Welches E-Auto aus China gibt es 2022 in Deutschland?
Die Bilanzen stimmen, doch wird die deutsche Autobranche mit einem düsteren Szenario konfrontiert: Während Marktanteile auf dem wichtigsten Automarkt der Welt, der Volksrepublik China, langsam verloren gehen, erobern die Chinesen ihrerseits sukzessive (auch) den deutschen Markt. Wenn sich Qualität, Verarbeitung und Komfort nahezu auf einem Level befinden, Autos aus China jedoch günstiger beim Kauf sind, erscheint diese These auch nicht unrealistisch. Wir erläutern, welche Elektroautos aus China im Jahr 2022 in Deutschland erhältlich sind – und es bald aller Voraussicht nach sein werden.
Aiways U5 und U6: SUV-Gespann mit ungewöhnlichem Vertrieb
Einen steilen Aufstieg hat die Marke Aiways hingelegt. Erst 2017 in Schanghai gegründet, besitzt das Tochterunternehmen Aiways Automobile Europe Gmbh bereits eine Vertretung in München. Was den Vertrieb betrifft, geht Aiways in Deutschland ungewöhnliche Wege: Weil es zu lange dauert und viel kostet, eigene Autohäuser aufzubauen, kann man über die Elektronik-Kette Euronics das erste in Deutschland angebotene Modell Aiways U5 (hier geht es zum Testbericht) zur Probe fahren. Das ist in fast 50 Filialen der Fall, wie uns der Hersteller auf Nachfrage erläutert. Bei Gefallen kann das dynamische China-SUV online bestellt werden. Auch was Wartung und Reparatur betrifft, holte sich Aiways für Deutschland einen Partner an Bord: das Unternehmen ATU.
Der edle Crossover U5 von Aiways (Stromverbrauch kombiniert: 16,4 – 17,3 kWh/100 km; CO2-Emissionen 0 g/100 km²) wird in zwei Ausstattungsvarianten angeboten, Xcite und Prime. Mit einem Einstiegspreis von knapp 36.000 Euro (dazu kommen 590 Euro Überführungskosten) ist das SUV U5 günstiger als der vergleichbare VW ID.4, besitzt jedoch einen höheren Ausstattungsumfang. Das exotische Modell enthält einige Features, die bei hiesigen Rivalen Aufschlag kosten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um innovative Fahrassistenz-Programme, auch eine 360-Grad-Panoramakamera sowie ein Parkradar-System sind an Bord. Durch die Umweltprämie lässt sich der Kaufpreis somit auf unter 30.000 Euro drücken. Der Airways U5 Prime kostet 6.000 Euro mehr, hier sind u. a. Sitzheizung, Panorama-Glasdach und Ledersitze integriert. Warum Aiways-Modelle etwas günstiger sind als vergleichbare Rivalen? Es sind keine Navi-Systeme verbaut, das habe jeder Kunde per Smartphone selbst bei sich.
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Das nächste Modell der noch jungen Marke steht übrigens in den Startlöchern: Mit der SUV-Coupé-Version Aiways U6 soll schon bald das zweite Elektroauto der Marke bestellbar sein. Das Konzept der Abwandlung des U5 ist bekannt: Es handelt sich um die identische technische Plattform des Crossovers, dazu jedoch mit einer flacheren, dynamischen Silhouette ausgestattet.
Nio ES8 und ET7: Zwei preiswerte Neuzugänge für den Premiummarkt
Ähnlich wie Aiways hat das Startup Nio zügig Nägel mit Köpfen gemacht und sein Firmenkonstrukt rasch erweitert: Gegründet 2014, 2016 das erste Elektroauto vorgestellt und 2018 mit weltweit über 5.000 Mitarbeitern den Börsengang vollzogen. Bereits seit 2015 betreibt die Premiummarke in München ein Designcenter. Das Unternehmen aus Shanghai setzt alles daran, zu einer ernsthaften Alternative für Tesla zu werden. Mit dem Supersportler Nio EP9 bewies das chinesische Unternehmen technologisches Know-how. Mittlerweile schlug das Start-up mit dem Nio ES8 eine andere Richtung ein und hat bald auch in Deutschland das Siebensitzer-SUV mit E-Antrieb im Angebot. Der Bestellstart soll noch im Jahr 2022 erfolgen.
Nio macht es übrigens auch im Hinblick auf den Kundenservice wie Tesla – und erledigt Reparatur- und Wartungsarbeiten anhand mobiler Servicefahrzeuge vor Ort bei den Kunden. Ein Clou, der bei Kunden in China für Begeisterung sorgt: In unter vier Minuten lässt sich bei den Modellen der Akku tauschen, statt das man an einer Stromtankstelle laden muss. Das spart Zeit und gewähre besonders auf Langstrecken praktische Vorteile. Das funktioniert anhand von Batteriewechselstationen, die für Nio bereits in der asiatischen Heimat oder auch in Norwegen eine große Rolle spielen. Jedoch kann das Nio-Elektroauto auch auf herkömmliche Weise zuhause oder per Schnellladung fit für weitere Kilometer gemacht werden. Die Fahrzeuge der chinesischen Elektro-Marke besitzen eine charmante Sprachassistentin: Sie heißt Nomi und stellt auf Wunsch den Radiosender ein, öffnet das Glasdach, knipst Fotos oder vollzieht die Streckenplanung per Navi. In Deutschland ist wunschgemäß noch 2022 das in Bayern designte SUV Nio ES8 (Stromverbrauch kombiniert: 19,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km) erhältlich.
Zudem kündigt sich ein weiteres Nio-Modell an: Der Nio ET7 soll als “Tesla-Jäger” Konkurrenten wie Model S oder BMW 7er Verkaufsanteile streitig machen. Dynamisch, elegant, jedoch eher zurückhaltend im optischen Auftritt und reduziert, was überflüssigen Schnickschnack betrifft: Die Limousine fungiert als weiteres Nio-Flaggschiff und soll gegenüber der Konkurrenz mit einem imposanten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Die Markteinführung für Deutschland ist ebenfalls Ende 2022 vorgesehen.
CAPTION: Die über fünf Meter lange Limousine Nio ET7 nimmt es mit Porsche, Tesla und BMW auf – wird dem Vernehmen nach in Deutschland jedoch günstiger zu haben sein.
Kündigen sich weitere Modelle des Herstellers Nio hierzulande an? Vorerst nicht, man fokussiere sich auf die beiden genannten Premiumfahrzeuge. Mit ihnen möchte man sich zwischen VW und Audi positionieren, ließ Firmenchef William Li kürzlich wissen.
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Smart #1: Erstes Elektroauto aus deutsch-chinesischer Ehe
An Volvo- und mittlerweile auch Polestar-Elektroautos mit schwedisch-asiatischen Genen hat sich Deutschland gewöhnt – schließlich befinden sich die klangvollen Markennamen durch den Autobauer Geely in chinesischer Hand. Das hierzu künftig auch Autos der Marke Smart zählen, ist hingegen neu. Mercedes-Benz beschloss mit dem Konzern ein 50:50-Joint-Venture, die E-Autos von Smart werden künftig ausschließlich in China produziert – und von dort auch nach Europa importiert. Den Anfang macht der Smart #1, er wildert im Segment der Mini- bis Kompakt-SUV. Die Homologation steht noch aus, daher gibt es noch keine Verbrauchswerte. Gleiches gilt für die Preise, Schätzungen zufolge wird der neue Smart-Stromers aus China kaum unter 33.000 Euro kosten (abzüglich Umweltbonus).
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Seres 3: Dynamischer Elektro-Crossover bereits in Deutschland erhältlich
Was VW mit der Submarke ID macht, gibt es auch auf Chinesisch: Seres ist eine eigene Elektroauto-Marke, die im Rahmen einer Partnerschaft zwischen Dongfeng und Sokon Motors gegründet wurde. Das Joint-Venture trägt den Namen DFSK. Der Fengon E3 EV ist das erste elektrifizierte SUV dieser Zusammenarbeit – und auch in Europa erhältlich. Auf dem hiesigen Markt wird das hübsch anzusehende E-SUV unter dem Namen Seres 3 vermarktet. Über den Importeur Indimo Automotive landet der Stromer bereits im deutschen Handel. “Chinesische Autobauer kommen mit großen Schritten auf den europäischen Markt und bieten den Kunden eine preisgünstige Alternative zu den bislang angebotenen Produkten”, schildert André Marr von Indimo. Den Seres 3 gibt es in zwei Ausstattungen, in der Basis sind u. a. Navi, Klimaautomatik, elektrisch verstellbare Vordersitze und Regensensor inkludiert. Acht statt zwei Airbags besitzt der Seres 3 (Stromverbrauch kombiniert: 18 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km) leider nur in der höheren Variante mit dem “Luxury”-Paket (3500 Euro teurer). Dort befinden sich zudem weitere Sicherheitssysteme wie Spurhalter, 360-Grad-Kamera oder ein Frontkollisionswarner.
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Doch das war es noch nicht: Das Projekt Seres bringt weitere Elektro-Crossover hervor, die bald auch hierzulande Personen mit einem Hang für exotische E-SUV kaufen können. Dazu gehört der Seres 5, auf dessen Basis Huawei in China seinen Einstieg in den Autosektor vorantreibt. Vermutlich noch im Jahr 2022 erreicht die ursprüngliche Version, die in der Heimat schon länger auf dem Markt ist, auch Deutschland. Es handelt sich um ein sportliches Sport-SUV, dessen konkrete Leistungsdaten noch nicht auskunftsfähig sind. “Der Marktstart für den Seres 5 wurde vom Hersteller für das vierte Quartal bereits verbindlich zugesagt”, erläutert uns Importeur Indimo. Von dort aus werden Händler im ganzen Land mit dem dynamischen SUV-Coupé bedient.
Ora Cat: Lifestyle-Kleinwagen hatte auf der IAA großen Auftritt
Der chinesische Autokonzern Great Wall Motors (GWM) drängt auf den europäischen Markt. Auf der IAA 2021 konnten sich Besucher davon ein prägendes Bild machen: Die Premiummarke Wey vereinnahmte auf dem Messegelände eine riesige Fläche, wo das geschmackvoll klingende Hybrid-SUV “Coffee” vorgestellt wurde. Auch mit einem Lifestyle-Modell der E-Auto-Submarke Ora war das asiatische Unternehmen vor Ort: Der Ora Cat ist ein kleines Elektroauto, das mit einem stylischen – europäisch inspirierten – Design, überzeugender Ausstattung und einem günstigen Preis aufwartet. Denn bereits in der Basis ist das E-Auto mit den klassischen Rund-Scheinwerfern im Hinblick auf Infotainment, Sicherheit und Komfort üppig bestückt. Gegen Aufpreis gibt es Annehmlichkeiten wie zum Beispiel Panoramadach. Im Fond bietet der Ora Cat den Insassen überdurchschnittlich viel Platz, dafür leidet der Stauraum im Kofferraum. Die „gute Katze“, so der übersetzte Name, wird ab Mitte 2022 nach Deutschland ausgeliefert.
MG: Kultmarke in chinesischer Hand nimmt deutschen Markt ins Visier
Seit etwa 15 Jahren befindet sich der legendäre britische Autohersteller MG Motor in chinesischer Hand. Damals übernahm der Konzern SAIC die Traditionsschmiede, fortan wurden neben China auch in Birmingham diverse Modelle produziert und vertrieben. Die Autoproduktion in Großbritannien wurde jedoch (womöglich auch wegen des Brexits) eingestellt. Mit in der asiatischen Heimat gefertigten E-Autos gibt es nun auch in Deutschland eine Modelloffensive:
Mit dem weltweit ersten Elektro-Kombi stapft MG in eine bisherige Lücke, die verheißungsvoll sein könnte: Denn gerade hierzulande erfreute sich das Kombi-Segment einer großen Beliebtheit. Der MG5 EV ist seit Frühjahr 2022 erhältlich: mit einem leistungsfähigen Akku und einer Reichweite von knapp 400 Kilometer (Modell “Luxury”). Ab Juni kommt die günstigere Variante “Comfort” hinzu, mit kleinerer Batterie und weniger Reichweite. Jedoch ist der E-Kombi in dieser Version sportlicher unterwegs (130 kW bzw. 177 PS).
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Neben dem Elektro-Kombi hat MG in Deutschland zwei weitere Eisen im Feuer: 2021 brachte der Autokonzern SAIC bereits das Kompakt-SUV MG ZS EV auf den Markt. Zur Wahl stehen zwei Batterieversionen, das große 70-kWh-Akkupaket ermöglicht eine WLTP-Reichweite von 440 Kilometer. Eine Batterie mit 50,3 kWh Speicherkapazität für 320 Kilometer folgt umgehend. Der klassisch designte MG ZS EV (zum Testbericht) wirkt solide und bodenständig, ist ein alltagstauglich konzipiertes E-Auto. Nicht nur die Preise sind im Vergleich zur deutschen und manch asiatischer Konkurrenz anziehend: Fünf Sterne beim Euro-NCAP-Crashtest und eine siebenjährige Garantie (auf Auto und Batterie) wirken vertrauensvoll.
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Statt wie früher Sportwagen vertreibt MG nun Plug-in-Hybride und E-Autos. Als Testballon wirkte zunächst Norwegen, mittlerweile gibt die Marke auch in Deutschland Gas. Mit dem SUV Marvel R Electric greift MG Motor sogar die Sport-Tradition der (britischen) Markenhistorie auf: Denn der Crossover ist in einer “Performance”-Variante erhältlich – und die glänzt mit Allradantrieb (insgesamt drei E-Motoren an Front- und Hinterachse) und athletischen Fahrdaten. Kostprobe gefällig? ein maximales Drehmoment von 665 Newtonmeter. Wer es gemächlicher mag, wählt den MG Marvel R Electric in der “Comfort”- oder “Luxury”-Version. Günstig ist der MG Marvel R Electric nicht, es handelt sich um ein Premiummodell, das zudem in den Bereichen Komfort und Sicherheit glänzt: Das Programm “MG Pilot” beinhaltet 14 Assistenzsysteme, dazu gibt es LED-Lichter und ein Panorama-Glasdach bereits im Basismodell.
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JAC e-JS4 EV: Ernster Rivale im hart umkämpften SUV-Segment?
Mit dem JAC e-JS4 ist dem Vernehmen nach noch im Jahr 2022 ein weiteres China-Modell in Deutschland erhältlich. „Ein neues Zeitalter der E-Mobilität“ nennt die Marke JAC vollmundig ihr zweites Elektro-SUV für den europäischen Markt, schon jetzt ist dann und wann der JAC e-S2 in benachbarten Ländern Österreich und Schweiz zu sehen. Aufgrund einer VW-Partnerschaft der Marke könnte der auf Basis eines Verbrenners entwickelte, größere JAC e-JS4 auch deutsche Gene besitzen (MEB-Plattform?). Das Mittelklasse-SUV soll noch 2022 hierzulande den Marktstart vollziehen. In der Schweiz ist der elegante Stromer bereits bestellbar. Dort kostet die leistungsstärkste der drei in China erhältlichen Varianten mit 193 PS (66-kWh-Akku) umgerechnet knapp 33.000 Euro, vor Abzug der Elektro-Kaufprämie.
*Technische Daten unter Vorbehalt
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Quelle: www.autoscout24.de