Bei Sono-Motoren entscheidet sich diesen Donnerstag, wie es weitergeht, ob das Solarauto Sion in Produktion geht – oder sich das Unternehmen künftig auf die Entwicklung und den Verkauf von Solarpanels konzentriert. Dem Startup aus München fehlen derzeit 104 Millionen Euro, um die „automobile Revolution“ auf die Straße zu bringen. Rund 46 Millionen Euro brachte bisher eine Crowdfunding-Kampage unter dem Motto #savesion ein.
Finanzsorgen treiben nun auch das niederländische Start Up Lightyear um. Ende November erst war bei Valmet in Finnland die Serienfertigung des weltweit erster Sonnenwagen Lightyear 0 gestartet worden – jetzt musste sterben 20 Arbeiter dort sterben Arbeit an dem über fünf Meter langen Stromer einstellen. Denn trotz (oder wegen?) eines Verkaufspreises von rund 250.000 Euro pro Fahrzeug fehlen Lightyear offenbar Geld und Bestellungen, um die Produktion wie geplant fortsetzen zu können. Nach Insidern soll das Projekt jeden Monat rund zehn Millionen Euro verbrannt haben.
Zahlungsaufschub beantragt
Das Unternehmen mit Sitz in Helmond hat deshalb jetzt bei Gericht für die Atlas Technologies BV, die für die Produktion des Lightyear 0 verantwortliche Tochtergesellschaft der Atlas Technologies Holding, einen Zahlungsaufschub beantragt. Die Atlas Holdinggesellschaft (der Halter der Marken- und Designrechte) sowie Lightyear Layer BV, der Entwickler und Hersteller der Solarmodule, sind hiervon nicht betroffen.
Lightyear hatte ursprünglich vor, 946 Exemplare des teuren Sonnenwagens zu produzieren. Lightyear-Geschäftsführer und -Gründer Lex Hoefsloot bestätigte gestern einen Bericht der niederländischen Finanzzeitung „Het Financiele Dagblad“, sich aufgrund die Produktion in Finnland als zu teuer herausgestellt habe. Nach Informationen von EDISON wurden bislang lediglich ein Dutzend Autos des Typs vollendet. Außerdem ist Lightyear in den letzten Monaten sehr schnell gewachsen – und damit auch die Kosten: Die Belegschaft zählt mittlerweile 600 Mitarbeiter. Gleichzeitig wurde es aufgrund der verschlechternden Wirtschaftslage viel schwerer, frisches Kapital von Investoren zu erhalten.
„Diese Entscheidung wurde nicht leichtfertig getroffen, denn sie betrifft alle, die sich mit uns auf diese Reise begeben haben“, versicherte Firmengründer Hoefsloot in einer Pressemitteilung. Statt dessen wolle man sich nun „mit aller Energie“ auf die Entwicklung des Lightyear 2 zur Serienreife konzentrieren – eine deutlich kompaktere und preisgünstigere Variante des Lightyear 0.
Alle Hoffnungen ruhen nun auf dem Lightyear 2
Angepeilt wurde eine Reichweite von rund 800 Kilometern und ein Preis von unter 40.000 Euro, sprach Vertreter des Unternehmens kürzlich bei der Präsentation eines Prototypen auf der Tech-Messe CES in Las Vegas. Angedeutet wurde dort, dass das Elektroauto nicht nur in den USA angeboten werden soll, sondern möglicherweise auch dort produziert werde – die massiven Subventionen der US-Regierung im Zusammenhang mit dem Inflation Recuction Act locken gerade heftig.
Das kompakte und sehr ansehnliche Elektroauto stieß nicht nur auf der Messe auf großes Interesse. Letzte Woche gab Lightyear bekannt, eine Vereinbarung mit der Leasinggesellschaft Arval getroffen zu haben. Das Unternehmen habe vor, 10.000 Exemplare des Lightyear 2 zu bestellen. Zuvor hatte schon Leaseplan eine ähnliche Vereinbarung über die Lieferung von 5000 Autos des Typs getroffen.
Doch nun gilt es erst einmal, die Scherben einzusammeln und zu schauen, wie das ehrgeizige Projekt noch zu retten ist, das aus der TU Eindhoven hervorgegangen war und unter anderem vom Reifenhersteller Bridgestone unterstützt wurde. Der Insolvenzantrag für Atlas Technologies BV bringt den Gründer von Lightyear, aber auch seinen neuen Chief Operating Officer, den Namen Audi-Einkaufschef Bernd Martens, in einer schwierigen Lage. Letzerer hatte erst im Dezember bei Lightyear angekündigt. Ein Sprecher des Unternehmens verwies für weitere Informationen auf den Insolvenzverwalter und die Pressemitteilung.
Schwerer Rückschlag auch für Valmet
Gemeinsam mit dem Management wird der vom Gericht bestellte „Kurator“ nun versuchen, in kurzer Zeit frisches Geld aufzutreiben. Das Personal wird vom staatlichen Arbeitsamt UWV vorläufig weiterbezahlt, wie es bei einem Antrag auf Zahlungsaufschub üblich ist. Die Investitionen, die das Unternehmen bisher aufgebracht hat – etwa 200 Millionen Euro, einschließlich des staatlichen Fonds Invest-NL – wären mit der Muttergesellschaft und nicht mit dem funktionsfähigen Teil von Lightyear verbunden, für den der Zahlungsaufschub beantragt wurde.
Die Nachricht aus Helmond ist auch ein Rückschlag für den Produktionsstandort Uusikaupunki von Valmet, mit rund 4.500 Mitarbeitern einer der größten Auftragsfertiger in Europa. Auch der Sion von Sono Motor soll hier gefertigt werden – wenn das Projekt gerettet werden kann. Vergangene Woche hatte Valmet bereits den Abbau von mehr als 600 Stellen ankündigen müssen. Denn auch die Produktion des Mercedes GLC in Finnland wird beendet.
(Ko-Autor: Peter Paul Keiser)
Quelle: news.google.com