Infografik
Bild: DPA | Frank Hörmann / Sven Simon
44 Prozent aller Neuzulassungen in Bremen waren 2021 E- oder Hybridautos – so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zum Rest der Republik ist das Land aber nur Durchschnitt.
Wunsch und Wirklichkeit sind in der Politik nicht immer vereinbar. In Bremen gilt dies bislang beispielsweise für das Bestreben der seit zweieinhalb Jahren regierenden rot-grün-roten Koalition, die Verkehrswende hin zu deutlich weniger Autos und mehr Elektromobilität einzuleiten – und Bremen so zum Vorbild für eine umweltschonende Verkehrspolitik zu machen.
So ist der Bestand zugelassener Personenkraftwagen im kleinsten Bundesland dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) zuletzt sogar auf 301.106 gestiegen. „Das ist natürlich nicht so toll, denn wir wollen ja möglichst weniger Autos in der Stadt“, sagt Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer gegenüber buten un binnen. „Denn weniger Autos bedeuten auch mehr Platz für die Menschen auf den Straßen, aber vor allem auch weniger Lärm und weniger Abgase.“
E-Auto-Anteil in Bremen nur bundesweiter Durchschnitt
Auch bei emissionsfreien Fahrzeugen ist Bremen im Bundesvergleich bisher nur Mittelmaß. Die Quote der rein elektrisch betriebenen Autos an allen neu zugelassenen Wagen ist zwar im Jahr 2021 deutlich auf 11,78 Prozent gestiegen. Der Bundesdurchschnitt liegt jedoch bei 12,46 Prozent. Bei Hybridfahrzeugen, die zumindest über kurze Strecken elektrisch fahren können, machen die Neuzulassungen in Bremen immerhin 32,22 Prozent aus. Zum Vergleich: Im bundesdeutschen Schnitt liegt die Quote bei aktuell 29,15 Prozent.
Anteil an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen in Bremen und bundesweit
Insgesamt 15.561 Fahrzeuge sind im vergangenen Jahr im Land Bremen zugelassen worden. Darunter waren rund 5.000 Hybrid-Fahrzeuge und gut 1.800 reine E-Autos. Die Zahl der elektrisch betriebenen Pkw auf Bremens Straßen liegt damit noch immer unter 10.000. Damit sich dies bald ändert, sollen vor allem mehr Ladepunkte gebaut werden, Anlage des Senats. Davon gab es dem Ressort der Mobilitätssenatorin in Bremen Mitte Dezember 329 an 174 Standorten. Knapp ein Drittel sind sogenannte Schnellladepunkte. Dort lässt sich die Batterie in maximal 20 Minuten so aufladen, dass das Auto danach mindestens 200 Kilometer weit fahren kann.
Ein eigenes Programm zum Ausbau der Ladeinfrastruktur verfolgt das Mobilitätsressort nicht. Stattdessen sollen es private Firmen richten. Gut 20 Anbieter und Betreiber von Ladestationen gibt es derzeit in Bremen. Um Bau ihnen und Betrieb neuer Ladesäulen zu erleichtern, verzichten Bremen und Bremerhaven seit diesem Jahr auf Sondernutzungsgebühren. Bauanträge für die Säulen sind schon seit 2018 nicht mehr erforderlich. Darüber hinaus bewirbt sich Bremen derzeit für verschiedene vom Bund geförderte Ausbauprogramme.
Neuzulassungen verharren auf niedrigem Niveau
Um die Zahl der auf Bremens Straßen rollenden Autos zu senken, müsste in Bremen auch die Zahl der Neuzulassungen von Personenkraftwagen sinken. Seit 1990 tragen im Schnitt 0,72 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos ein Bremer oder Bremerhavener Nummernschild. Seit 2016 ist diese Quote zwar deutlich gesunken. Doch ausgerechnet seit Antritt der rot-grün-roten Koalition verzeichnete die Kurve wieder einen leichten Anstieg – und verharrte zuletzt bei 0,6 Prozent.
Anteil Bremens an allen Pkw-Neuzulassungen in Deutschland
Die Menge neuer Autos ist Mobilitätssenatorin Schaefer verzögert dabei nur eines der Probleme. „Mich besorgt vor allem der Trend zu immer größeren Autos“, sagt sie. Denn ein SUV würde nicht nur mehr Treibstoff, sondern auch mehr Platz verbrauchen.
Wenn, dann sollte der Trend eher zum Kleinen Auto gehen oder zum Carsharing.
Maike Schäfer, Senatorin für Mobilität
Mehr als 20.000 Bremerinnen und Bremer würden bereits Carsharing-Angebote nutzen, sagt Schaefer. Darüber hinaus wird die Senatorin vor allem die Alternativen zum Auto stärken. „Wir tun eben auch viel für den Fahrradverkehr“, sagt sie. Und nennt den Ausbau von Rad-Premiumrouten, geplante Fahrradbrücken, den Ausbau der Straßenbahn und geplante Taktverdichtungen im öffentlichen Nahverkehr. Die Wende gelinge eben nur, indem den Menschen entsprechende Angebote gemacht würden und ihnen die Folgen verdeutlicht würden, was es bedeute, gerade auch große Autos zu fahren.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 13. Januar 2022, 14 Uhr
Quelle: www.butenunbinnen.de