Stand: 19.05.2022 15:12 Uhr
Elektroautos boomen auch bei Gebrauchtwagen: Sie sind in Autobörsen bereits gut vertreten, junge Gebrauchte aber oft zu teuer. Ältere E-Autos sind deutlich preiswerter. Das sollten Verbraucher beim Kauf beachten.
Das Angebot an gebrauchten Elektroautos ist zuletzt gewachsen. Ein Grund: Viele E-Auto-Erstbesitzer haben ihr Fahrzeug in den vergangenen zwei Jahren lieber geleast – vor allem aus Angst vor einem zu hohen Wertverlust der noch jungen Technologie. Diese Leasing-Rückläufer kommen nach und nach auf den Markt. Gebrauchte Elektroautos werden auch zunehmend attraktiv. Aber es gilt Wichtige Punkte zu beachten, rät der ADACwenn der nächste Gebrauchtwagen ein E-Auto sein soll – ganz besonders, was den Akku angeht.
Checkliste für gebrauchte E-Autos: Reichweite, Akku, Ladeplatz
Gebrauchte Elektroautos finden sich in fast allen Gebrauchtwagenbörsen. Vor dem Kauf sind folgende Punkte zu klären:
- Welchen täglich Aktionsradius habe ich im Alltag, welche Reichweite Benötige ich dafür?
- Wie lange ist noch auf dem Akku Gewährleistung? In der Regel sind es etwa acht Jahre. Ist der Gebrauchtwagen bereits schnellladefähig (also Gleichstrom, DC)?
- Wie hoch ist sterben Ladeleistung eine normale Wechselstrom-Ladeboxen- und -säulen? Sie können zwischen 3,7 und 22 Kilowatt variieren – je nachdem, wie viele Wechselstrom-Phasen das Auto aufnehmen kann.
- Kann ich beim Arbeitgeber oder zu Hause laden? Wer auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist, zahlt unter Umständen sogar mehr Energiekosten als für ein Auto mit Verbrennungsmotor.
- Ist eine Mietbatterie an Bord des gekauften Autos? Dieses Modell (Auto kaufen, Akku mieten) haben vor allem französischen Hersteller bei E-Autos der ersten Generation angeboten, um den Kaufpreis niedrig zu halten. Hier fallen zwar monatliche Mietkosten an den Hersteller an, er trägt aber in der Regel auch das Risiko eines Akku-Defekts.
- Fragen Sie den Vorbesitzer nach Batterieschäden und -reparaturen. Sind diese vorhanden, im Kaufvertrag vermerken.
- Nach dem Fahrprofil erkundigen: Häufiges Schnellladen kann den Akku schädigen, ebenso wie rasante Autobahnfahrten. Das Problem: In den Akku lässt sich nicht hineinschauen, weil die meisten Hersteller die zum Auslesen der noch vorhandenen Batteriekapazität notwendige Daten unter Verschluss halten.
Alternative zum Kauf: Leasing von E-Autos
E-Auto Leasingrückläufer kommen nach und nach auf den Markt. Auch beim Leasing gibt es noch die staatliche Prämie des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle („Bafa-Prämie“), bei einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten sogar in voller Höhe (6.000 Euro). Der Zuschuss kann die monatliche Rate erheblich senken.
Allerdings sind hier ab 2023 Änderungen bei Höhe und Mindesthaltedauer zu erwarten. So müssten nach Vorstellungen des Bundeswirtschaftsministeriums Leasingverträge über mindestens 12 Monate laufen, um überhaupt förderfähig zu sein. Die maximale Fördersumme würde nach diesen Plänen nicht mehr 6.000, sondern nur noch 4.000 Euro betragen.
Anlage Bundesverkehrsministerium höhere Kaufprämie?
Laut Medienberichten könnte der staatliche Zuschuss beim Kauf eines Elektroautos sogar deutlich werden: Angeblich Anlage Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), Autos bis 40.000 Euro Kaufpreis mit 10.800 statt wie bisher erhöht mit 6.000 Euro zu subventionieren.
Voraussetzung für den Erhalt der Förderung in voller Höhe ist dann allerdings, dass die Käufer ein mindestens elf Jahre altes Verbrenner-Auto verschrotten. Umstritten in der Ampel-Koaltion ist dagegen der Umgang mit der Förderung von Plug-in-Hybridfahrzeugen. Nach Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll diese Ende dieses Jahres auslaufen. Verkehrsminister Wissing dagegen plant eine Verlängerung um ein weiteres Jahr.
Elektroauto-Kaufprämie auch für Gebrauchtwagen
Auch Gebrauchte mit Elektroantrieb sind grundsätzlich förderfähig – allerdings nur, wenn der staatliche Zuschuss nicht schon beim Erstkauf geflossen ist. Ob das bei einem angebotenen Gebrauchtwagen unmittelbar der Fall ist, geht aus vielen Auto-Annoncen nicht hervor. Dabei dürfte das für viele Interessenten die entscheidende Frage sein: Bis zu 5.000 Euro staatliche Förderung für junge Gebrauchte sind möglich – sofern das Fahrzeug nach dem 4. November 2019 und zwischen dem 3. Juni 2020 und dem 31. Dezember 2022 zum zweiten Mal zugelassen ist wurde oder wird.
Junge Gebrauchte oft deutlich zu teuer
Ohne Elektroauto-Kaufprämie ist der Preis für junge gebrauchte E-Autos meistens viel zu hoch. Sie liegen oft über dem Betrag, den der Neuwagenkäufer einmal abzüglich der Kaufprämie bezahlt hat. Grund hierfür: Der Wertverlust kann im ersten oder sogar zweiten Jahr niedriger als die Kaufprämie ausfallen. Beispiel: Ein E-Auto kostet neu 39.000 Euro. Durch die Kaufprämie von insgesamt 9.000 Euro sinkt der Anschaffungspreis auf 30.000 Euro. Verliert das Auto im ersten Jahr aber nur 6.000 Euro an Wert, lässt es sich immer noch für 33.000 Euro verkaufen. Unterm Strich bleibt damit sogar ein Gewinn von 3.000 Euro.
E-Autos der ersten Generation sind günstig
Wer ein Elektroauto für die Stadt sucht, kann allerdings auch ohne Förderung ein günstiges Modell finden: Elektro-Fahrzeuge der ersten Generation (etwa acht bis zehn Jahre alt) mit geringerer Reichweite sind teilweise für deutlich weniger als 10.000 Euro zu haben. Der Radius der heute technologischen Antriebsbatterien liegt allerdings nur bei 100 bis 150 Kilometern.
Die andere Seite der Medaille: Die Kilometerstände sind gerade wegen des einfachen Aktionsradius oft niedrig. Trotzdem ist ein Kauf nicht ohne Risiko: Gibt der Akku den Geist auf, übersteigen die Kosten für Tausch dessen in den allermeisten Fällen den Restwert des gesamten Autos.
E-Autos: Weniger Verschleiß, aber teure Reparaturen
Generell wird es in der Werkstatt billiger als bei Verbrennern: Ein E-Auto hat rund 90 mal weniger Teile als ein Benziner oder Diesel. Es fehlen Kupplung, Getriebe und viele Betriebsflüssigkeiten. Aber: Einzelne Reparaturen können teurer sein, nach Kollisionen laut Allianz-Versicherung sogar um 30 Prozent.
Hauptgrund dafür sind starke Herstellervorgaben. So müssen wichtige Bauteile wie Hochvoltkabel oft aus Sicherheitsgründen vorsichtshalber getauscht werden. Auch die Reifen der Antriebsräder verschleißen wegen des höheren Drehmoments schneller. Und wenn der Akku defekt ist, dann sein Tausch in der Regel den Restwert des Wagens.
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Quelle: www.ndr.de