Ferrari hat dem 296 GTB das Dach abgesägt und ihn damit zum 296 GTS (Gran Turismo Spider) gemacht. Heißt: Bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h lässt sich das Hardtop versenken, und die betuchte Kundschaft kann sich die Haare zerzausen lassen. Tatsächlich sollte man für das potente Spaßgerät gut betucht sein. Satte 310.595 Euro müssen mindestens nach Maranello überwiesen werden.
Für den Gentleman Driver ist diese Summe sicher kein Problem, und am Ende hat er dann auch ein außergewöhnliches Spielgerät unter den Füßen. Antriebsseitig basiert der GTS auf dem 12-Grad-V6-Heck-Mittelmotor mit 663 PS, der auch den GTB befeuert.
830 PS Systemleistung dank Formel-1-Technik
Ganz anders als damals IST der neue V6 im 296 GTS zusätzlich mit einem Elektromotor, der weitere 167 PS zur Verfügung stellt. Das Hybridsystem ist übrigens dem Formel-1-Rennwagen und trägt deshalb auch die dort übliche Bezeichnung MGU-K (Motor Generator Unit, Kinetik).
Was den 296 GTS unterm Strich befähigt, mit einer Systemleistung von 830 PS und einem maximalen Drehmoment von 740 Newtonmetern an den Start zu gehen.
Die ganze Kraft liegt ab 6250 Kurbelwellenumdrehungen an und WIRD über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und das E-Diff auf die Hinterräder gedrückt, die mit 305er-Pneus besohlt sind.
Das sind Leistungswerte, die in dieser natürlich nur auf der Rennstrecke in Gänze abgerufen werden können. Denn wer mit konstantem Schub bei einem Leistungsgewicht von 1,86 kg/PS nach vorne geht, hat aus dem Stand in 2,9 Sekunden Tempo 100 erreicht und ist nach 7,6 Sekunden bei 200 km/h angelangt.
Die Höchstgeschwindigkeit gibt Ferrari mit über 330 km/h an. Im ersten AUTO BILD-Test auf italienischen Autobahnen und Landstraßen war das beim besten Willen nicht zu erfahren.
Extrempräzise Kurvenhatz dank Grip-Schätzfunktion
Was aber wahrscheinlich zu erfahren war: dass die zwischen den Zylinderbänken des V6 gelagerten Turboladers im Zusammenspiel mit dem E-Motor für einen nahezu ansatzlosen Vortrieb in allen Drehzahlbereichen sorgen. Wer auch den Pin so richtig ins Blech prügelt, kann gewiss sein, dass es hier kein Vertun gibt.
Das Ganze wird von Einem sicheren V6-Sound untermalt. Ferrari selbst spricht bei dem Motor vom „piccolo V12“, dem kleinen V12, und behauptet, dass der Klang eindeutig in diese Richtung geht.
Dazu kommt ein typisches Turbopfeifen und das sportliche Spritzen und Gurgeln aus dem mittig gelagerten Auspuff beim Zwischengas und den Schaltvorgängen. Da das alles in der Summe aber nie prollig und aufdringlich wirkt, gleicht der Klang eher einer Inszenierung als einem überzogenen Sportgerät. Dieses Soundarrangement funktioniert nicht nur bei geschlossenem, sondern auch bei offenem Verdeck.
Im Lenkrad sind alle Funktionen vereint
Der Fahrer selbst nimmt das alles aus sehr straffen Sportsitzen mit gutem Seitenhalt wahr, sterben dem oder anderen über die Langstrecke könnte etwas sehr hart vorkommen.
Anders als bei modernen Sportwagen ist das Cockpit des 296 gestaltet. Ferrari verzichtet auf einen überdimensionierten Touchscreen, bindet alle Informationen in einem großen Digitaldisplay direkt vor dem Fahrer ein.
Sämtliche Bedienfunktionen wurden um das Lenkrad verbaut, das von mächtigen Karbon-Schaltwippen flankiert wird. Das ist insofern gut, als kein Blink- oder Scheibenwischerhebel beim Lenken im Weg ist.
Der 296 GTS fährt bei jedem Akku 25 Kilometer rein elektrisch
Über ein Touchfeld an der auf sechs Uhr stehenden Lenkradspeiche WIRD auch der Motor gestartet. Das ist, wenn man den Charakter des 296 berücksichtigt, dann irgendwie komisch. Hier hätte man doch eher einen roten Startknopf erwartet. Ähnlich wie den Drehschalter, der sterben vier Fahrprogramme regelt.
Prinzipiell startete der Ferrari als Plug-in-Hybrid dank der 7,45 kWh leistenden Hochvoltbatterie immer elektrisch. Rollt bei voll geladenem Akku tonlos vom Hof und soll die 1,5 Tonnen Boliden genau so über 25 Kilometer bewegen. Erst wenn die Steuerlogistik der Meinung ist, der Motor muss eingreifen, wird der V6 gezündet.
Ist der Akku leer, kann er per Kabel geladen werden. Auf freier Strecke kümmert sich sicher der Brenner darum. Und natürlich wird rekuperiert, auch Roll- und Bremsenergie zurückgeführt.
Die Rekuperation ist perfekt ins Bremskonzept integriert
Apropos Bremsen. Während die Rekuperation bei Plug-in-Hybridautos nicht immer so ganz ohne Holpern und Stolpern vonstattengeht, ist es Ferrari gelungen, über ein Brake-by-Wire-System diesem Unbill komplett aus dem Weg zu gehen. Das Bremsen ist hier ebenso homogen wie der Wechsel zwischen den Antriebssystemen.
Bei dieser technischen Fitness und dem oben genannten Preis ist es daher überraschender, dass Ferrari dem 296 keine Assistenzsysteme an die Seite gestellt hat. Da gibt es weder Totwinkelwarner noch Spurhalteassistent oder Abstandsradar. Jedenfalls nicht im Testwagen.
Ferrari hat aber versichert, dass man all diese Zutaten etwas über die Optionsliste bestellen kann – was den Preis dann noch in die Höhe treiben dürfte.
Quelle: news.google.com