Der Wandel – ein wichtiges Thema gerade beim Neuwagenkauf. Viele Kunden lassen sich vom Händler einen angeblich umweltfreundlichen Plug-in-Hybrid (PHEV) aufschwatzen. Der tatsächliche Nutzen für die Umwelt bleibt jedoch mehr als fragwürdig, wie aus einer Anfrage im Deutschen Bundestag hervorgeht.
Wenn es um den Klimaschutz geht, wenden sich Hersteller und Händler gerne an einen Trick, um die wahre Klimabilanz ihrer Fahrzeuge zu verschleiern. So sprechen BMW und Mercedes in Bezug auf Hybrid-Fahrzeuge gerne von „elektrisierten“ Fahrzeugen, weil sie so gut wie keine echten Elektroautos im Portfolio haben. Vor allem die deutschen Autohersteller haben in den letzten Jahren überwiegend auf sog. Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) gesetzt, um auch weiterhin ihre schädlichen Diesel- und Benzinmotoren verkaufen zu können.
Das Versprechen der Hersteller lautet: Mit einem Hybridfahrzeug hält man „das Beste aus beiden Welten“. Durch den Elektroantrieb sei man in der Stadt komplett emissionsfrei unterwegs. Auf der Autobahn dagegen kann man das Pedal wie gewohnt durchdrücken, ohne sich Gedanken um die Umwelt machen zu müssen – schließlich fahre man unter dem Strich ja deutlich sauberer als mit einem reinen Verbrenner.
Die Ökobilanz der PHEVs zeigt etwas anderes. Die CO2-Emissionen liegen 2012 bei 48 Gramm pro gefahrenem Kilometer. 2018 liegen sie bei gerade mal 46 Gramm pro Kilometer. Die durchschnittliche elektrische Reichweite der PHEVs verschlechterte sich von 2012 mit 81,7 km auf 49,2 km in diesem Zeitraum. Das bedeutet, die Reichweite ist gesunken und der Schadstoffausstoß hat sich seit den letzten sieben Jahren kaum verbessert.
Entscheidend ist, wie häufig und ob die Batterie überhaupt geladen wird. In Großbritannien wurde festgestellt, dass die Eigentümer von PHEVs überwiegend im Verbrenner-Modus fahren, in vielen Fällen sei das Ladekabel sogar original verpackt im Kofferraum liegen geblieben. Daraufhin hat die britische Regierung die Förderung gesenkt, andere PHEV-Vergünstigungen sogar komplett gestrichen. Hierzulande liegen keine Zahlen darüber, wie häufig PHEVs elektrisch gefahren werden.

Trotz steigender Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden seit 2012 sind die CO2-Emissionen in Deutschland in den letzten Jahren nicht zurückgegangen (Diagramm). Schuld sei auch die staatliche Förderung von PHEVs in Einklang mit der Verkaufsstrategie großer Automobilhersteller, kritisieren die Grünen im Deutschen Bundestag.
Die Plug-in-Hybrid-Technologie wird nicht etwa für kleine sparsame Autos verwendet, sondern überwiegend für große SUVs. Die zuvor „schmutzigen“ SUVs werden jetzt als „grüne“ Autos deklariert und auch noch als besonders umweltfreundlich verkauft. Obwohl es sich in Wahrheit um getarnte Verbrenner handelt, erhalten sie einen Umweltbonus in Höhe von 3000 Euro pro Fahrzeug, die Hälfte davon bezahlt durch den Steuerzahler. Bis Ende Juli wurde der Umweltbonus für 43.860 PHEVs beantragt, das sind immerhin rund 66 Millionen Euro allein aus der Staatskasse.
Geht es aber um den effektiven Nutzen für den Umweltschutz, dann lautet die Rechnung anders: Je länger ein PHEV im Einsatz ist, desto schlechter seine Umweltbilanz. Denn mit jedem klassisch gefahrenen Kilometer bläst ein Hybrid zusätzlich CO2 in die Luft. Beim BEV verhält es sich genau umgekehrt: Je länger ein Elektroauto auf der Straße ist, desto sauberer fällt seine Gesamtbilanz für die Umwelt aus. Von der Möglichkeit des Batterie-Recyclings mal ganz ausgeschlossen.
Das Bundesverkehrsministerium hat diese Woche auf eine kleine Anfrage zur Förderung von Plug-in-Hybridfahrzeugen der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag (Pdf), dass PHEVs „weiterhin im Anwendungsbereich gehalten werden, da diese aufgrund ihrer größeren Gesamtreichweite zu einer größeren Akzeptanz der Bevölkerung für Elektromobilität führen“ sollen, um eine „Brücke“ zur reinen elektrischen Mobilität zu schaffen.

Von den 10 am häufigsten neuzugelassenen Plug-in-Hybriden seit September 2018 gehören 6 in die Kategorie mit der minimale elektrische Reichweite und 6 in die mit den höchsten CO2-Emissionen. 4 PHEVs befinden sich jeweils in beiden Kategorien. Den Umweltbonus in Höhe von 3000 Euro erhalten alle.
Embly meint: Der Begriff „Umweltprämie“ ist eine Mogelpackung. An die Prämie sollte viel stärkere Auflagen gebunden sein. Ein großer SUV, der über 50 Gramm CO2 ausstößt, dafür aber eine elektrische Reichweite von nur knapp über 40 km hat, sollte keine Förderung erhalten. Hingegen sollte die Prämie für reine batteriebetriebene Elektroautos mit einer viel größeren elektrischen Reichweite und keinen CO2-Emissionen während der Fahrt viel höher ausfallen als 4000 Euro. Für eine Differenz von 1000 Euro bei der Prämie, ist für die meisten Bürger der Anreize nicht groß genug, um vom PHEV weg zum BEV zu wechseln.
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Quelle: emobly.com