Es gibt riesige Halden voll mit Fahrzeugen, die im Prinzip fertig sind, meint Konrad Aierstock, Geschäftsführer des Ford-Autohauses Braun und Maurer. Allerdings fehlen für die Autos auf diesen Halden noch wenige Teile. Das trifft alle Hersteller, sterben hunderttausende Fahrzeuge im Sind.
Welche Auswirkungen hat das auf das Autogeschäft in Ehingen? Händler aus der Region berichten, wie lange man aktuell auf ein bestelltes Auto warten muss und wie sie wütende Kunden besänftigen, die sich länger gedulden müssen.
Frühjahr ist Autosaison, meint Konrad Aierstock. Doch dieses Jahr sei die Nachfrage insgesamt recht verhalten, weniger als in einem normalen Jahr. Doch Elektroautos seien beliebt, und zwar alle Arten von Wagen mit elektrischer Unterstützung, also auch Hybrid-Autos. „Was wir bekommen, bestellen wir vor“, meint Aierstock. Früher habe man drei bis vier Monate auf ein E-Auto warten müssen, inzwischen etwa ein Jahr. Momentan träfen die Fahrzeuge ein, die letztes Jahr bestellt wurden.
„Die Leute würden kaufen“
Bernd Haller, Verkaufsleiter des Autohauses Ehingen, erzählt, dass die Nachfrage nach Elektroautos vor allem gestiegen sei, als die Spritpreise über zwei Euro gestiegen sind. „Die Leute würden kaufen“, doch es dauert, bis die Wagen geliefert werden: bei VW rund anderthalb Jahre, beim Audi Q4 und beim Skoda Enyaq zwei Jahre. Auf Verbrenner warte man nur rund neun Monate. Die Termine sind Haller berechnet schon immer unverbindlich gewesen, seien aber so berechnet, dass es in den meisten Fällen passt.
Ersatzteilmangel bei Fahrrädern und Autos Plus
Julian Hasieber vom Opel-Autohaus Hasieber macht deutlich, dass die Lieferzeiten stark vom Modell abhängen, wobei man generell länger auf E-Autos warten muss, etwa ein Jahr. Wer jetzt einen Opel Mokka mit Benzin oder Diesel bestellt, bekommt ihn schon im September, einen Astra im Dezember.
Unverbindliche Preise
Als „nicht überragend, aber in Ordnung“ bezeichnet Peter Waibel, Geschäftsführer des Mercedes-Benz-Autohauses Vögtle und Waibel die aktuelle Nachfrage, der überwiegend Gebrauchtwagen im Angebot hat. Davon werden verkaufe er etwa 80 Prozent mit Diesel oder Benzin. Die Händler berichten über steigende Preise. Hasieber allerdings, dass Hersteller üblicherweise auch sonst erklärt, unabhängig von Krieg und Pandemie, die Preise zweimal im Jahr anheben. Bei Opel gab es zuletzt Anfang des Jahres Preiserhöhungen.
Was Hasieber erwartet neu ist: Manche Hersteller legen einen unverbindlichen Kaufpreis fest; wenn der Wagen dann allerdings in einem Jahr geliefert wird, kann er schon rund acht Prozent teurer sein. Im Autohaus Hasieber sei der Preis garantiert.
Keine Schnäppchenjäger
„Diejenigen, die jetzt Autos kaufen, stehen oft unter Zugzwang. Sie brauchen oder wollen unbedingt ein Auto“, sagt Hasieber. Momentan seien keine Schnäppchenjäger unterwegs, die auf günstigen Gebrauchtwagen aus sind. Denn Gebrauchte sind momentan auch nicht billig zu haben.
Im Autohaus Braun und Maurer, im Autohaus Hasieber und im Autohaus Ehingen werden immer mehr neue Elektroautos verkauft. Julian Hasieber meint, im letzten halben Jahr haben sich etwa zwei Drittel seiner Opel-Kunden für vollelektrische Wagen entschieden. Laut Bernd Haller haben rund die Hälfte der im Autohaus Ehingen verkauften Neuwagen eine Form der elektrischen Unterstützung.
Es ist nicht so, dass die Autohändler der Region keine Vorführwagen haben bzw. Autos zur Probefahrt. „Von jedem Modell ist ein vorhanden“, sagt Bernd Haller. Schwierig ist es Konrad Aierstock vorausgesetzt, wenn ein Kunde etwa einen Unfall hat und schnell einen Ersatzwagen benötigt. Schwierig ist es auch in der Werkstatt des Autohauses Vögtle und Waibel: Hier behindert der Teilemangel die Arbeit, es fehlt immer wieder beispielsweise Sensoren oder Blech, wie Peter Waibel berichtet.
Andere Probleme als nagelneues Auto
Was außerdem fehlt, sind Kabelbäume aus der Ukraine. Kabelbäume laufen von vorne bis hinten durch das Auto, an ihnen wird alles angeschlossen, von den Lautsprechern bis zur Warnblinkanlage. Es ist jedoch laut Haller nicht so, dass in der Ukraine wegen des Krieges keine Kabelbäume produziert werden. Die Produktion läuft unter erschwerten Bedingungen weiter. Wenn es zu einem Luftalarm kommt, verstecken sich die Arbeiter im Keller, erzählt Haller. Danach verlassen sie den Keller und arbeiten weiter.
Aierstock meint, die meisten seiner Kunden hätten Verständnis für die aktuelle Marktsituation. Haller sagt, er bekommt jeden Tag fünf Anrufe von Kunden, die mehr oder weniger verärgert fragen: „Wo bleibt mein Auto?“ Dann berichtet ihnen Haller von Häfen in China, in denen wegen Lockdowns nichts mehr be- und entladen wird.

Autohäuser im Modus Krisen – trotz voller Auftragsbücher Plus
Haller wünscht sich mehr Verständnis für Autohäuser, diese seien nicht schuld an der Liefersituation. Oder er berichtet von der Situation der ukrainischen Arbeiter in den Kabelbaum-Fabriken. „Ihr geht alle abends ruhig schlafen.“ Diese Menschen hätten ganz andere Probleme als auf ein nagelneues Auto zu warten.
„Fahrzeuge werden immer gebraucht“
Mercedes-Benz-Händler Waibel geht nicht davon aus, dass die Liefersituation in Zukunft besser wird. Verkaufsleiter Haller erwartet, dass sich die Lage für etwa ein Jahr kaum verändert, also weder besser noch schlechter wird. Insgesamt zeigt er sich optimistisch: „Fahrzeuge werden immer gebraucht.“
Quelle: www.schwaebische.de