Angesichts steigender Energiepreise sind viele Menschen auf der Suche nach einer günstigen Quelle für den Energiebedarf der verschiedensten Geräte. Das lässt sich auch an der Popularität entsprechender Artikel auf TechStage ablesen. Zu den meistgelesenen Beiträgen der letzten Monate zählen etwa Berichte über Solar-Powerstations und Stromspeicher für Photovoltaikanlagen.
Auch der steigende Absatz von elektrisch betriebenen Fahrzeugen untermauert diesen Trend. Insgesamt sind in Deutschland über 600 000 E-Fahrzeuge zugelassen. 2019 waren es noch weniger als 100 000. Ein Grund für die steigende Popularität der Elektrofahrzeuge dürfte darin liegen, dass viele nach Alternativen zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor suchen, um unabhängiger von steigenden Preisen bei fossilen Energieträgern zu werden.
Dass Strom gerade ebenfalls teurer wird, ändert daran nichts. Schließlich haben viele Länder das Ende des Verbrennermotors beschlossen, sodass zum elektrischen Antrieb derzeit keine massentaugliche Alternative besteht. Zwar sind auch Wasserstoff-Autos immer mal wieder ein Thema. Doch außer BMW und einige asiatische Autohersteller setzen die meisten Auto-Konzerne auf den elektrischen Antrieb.
Rechtliche und technische Voraussetzungen für den Einbau einer Wallbox
Allerdings schreckt viel potenzielle Käufer eines E-Fahrzeugs ab, dass in der Regel keine eigene Ladeinfrastruktur in den eigenen oder gemieteten vier Wänden vorhanden ist. Und das Ausweichen auf öffentliche Ladesäulen ist für die meisten keine Alternative, da der dort erhältliche Strom teurer als das Laden zu Hause ist. Und wer parkt schon sein neues Auto über Nacht an einer öffentlichen Ladesäule?
Während der Einbau einer Wallbox im Eigenheim kein Problem darstellt, sah es bis vor Kurzem für Mieter oder Eigentümer in einem Mehrparteien-Wohngebäude völlig anders aus. Hier entscheidet die Eigentümergemeinschaft darüber, ob eine bauliche Maßnahme wie der Einbau einer Wallbox erlaubt oder verboten wird. Doch im Fall von Wallboxen hat dieses Entscheidungsprinzip der Gesetzgeber zum 1.12.2020 geändert. Seither gibt es das sogenannte Recht auf eine Wallbox. Mieter oder Eigentümer müssen zwar noch immer einen Antrag bei der Eigentümergemeinschaft stellen, doch diese kann den Einbau einer Wallbox nicht mehr grundsätzlich verbieten.
Natürlich müssen die technischen Voraussetzungen gegeben sein. Schließlich benötigt eine leistungsfähige Wallbox einen Starkstromanschluss. Und wenn in einer Tiefgarage nicht nur ein, sondern alle Stellplätze mit einer Wallbox ausgestattet werden sollen, muss der elektrische Hausanschluss und die Verkabelung auf den höheren Energiebedarf ausgelegt sein.
Für Eigenheimbesitzer mit Photovoltaikanlage (Themenwelt) ist der Einbau einer Wallbox für das Laden eines Elektroautos besonders lohnenswert. Sie können dann das Fahrzeug mit selbst produziertem Strom laden – in Verbindung mit einem Stromspeicher ist das auch nachts möglich – und profitieren dadurch von einem günstigeren Preis für die Kilowattstunde Strom im Vergleich zu öffentlichen Ladesäulen oder Strom aus dem E-Werk.
Kosten und Leistung von Wallboxen
Der Anschluss einer Wallbox ans normale Stromnetz mit 230 Volt und 16 Ampere ist allenfalls für Plug-in-Hybride mit einer niedrigen Batteriekapazität empfehlenswert, vorausgesetzt, die vorhandenen Stecker und Kabel halten die thermische Belastung aus.
Bei vollelektrischen Fahrzeugen, die meist Akkus mit deutlich über 40 kWh Kapazität an Bord haben, sollte eine Wallbox mit Starkstrom (400 Volt) versorgt werden. Nur so lässt sich ein E-Fahrzeug innerhalb weniger Stunden aufladen: Während das Laden eines Akkus mit einer Kapazität von 40 kWh am herkömmlichen Stromanschluss mit 230 Volt und 16 Ampere etwa 12 Stunden dauert, ist der Ladevorgang mit einer Wallbox an einem 400-Volt-Anschluss und dreiphasiger 16-Ampere-Absicherung in nur 3,5 Stunden erledigt. Wallboxen mit dreiphasiger 32-Ampere-Absicherung benötigen dafür sogar nur 2,5 Stunden.
Bisher hat der Staat die Kosten für den Einbau einer Wallbox gefördert. Doch diese Regelung ist ausgelaufen. Möglicherweise gibt es allerdings noch kommunale Förderungen. In München soll beispielsweise im Juni über neue Förderrichtlinien entschieden werden.
Allerdings kostet eine Wallbox auch nicht die Welt. Günstige Modelle gibt es bereits für wenige Hundert Euro – zuzüglich Einbau. Die Kosten für den Einbau liegen zwischen wenigen Euro bis zu 2000 Euro – je nachdem, wie aufwendig die Verlegung einer Starkstromleitung bis zum Montageort der Wallbox ist.
Auswahl einer Wallbox
Die meisten aktuellen Elektrofahrzeuge können nur zwischen 5,5 kW und 11 kW laden. Bei Plug-in-Hybriden sind es sogar überwiegend nur 3,6 kW. Eine entsprechend darauf abgestimmte Wallbox ist ideal. Mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, etwa mit einer 22-kW-Wallbox ein Plug-in-Hybrid-Fahrzeug zu laden, lohnt sich also nicht. Für die meisten E-Auto-Besitzer sind daher in der Regel Wallboxen mit 11 kW Leistung ausreichend.
Wer eine 22-kW-ladefähiges Fahrzeug besitzt und dafür eine entsprechende 22-kW-Variante einbauen will, muss mit höheren Kosten für Wallbox und Montage rechnen. Außerdem ist es erforderlich, die Ladestation beim Netzbetreiber nicht nur wie die 11-kW-Modelle anzumelden, sondern genehmigen zu lassen. Hierdurch entstehen Kosten von durchschnittlich 500 Euro zusätzlich, die im Einzelfall für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen aber auch höher ausfallen können.
Smart-Home-Integration
Eigenheimbesitzer mit Photovoltaikanlagen, die ihr Fahrzeug über eine Wallbox mit selbstproduziertem Strom laden möchten, sollten darauf achten, dass die Ladestation mit ihrem Home Energy Management System (HEMS) zusammenarbeitet. Damit wird eine möglichst effiziente Nutzung des Solarstroms realisiert, sodass der Zukauf von teuren externen Strom minimiert wird.
Wallbox-Zugriff beschränken
Wer seine Wallbox in einer Tiefgarage montiert, zu der mehrere Personen Zutritt haben, ist in der Regel an einer Absicherung interessiert. Das realisieren Wallboxen über eine PIN, per App oder eine RFID-Karte. Die meisten getesteten Wallboxen beherrschen mindestens eines dieser Autorisierungsverfahren. Lediglich die Modelle Heidelberg Wallbox Energy Control, Keba Ke-Contact P30 x-series 98101 und PC Electric Wallbox GLB 353419P unterstützen keine dieser Möglichkeit zur Identifizierung.
Testsieger
Günstig ist gut, stimmt nicht immer. Aber im Wallbox-Test von ADAC, ÖAMTC und Stiftung Warentest ist genau das der Fall. Die vom österreichischen Unternehmen Go-e gefertigte Charger HOME fix gewinnt zusammen mit der doppelt so teuren Variante Commander 2 von Wallbox Chargers. Beide Modelle bieten nicht nur eine sichere und zuverlässige Ladefunktion, sondern auch eine ausgezeichnete App. Mit der können Anwender nicht nur Verbrauchsdaten einsehen, sondern auch den Zugang zur Wallbox konfigurieren. Bei der Homefix 11 kW erfolgt die Autorisierung über die App oder eine RFID-Karte, während die Commander 2 noch zusätzlich per PIN-Code abgesichert werden kann.
Apropos App: Von den 2022 getesteten 12 Wallboxen bieten neben den beiden Testsiegern noch die Modelle von ABB, Easee und Innogy eine App-Steuerung, wobei das nicht immer eine Möglichkeit zur Fernsteuerung beinhaltet. Die ABB Terra AC W11-G5-R-0 nutzt zur Kommunikation mit der App lediglich Bluetooth, sodass sie sich nur in direkter Umgebung steuern lässt.
Der Testsieger Go-e Charger HOME fix sowie die drittplatzierte Easee Home 10103 laden nach einem Stromausfall automatisch weiter, während das andere Wallboxen im Test nur bei deaktivierter Autorisierung beherrschen.
Da ADAC, ÖAMTC und Stiftung Warentest regelmäßig durchführen, lohnt auch ein Blick auf die älteren Testergebnisse. Dort finden sich Modelle, die zum Teil besser bewertet wurden und auch günstiger sind. Allerdings bieten die älteren Modelle meist keine App-Steuerung.
Preise
Die 2022 getesteten Modell kosten bis zu 1330 Euro. Der Testsieger, die Go-e Charger HOME fix, kostet regulär 675 Euro und ist damit das günstigste Modell. Bei Amazon ist sie gerade für 619 Euro im Angebot. Der zweitplatzierte Commander 2 von Wallbox Chargers kostet 1300 Euro. Dafür bietet sie als einziges Modell einen intuitiv bedienbaren Touch-Screen. Die drittplatzierte Easee Home 10103 kostet 850 Euro.
Fazit
Mit einer Wallbox können Besitzer von E-Autos ihr Fahrzeug bequem zu Hause sicher und günstig laden. Insgesamt zeigen die Tests von ADAC, ÖAMTC und Stiftung Warentest, dass Wallboxen inzwischen ein gutes Leistungsniveau erreicht haben: Zehn von zwölf Testkandidaten erreichten die Note „gut“. Anwender, die mithilfe einer App auch aus der Ferne auf die Wallbox zugreifen möchten und an einem Fortgang des Ladevorgangs nach einem Stromausfall interessiert sind, greifen zum Testsieger von Go-e oder zum Drittplatzierten Easee Home 10103. Beide Wallboxen erlauben zudem eine Integration ins Smart Home.
Quelle: www.techstage.de