicklung von Batterietechnologien auf einem guten Weg: Der Professor für Festkörperchemie an der Universität Ulm wies in seinem Vortrag auf dem auto motor und sport-Kongress 2021 darauf hin, dass sich die Energiedichte von Lithiumionen-Batterien seit ihrer Vorstellung durch Sony im Jahr 1991 vervierfacht habe und die Kosten um den Faktor 18 zurückgegangen seien – selbst seit 2010 habe sich der Energiegehalt bei einer 90-prozentigen Kostenreduktion erhöht. Durch neue Verpackungslösungen und eine verbesserte Zell-Chemie stellt Fichtner 1.000-Kilometer-Akkus zu konkurrenzfähigen Kosten in Aussicht.
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Fazit
Die Entwicklung von Elektroautos ist noch lange nicht am Ende: Jetzt stellt Leapmotor mit dem C01 der ersten Hersteller ein Serienfahrzeug vor, bei dem die Batteriezellen direkt im Chassis untergebracht sind – das klassische Batteriegehäuse entfällt. Diese Cell-to-Chassis-Technologie (CTC) bietet Vorteile bei der Energiedichte. Sprich: Die Autos könnten mit gleich großen Akkus erheblich leichter werden oder bei gleichem Gewicht größere Reichweiten aufweisen.
Leapmotor könnte den C01 auch in Europa anbieten. Aufgrund einer weitreichenden Kooperation mit FAW könnte die CTC-Technik außerdem anderen FAW-Marken und Kooperationspartnern zur Verfügung stehen. Mit FAW arbeitet unter anderem der Volkswagen-Konzern zusammen.
Quelle: www.auto-motor-und-sport.de